Planeten-Bernsteinfeuer (German Edition)
arbeiten.
Langsam klärte sich ihr Blick und sie richtete sich wieder auf, diesmal allerdings bedeutend langsamer. Vorsichtig tastend bewegte sich sich Richtung Bad, die Übelkeit fest am Zügel haltend. Als sie jedoch im Bad war, gab es kein Halten mehr. Sie kotzte sich die Seele aus dem Leib. Gut, dass weder Kemar, noch Matina oder, Gott bewahre, Teti sie so sahen. Als sie schließlich nichts mehr erbrechen konnte, beseitigte sie matt alle Spuren des Desasters und schleppte sich nach ausgiebiger Mundhygiene unter die Dusche. Danach fühlte sie sich wieder besser und sogar hungrig. Was hatte sie sich da wohl eingefangen ? Hoffentlich kein estorianisches „Ich -mache -alle -Nicht-Ma'kaa-platt-Fieber“. Das würde ja passen, gerade jetzt, wo sie so gute Fortschritte in Sachen Diplomatie machte.
Jetzt allerdings hatte sie keine Zeit, sich hierüber den Kopf zu zerbrechen. Sie hatte zu ergründen, was Kemar heute vorhatte, denn es gab keinen Zweifel, dass das Ereignis heute stattfinden würde. Eventuell hatte er beschlossen, sie noch ein wenig zu schonen, aber das war nun mal nicht ihre Art. Sie wollte wissen, gegen welchen Feind sie kämpfte. Sie wollte wissen, ob es den Kampf lohnte, oder sie sich besser rechtzeitig zurückzog, um, zu überleben. Dennoch war es ihr klar, dass letzteres sie zerstören würde. Aber könnte sie Kemars Glück entgegenstehen oder seinem Status und Ruf schaden? Die Antwort war eindeutig. Auch wenn es sie umbrachte, wenn es ihm nützte, würde sie alles ertragen.
12
Isadora Laleikos hasste ihren Vater aus tiefstem Herzen und bis auf den Grund ihrer Seele. Wenn sie ihn ansah, sah sie das Leid ihrer Mutter, all die Verletzungen körperlicher und seelischer Art. Ihr älterer Bruder hatte früh das Haus verlassen und die Situation im Hause Laleikos immer nur aus der Ferne betrachten müssen. Doch sie hatte gewissermaßen in der Loge zum Ehedrama ihrer Eltern gesessen. Ihre zarte und stille Mutter, gedemütigt durch einen immer anspruchsvolleren und brutaleren Mann, hatte schließlich aufgegeben und war ihrem frühen Tod entgegengedämmert, indem sie dem Kelvawein übermäßig zusprach. Bei Ha'arata , sie könnte jetzt selber einen Schluck gebrauchen. Statt dessen wurde sie wie ein Stück Vieh oder eine Zuchtstute vorgeführt.
Sie schätzte Kemar Atraxos, als väterlichen Freund ihres Bruders, aber sie liebte einen anderen. Doch dieses Geheimnis verschloss sie tief in ihrem Herzen, denn sollte ihr Vater es jemals herausfinden, wäre Raven Quinto, der zweite Hauptmann der Königsgarde, dem Tode geweiht. Er wusste allerdings nichts von ihrer aussichtslosen Liebe und behandelte sie ausschließlich mit dem Respekt, der ihr als Schwester seines ersten Kommandanten zustand.
Isadora seufzte. All ihren Status würde sie aufgeben, wenn er sie nur lieben würde, doch es war alles vergebens uns sein Leben würde sie niemals riskieren. Als die Sänfte vor dem Hause von Atraxos hielt, zitterten ihr die Knie. Mervan Laleikos kniff missbilligend seine schmalen Lippen zusammen.
„Halt dich gerade, du bist eine Laleikos, verdammt noch mal. Jeder Schweinetreiber hat mehr Rückgrat als meine Tochter. Wenn du nicht zumindest einmal nützlich wärst, hätte ich dich direkt nach der Geburt ertränkt.“
Ja, da war sie wieder, die gefürchtete Laleikos-Wertschätzung. Doch sie verkniff sich jeden Kommentar, denn ein Szene wollte sie nicht verantworten.
Also raffte sie ihre zartgelbe Robe und bedeckte ihr blondes , glattes Haar mit dem hierzu passenden Schal.
Mit jedem Schritt, den sie in Richtung des Hauses gingen, fühlte sie sich eingeengter, bedrohter und ausgelieferter.
Von einem Fenster im zweiten Stock aus, hatte Elexia die Ankunft von Laleikos und seiner Tochter beobachtet. Der Kerl sah aus wie ein Schwein und war auch eins, wenn man dem Gerede der Dienerschaft Glauben schenken konnte. Teti zumindest hatte kein gutes Haar an ihm gelassen. Seine Kinder hingegen, bekamen Bestnoten. Ihr war sofort klar gewesen, worum es hier ging. Kemar sollte sich verheiraten, vermutlich für Nachwuchs sorgen. Es lag alles klar vor ihr. Womöglich war schon alles in trockenen Tüchern gewesen, als sie sich kennengelernt hatten, aber offensichtlich hatte er nicht die Absicht, an seinen Plänen etwas zu ändern. Das, was sie verband war wohl von seiner Seite nicht stark genug, um sich gegen die Konventionen aufzulehnen.
Leise schlich sie sich die Treppen hinunter in Richtung seines Arbeitszimmers, da sie vermutete, dass die
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