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Planlos ins Glueck

Planlos ins Glueck

Titel: Planlos ins Glueck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victoria Dahl
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Geste des Entsetzens das Telefon hoch.
    „Was ist los?“, fragte er.
    Sie schüttelte den Kopf, schluckte erneut, räusperte sich so lange, bis sie ihre Stimme wiedergefunden hatte. „Jessie … ich habe mit einem Detective in Aspen sprechen können. Jessiewurde wegen einer Geschwindigkeitsüberschreitung angehalten. Als sie ihn durchsucht haben, haben sie Marihuana gefunden und ihn mitgenommen. Dann wurde sein Auto gefilzt. Sie haben gestohlene Kreditkarten gefunden, mehrere sogar. Er wird wegen schweren Diebstahls angezeigt.“
    Ihre Mutter gab ein ersticktes Stöhnen von sich. Mac spuckte einen Fluch aus. Alle drei Deputys im Raum ließen gleichzeitig ihre Hände in Richtung Waffe gleiten.
    Fast zwanzig Jahre lang hatte Jane jeden Kontakt mit Gefängnissen vermieden. Sie hatte sich sogar gescheut, Freunde im Krankenhaus zu besuchen, weil die hässlichen Linoleumböden und die endlosen Gänge sie unwillkürlich an Polizeiuniformen und Handschellen denken ließen. Sie war sich nicht ganz sicher, wie viele Stunden ihrer Kindheit sie in schäbigen Besuchsräumen verbracht hatte. Aber es waren eindeutig viel zu viele gewesen.
    Jane Morgans zwanzig Jahre lange Atempause war vorbei. Sie war auf dem direktenWeg zurück dahin, wo sie hergekommen war.
    Es roch nach Zement. Nicht der schlechteste Geruch, wie sie fand. Jedenfalls solange man nicht jahrelang ununterbrochen davon umgeben war. Kein frisch gemähtes Gras, keine Blumen, kein Plätzchenduft. Keine Alltagsgerüche. Nicht mal Abgasgestank oder frisch gehacktes Holz. Wenigstens konnten sie im Winter, wenn man sie auf den Hof hinausschickte, den Schnee riechen.
    Das letzte Mal, als sie in einem Besuchsraum gewesen war, war sie noch zu jung gewesen, um zu begreifen, wie entsetzlich die Atmosphäre wirklich war. Damals hatten ihre Sorgen sich auf die kratzige Spitzenborte an ihrem neuen Kleid beschränkt und das gruselige Aussehen des neusten Schwarms ihrer Mutter.
    Aber jetzt legte sich die Traurigkeit dieses Ortes um sie wie ein erstickend dicker Mantel. Das Aspen Police Department war sauber und modern, aber das änderte nichts an der brutalen Wahrheit: Einige der Menschen hier würden nach einigen Stunden hinter Gittern entlassen werden. Andere würden ein paar Jahre lang bleiben und ihre Strafen für kleinere Vergehenabsitzen. Für einige wenige aber, die schwere Verbrechen begangen hatten, war das hier nur eine Station auf dem Weg ins Staatsgefängnis, wo es ganz anders zuging als in den kleinen Provinzkittchen.
    Bitte lass Jessie nicht zu ihnen gehören!
    Ein lautes Scheppern schallte durch den kleinen Besuchsraum, und Jane blickte auf. Jessie kam in einem orangefarbenen Overall angeschlurft. In seinem Blick flackerte Angst. „Hi, Jane“, formte er mit den Lippen, während er sich setzte. „Is Dad gar nich hier?“, fragte er, sobald Jane auf der anderen Seite der Glasscheibe den Hörer abgenommen hatte.
    „Nein, nur ich.“
    „Okay, auch gut.“
    „Jessie, was zur Hölle hast du dir dabei gedacht?“
    „Keine Ahnung.“ Sein blondes Haar fiel ihm in die Stirn, als er den Kopf schüttelte.
    „Wenn sie Diebesgut in Dads Haus gefunden haben … Gott, Jessie, er ist ein verurteilter Straftäter, du Idiot!“
    „Ich hab das für keine große Sache gehalten. Die haben mich nur wegen der Geschwindigkeit angehalten, und dann haben sie halt …“ Sein Blick zuckte zu allen Seiten, dann beugte er sich verschwörerisch nach vorne, so als hätte das etwas daran geändert, dass sie von einer dicken Glasscheibe getrennt wurden. „Sie haben ein bisschen Gras und ein paar Kreditkarten gefunden, okay?“
    „Und zwar nicht deine Karten, nehme ich mal an.“
    „Nee“, erwiderte Jessie mürrisch.
    „Und wenn sie jetzt glauben, dass Dad Ausweispapiere verscherbelt?“
    „Aber so is das nich, okay? Ich hab einfach nur im Ryders ein paar Handtaschen mitgehen lassen.“
    „Du bist ein egoistischer Vollidiot.“
    Jessie erstarrte. „Tut mir leid. Ich hab Bargeld gebraucht, okay?“
    „Und ein paar Kreditkarten.“
    Er zuckte die Achseln. Den gleichen Gesichtsausdruck hatte er auch gehabt, als er in der sechsten Klasse eine Woche lang vom Unterricht ausgeschlossen worden war: eine Mischung aus Bockigkeit und Angst.
    „Warum hast du uns nicht angerufen? Die Kaution ist doch schon am Freitag festgesetzt worden!“
    „Das wär doch sinnlos gewesen“, brummte er in sich hinein. „Sechzigtausend sind viel zu viel, und Dad hätte so oder so nich gezahlt.“
    Gut, da

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