Plantage der Lust: Erotischer Roman (German Edition)
Krächzen aus ihrer Kehle. Der Schweiß brach ihr aus, als sie mit allem Druck versuchte, aus der Kammer zu kommen. Erneut bebte das Schiff, und gleichzeitig flog die Kajütentür auf. Madeleine stürzte nach vorn, ihre Hände und Knie prallten auf glitschiges Holz, über das eine feine Schicht unglaublich kaltes Wasser rann. Sie rappelte sich hoch, stolperte über ihren Rocksaum und bekam eine Sprosse der Stiege zu fassen, die bereits völlig in Schräglage war. Mühsam zog sie sich daran empor. Sie rutschte mehrfach ab und schlug mit dem Kinn gegen nasses Holz. Endlich hatte sie das Deck erreicht. Bläuliches Mondlicht schimmerte in einem schmalen Streifen über Segel und Planken des Schiffes.
„Pascal!“ Ihre Stimme überschlug sich. Ein Großteil der Männer wand sich wie ein lebendiges Knäuel aus Armen, Beinen und Köpfen an der Seite des Schiffes, die sich dem Meer entgegen neigte und jeden Augenblick endgültig ins Wasser zu sinken schien. Die ersten fielen schreiend über Bord. Sie keuchte auf, presste die Hand vor den Mund und wäre beinahe zurück in die Tiefe gestürzt. In letzter Sekunde krallte sie sich erneut an der nassen Stiege fest. Ihre Finger drohten zu erstarren. Sie musste raus! Raus aus dem Schlund des Schiffes, der in den nächsten Minuten voll Wasser laufen und zum tödlichen Gefängnis werden würde! Sie stemmte sich in die Höhe und wusste, dass sie in dem Moment, in welchem sie sich auf den Planken des Schiffes befand, unaufhaltsam gegen die Seeleute stürzen würde. Wilde Panik schüttelte sie. Noch umschlangen einige Männer mit beiden Armen und ganzer Kraft die Maste der Segel, doch es war abzusehen, wie lange sie dies durchhielten. Wenn einer losließ und auf sie fiel, würde er ihr die Knochen brechen.
Das Schiff knarrte und ächzte, ein gewaltiger Riss durchruckte den Rumpf. Madeleines Fuß glitt ab, und sie rutschte zwischen zwei Stiegen hindurch. Sie hing wie auf einer Kinderschaukel und sah mit lähmendem Entsetzen, wie die Flying Devil in unwirklicher Behäbigkeit mittig auseinanderbrach …
Die nassen Kleider hingen an ihr, als seien Bleiplatten in den Stoff eingenäht, und machten jede Bewegung zum Kampf. Madeleine schaffte es, sich auf den Rücken zu legen.
Wenn du keine Kraft mehr hast, lass dich treiben mein Mädchen , hörte sie die Stimme ihres Vaters, und ein qualvolles Schluchzen stieg in ihrer Kehle hoch. Wo war die Rettung? Wo war Grande-Terre? Sie mussten doch ganz in der Nähe sein. Aus den Augenwinkeln sah sie im trüben Licht des nahenden Morgens die letzten Reste der Flying Devil, die, als wollten sie zum Abschied winken, langsam im Meer versanken.
Madeleine wusste, sie würde weder Kälte noch Strapazen lange aushalten. Entweder nahte von irgendwoher Rettung oder Gaston sollte mit seiner Furcht, sie könnte in ihr Unglück laufen, recht behalten, wenn auch anders als er angedeutet hatte. Wo war sie? Wie lange hatte sie geschlafen, seit sie sich in ihrer Kajüte niedergelegt hatte? Vermutlich doch viele Stunden, es dämmerte ja schon der Tag. Pascal hatte gesagt, sie würden heute Grande-Terre anlaufen.
Wieder schnürte es ihr die Kehle zu. Pascal! Hatte er überlebt? Trieb er ebenso verzweifelt auf dem Wasser wie sie? Nirgends war eines der Beiboote zu sehen, die die Flying Devil mitgeführt hatte. Wieso hatten die Männer die Boote nicht ins Wasser gelassen? War alles zu schnell gegangen? Was war überhaupt passiert? Die See war ruhig. Sie war auch vorhin ruhig gewesen, sowie Madeleine überhaupt etwas mitbekommen hatte. Sie konnten nur auf ein Riff gelaufen sein.
Ob sie eine Chance hatte, sich aus der Kleidung zu schälen, um zu schwimmen? Zum Glück hatte Madeleines Vater ihr schon früh das Schwimmen beigebracht, doch bereits beim ersten Versuch, eines der Häkchen zu lösen, die ihre Garderobe geschlossen hielten, schwappte ihr salziges Wasser in Mund und Nase. Es brannte, sie spuckte aus, schnappte nach Luft und wandte sich auf den Bauch. Dann musste es so gehen, wenigstens einige Meter.
Madeleine kämpfte sich vorwärts. Die vollgesogenen Röcke zogen schwer nach unten und verwehrten ihren Beinen die nötigen Bewegungen. Ihre Augen tränten, und in ihrer Lunge stach es. Die Sonne schob sich in grellem Gelbgold am Horizont hoch, funkelte über das Wasser und blendete sie. Sie drehte den Kopf zur Seite, und ein Ruck ging durch ihren geschwächten Körper. Dort! Dort drüben! Sah dies nicht nach einer Insel aus? Ein gutes Stück entfernt zwar
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