Planeten, Sterne, Universum
seien es Satelliten, die ISS, das Hubble-Weltraumteleskop oder Astronauten. Folgendes Rechenbeispiel soll das verdeutlichen: Der durchschnittliche Geschwindigkeitsunterschied zwischen Weltraummüll und Satellit beträgt etwa 10km/s. Durch seine hohe Geschwindigkeit hat bereits ein nur 1 cm großes Objekt eine kinetische Energie, die etwa der einer Handgranate entspricht. Bereits Einschläge von Millimeter-Objekten können die Funktion eines Satelliten beeinträchtigen oder ihn unbrauchbar machen. Daher sind die bemannten Module der Internationalen Raumstation mit doppelwandigen Meteoritenschutzschilden ausgestattet und können Weltraummüll-Einschlägen bis zu 1cm Durchmesser widerstehen.
In der Erdumlaufbahn treiben große Mengen von Weltraumschrott, die Spaceshuttle-Flügen, der ISS, Astronauten und den vielen Satelliten im erdnahen Weltall gefährlich werden können
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(c) ESA
Stützpunkt im Erdorbit
Die Internationale Raumstation ISS
Radförmig sollte sie sein, 75 m durchmessen, künstliche Schwerkraft haben und in 1730km Höhe die Erde umkreisen – am Nachthimmel als langsam dahinziehender heller Stern zu sehen. Sie sollte unseren Planeten beobachten sowie Ausgangspunkt sein für Reisen zu Mond und Mars. In einer detaillierten Beschreibung im Rahmen einer Artikelserie des Magazins Colliers versuchte der deutsche Raketenkonstrukteur Wernher von Braun in den 1950er-Jahren die Amerikaner zu überzeugen, dass der Bau einer bemannten Raumstation technisch möglich war.
Ein internationaler künstlicher Stern
Doch von Brauns Traum wurde erst 1998, wenn auch verändert, Wirklichkeit. Damals starteten die USA und Russland die ersten Teile für eine Raumstation. Zwar hatte es Vorläufer gegeben, wie das aus einer umgebauten Saturn-V-Raketenstufe bestehende USRaumlabor Skylab oder die aus vielen Modulen aufgebaute russische Raumstation Mir, aber die Rivalität der damaligen Supermächte USA und UdSSR, die ja im Wettlauf zum Mond deutlichen Ausdruck fand, ließ beide ihre eigenen Raumstationskonzepte probieren.
Durch das Ende des Kalten Krieges kam es nicht nur zu einer Zusammenarbeit der ehemaligen Kontrahenten im „Projekt Raumstation“, sondern überhaupt zu einer breiten internationalen Beteiligung. Neben den USA und Russland sind die europäische Weltraumbehörde ESA, Brasilien, Kanada sowie Japan durch entsprechende Elemente Partner beim Bau dieses Stützpunktes im Erdorbit. Er soll voraussichtlich 2010 vollendet sein. Das drückt sich auch im Namen aus: Internationale Raumstation ISS.
Modul für Modul zum großen Ganzen
2010 soll also, so hoffen die Planer und Verantwortlichen, die Station durch das Andocken immer neuer Wohn- und Arbeits- und Versorgungsmodule fertig aufgebaut sein und mit sieben Astronauten in den Routinebetrieb übergehen. Wenn das der Fall ist, wird die ISS mit den Solarzellenauslegern 108,5 m Länge und 420,62 t Masse haben; derzeit beträgt sie noch 220 t bei einer Länge der Gitterstruktur von 67m. Seit der Installation der ersten Solarzellen ist die endgültige Spannweite bereits erreicht. Bisher besteht die ISS aus neun Wohn- und Arbeitsmodulen, unter denen sich seit Neuestem auch das europäische Labormodul Columbus und das japanische Kibo befinden.
Zu den nicht unter Druck stehenden Teilen gehören die Integrated Truss Structure, das eigentliche, senkrecht zur Flugrichtung ausgerichtete und aus elf Elementen bestehende Gerüst der Station, die vier großen Solarzellenflächen, sowie der Canadarm2 – der ferngesteuerte Roboterarm, der eine Masse von 100t bewegen kann.
Seit Oktober 2000 ist die ISS ständig bemannt. Zu den Spaceshuttles, dem Sojus-Transport- und dem Progress-Versorgungsraumschiff hat sich seit März 2008 auch das Automated Transfer Vehicle (ATV) der ESA gesellt.
Ein wandernder Stern
Die ISS kann jeweils periodisch zu bestimmten Zeiten im Jahr über Mitteleuropa gesehen werden: zunächst während zwei bis drei Wochen nahezu täglich in der Morgendämmerung, nach einigen Tagen Pause (hier abhängig von der Jahreszeit) zwei bis drei Wochen in der Abenddämmerung. Nach rund zwei Monaten wiederholt sich diese Abfolge. Bei sternenklarer Sicht ist die ISS ohne Hilfsmittel als zügig vorbeiziehender Punkt zu erkennen. Unter günstigen Bedingungen erscheint sie, wenn sie nahe dem Zenit entlangfliegt, heller als Sirius, der hellste Stern
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Auch wenn sie noch nicht fertig ist, die ISS bietet einen faszinierenden Anblick – hier in einer Aufnahme vom Spaceshuttle Atlantis
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