Planetenkrieg - Das letzte Tor
Vater zu sprechen, mein General?«, fragte Velasquez.
»Warum?«
»Er ist mein Vater, mein General«, sagte Velasquez. Dass der General seiner Ansicht nach einer schweren Täuschung unterlag, behielt er für sich.
»Und sehr beschäftigt, auch wenn er bloß plaudert«, sagte der General. »Kreisen Sie einfach unter den Gästen. Eigentlich sollten Sie alle Tabletts tragen, wie Affen.«
Es war spät, und Velasquez wünschte sich nichts sehnlicher, als diese unbequeme Uniform auszuziehen und zu Bett zu gehen. Aber sein Dienst erwies sich allmählich als eine seltsame und doch irgendwie angenehme Last.
»Papa, ich bin’s, Diego.«
»Es ist schon spät, Junge. Leg dich schlafen.«
»Das würde ich ja, aber es gibt da etwas, das ich mit dir besprechen muss. Es ist wirklich sehr wichtig. Wenigstens glaube ich das.«
»Dann komm in mein Quartier.«
»Ich stehe am Ende des Gangs. Die Tür ist versperrt.«
Die Sicherheitstür öffnete sich, und Diego ging den Korridor hinunter zum Raum seines Vaters.
»Nicht gerade eine tolle Unterkunft, was?«, meinte sein Vater mit einer ausholenden Handbewegung.
Der Raum war etwa so groß wie der, den Diego sich mit Benito und Palencia teilte. Also klein. Mit ihrem Gepäck hatten sie kaum Platz darin. Aber das war nicht anders zu erwarten gewesen. Sie gehörten schließlich der alleruntersten Klasse an.
Verglichen mit den Räumlichkeiten, die einem Untersekretär normalerweise bei einer größeren Konferenz zur Verfügung standen, war es eher eine Besenkammer.
»Der Botschafter hat auch nicht viel mehr Platz.«
»Eine weitere Beleidigung?«, fragte Diego.
»Das glauben wir nicht«, erwiderte Dr. Velasquez. »Das sind die besten Quartiere auf dem Fabber. Die Leute arbeiten jahrelang unter diesen Bedingungen …«
»Sechs Stunden am Tag im Anzug, Papa.« Diego nickte.
»Das ist einfach …«
»Notwendig«, fiel Diego ihm ins Wort. »Vater, das ist nicht der Grund, weshalb ich mit dir sprechen wollte. Höchstens am Rande. Es geht um die Beziehung zwischen Mister Vernon und EM Parker.«
»Fauler Zauber«, sagte Velasquez. »Das haben wir schon durchschaut.«
»Da muss ich dir mit allem Respekt widersprechen, Vater.«
»Und wieso?«
»Weil ich täglich sechs Stunden im Anzug zusammen mit Parker an einem Boot gearbeitet habe, Vater.« Diego schmunzelte. »Ich will nicht sagen, dass hier alle wie im Kloster leben. Das stimmt nämlich nicht. Und Parker ist da keine Ausnahme. Aber ihre Beziehung zu Vernon gibt es wirklich. Wenigstens, was ihn betrifft. Vielleicht findet er sie attraktiv, aber ich denke, das ist alles wesentlich komplizierter. Ich glaube, das ist … eine kulturelle Sache.«
»Nur zu.« Velasquez lehnte sich auf seiner Pritsche zurück. »Da das mein Fachgebiet ist, könntest du mir ja eine Vorlesung halten.«
»Ja, Papa, und deshalb glaube ich auch, dass ich recht habe«, sagte Diego. »Papa, zuerst musst du dir einmal über die Situation klar werden, in der sich Tyler Vernon befindet. Er ist eine notorische Einsiedlernatur. Er hatte endlos viele Gelegenheiten, Personen von hohem Stand kennenzulernen. Er meidet solche Gelegenheiten.«
»Ja, wie die Pest.« Dr. Velasquez nickte. »Weiter.«
»Im Großen und Ganzen scheint er mir menschenscheu «, sagte Diego. »Nicht dass er etwas gegen Menschen hätte, aber er fühlt sich offenbar allein sehr wohl. Er hat nicht einmal eine bestimmte Gruppe von Leibwächtern oder Leuten, die ihm sonst irgendwie behilflich sind. Nicht einmal einen persönlichen Assistenten, nur KIs.«
»Es geht die Rede, dass das mit einem psychologischen Problem zu tun hat«, sagte Velasquez.
»Ich glaube nicht, dass das das Problem ist, Papa, tut mir leid«, wandte Diego ein. »Vernon ist einfach ein … wir behaupten immer, wir würden über die kulturellen Hintergründe anderer Leute nachdenken, aber das stimmt gar nicht. Emotional denken wir nur an unsere eigene Kultur. Unser eigenes Leben. Dass man auf seinen … Status achten muss. Und das erfordert soziale Kontakte. Übereinkünfte mit anderen wichtigen Leuten. Man muss sicherstellen, dass die Kinder die richtigen Schulen besuchen, die richtigen Kontakte haben, die richtigen Partnerschaften eingehen …«
»Ja«, sagte Dr. Velasquez.
»Zunächst einmal hat er keines dieser Probleme. Er ist in der Geschäftswelt ebenso übermächtig geworden wie das, tut mir leid, das sagen zu müssen, die Vereinigten Staaten im Krieg sind. Und in der Politik auch. Weshalb sonst seid ihr hier? Um
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