Plantage der Lust: Erotischer Roman (German Edition)
irgendwo einen kleinen Spiegel gab? Ihr suchender Blick blieb an der Uhr hängen, die sich im Schlafraum über dem Bett befand. Gleich acht und damit keine Zeit für persönliche Vergnügungen. Madeleine stellte ihren Kaffee beiseite und ging sich anziehen.
Eine Viertelstunde später verließ sie ihre Unterkunft, um sich auf den Weg zum Haupthaus zu machen. Bereits als sie die Tür hinter sich zuzog, hörte sie das Quietschen von Kutschrädern und Hufgetrappel. Ein eindrucksvoller Vierspänner aus schwarzem Holz mit goldenen Beschlägen wurde von kräftigen Rappen über die Zufahrt gezogen. Das kurze Fell der Tiere glänzte im Licht der Morgensonne. Auf dem Kutschbock saß ein kleiner, dürrer Schwarzer, der auf den ersten Blick wirkte wie ein Kind, sich beim Näherkommen jedoch als älteres Männlein entpuppte. Die rötlichen Vorhänge im Inneren der Equipage waren zugezogen.
Sie wartete ab, um den Wagen vorzulassen, und sah Dupont, der zügig die vielen Stufen des Anwesens hinunterschritt, um seine Gäste zu begrüßen. Das Gefährt hielt vor der Veranda, und der Kutscher sprang herunter, um den Verschlag zu öffnen. Unschlüssig verharrte Madeleine an ihrem Platz. Sie kam nicht ungesehen an der kleinen Versammlung vorbei, und doch musste sie sich flott um Léon und Fabienne kümmern. Zögernd setzte sie einen Fuß vor den anderen.
Ein hochgewachsener schlanker Mann stieg aus und half einer zierlichen Frau die beiden Stufen der Kutsche hinunter. Madeleine war bis auf wenige Meter herangekommen, als Dupont den Besuchern die Hand reichte und der männliche Gast sich zur Seite wandte.
Madeleine war es, als würde ein brennender Pfeil durch sie hindurchschießen und von der Kehle bis zum Unterleib eine ätzende Spur hinterlassen.
„Margaret, Rodrique, darf ich euch Mademoiselle Chevalier vorstellen?“ Duponts Stimme drang wie aus weiter Ferne zu ihr. Ihr Sichtfeld hatte sich eingeengt, von allen Seiten kamen dunkle Schatten auf sie zu.
„Mademoiselle? Wären Sie so freundlich sich einen Moment zu uns zu gesellen?“, bat Dupont.
Madeleine war es, als seien ihre Schuhe aus Blei. Nur unter Aufbietung aller Willenskraft konnte sie der Aufforderung folgen.
„Rodrique, die junge Dame ist gewissermaßen ebenfalls ein überraschender Gast auf Beaupay. Das Schiff, mit welchem sie angereist ist, ist tragischerweise kurz vor der Insel verunglückt. Nun übernimmt sie für einige Tage die Betreuung der Kinder, bis sich ihre Belange geregelt haben. Mademoiselle Chevalier, Rodrique Legrand, mein Cousin, und seine Frau Margaret. Die beiden befinden sich sozusagen auf ihrer Hochzeitsreise.“
Madeleine fühlte sich vom Kopf bis zu den Zehen in Eis getaucht. Steif reichte sie Rodrique die Hand und deutete einen Knicks an. Ein winziges Aufflackern in seinen schwarzen Augen war das einzige Zeichen, dass er sie erkannte.
„Madame … Legrand“, murmelte sie heiser und bekam kaum die Begrüßung hervor. Madame nickte ohne zu lächeln. Sie stand einen halben Schritt seitlich hinter ihrem Mann. Ihre Haut war durchscheinend blass, das Gesicht schmal, und für eine jung verheiratete Frau wirkte sie keineswegs glücklich. In Madeleines Kehle saß ein bitterer Geschmack, der sich ausbreitete, jeden Winkel ihres Mundes füllte und bis in den Magen hinunterrann.
„Ich meine, wir sollten ins Haus gehen. Sicher sind die Kinder schon wach.“ Dupont blickte zu ihr, und Madeleine senkte den Kopf. Er schickte sie fort. Schon wieder. Natürlich, was wollte sie erwarten? Sie war nur die Gouvernante von Léon und Fabienne, und dies auch nur auf Zeit. Heiße Tränen verschleierten ihr die Sicht, als sie eilig die Stufen zum Haus nahm.
Rodrique war hier, und er hatte sie belogen! Er hatte niemals vorgehabt, sie zu heiraten. Er musste damals längst mit jener Margaret einig gewesen sein. Wut und Schmerz züngelten wie Flammen durch jede Faser ihres Körpers. Warum? Wie hatte er ihr dies antun können? Und was wollte er hier auf Beaupay? Welch grausames Spiel trieb das Schicksal mit ihr, dass er mit Dupont verwandt war?
Und Dupont? Wie hatte er sie gestern mit solcher Leidenschaft lieben können – und nun verhielt er sich, als kenne man sich kaum? Verzweifelt ballte sie die Fäuste. Wie sollte es weitergehen? Sie musste mit Rodrique reden! Oder nicht? Es machte doch keinen Sinn mehr. Er war ja bereits verheiratet und somit alles hinfällig, was er ihr versprochen und sie sich erträumt hatte. Madeleine schluchzte auf, nicht länger
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