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Plasma City

Plasma City

Titel: Plasma City Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Jon Williams
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Maulbeerbäume, weil der Besitzer Seidenraupen züchtet.
    Der erste Umzug kommt vorbei. Es sind die Krieger, die bunt bemalt und mit Metallplättchen und Federn aus Plastik geschmückt in Reih und Glied vorbeimarschieren. Ein paar Kapellen sind dabei, manche Leute schwenken Spielzeugwaffen aus Eisen, um an die Überlieferung der Barkazil zu erinnern, denn Karlo hat Senko Eisen gegeben, damit dieser den Herrn der Bäume besiegen konnte.
    Aiah lehnt sich ans Eisengeländer und beobachtet insgeheim ihre Verwandten, die den Umzug der Krieger verfolgen. Einige von ihnen kennen sicher einen Ort, an dem sie ihr Plasma verkaufen kann. Die Frage ist nur, wer es sein soll und ob der Betreffende verschwiegen genug ist. Elda mag sie … jedenfalls jetzt, da sie Witwe ist … aber wenn Elda überhaupt Beziehungen hat, dann nur zu Leuten, die der Organisation angehören, und das kommt nicht infrage. Wenn die Organisation herausfindet, aus welcher Quelle das Plasma kommt, könnte es für Aiah sehr unangenehm werden.
    Landro? Er hat früher einschlägige Beziehungen gehabt, aber soweit sie weiß, hat er sich seit seiner Haftstrafe in Chonmas an die Spielregeln gehalten. Sein Informationsstand ist um Jahre veraltet.
    Ihr Bruder Stonn? Der war sein Leben lang immer wieder im Knast und kennt sicher ein paar Leute, aber er ist höchstens ein Kleinkrimineller und von seiner Intelligenz und Verschwiegenheit hält sie nicht sehr viel.
    Die Parade der Krieger ist vorbei und die Leute strömen wieder auf die Straße. Ihre Verwandten verlassen den Balkon, um sich etwas zu trinken zu holen. Aiah nimmt sich ein Glas Bier, wandert hierhin und dorthin, schwatzt und hält die Augen offen.
    Aiahs Großmutter kommt herein, begleitet von Aiahs Neffen Esmon und Spano und einer Frau, die Aiah nicht erkennt. Esmon sieht prächtig aus mit den dicken, makellos weißen Rüschen und einem Mantel, der mit grünen und goldenen Münzen besetzt ist. Die Knöpfe waren teuer, sie sind aus poliertem Elfen bein.
    »Du hättest an der Kriegerparade teilnehmen müssen«, sagt Aiah, als er sie auf die Wange küsst.
    »Noch ein Jahr, dann werde ich zu den Griffins stoßen«, meint er. Er stellt Aiah der fremden Frau vor: eine kleine, kräftige Person mit rotem Turban, der mit Edelsteinen in teuren Fassungen geschmückt ist. Aiah erkennt das Trigramm, die Spiegelzwillinge und andere geomantische Symbole. Sie ist Esmons Freundin und heißt Khorsa.
    Damit wäre wohl geklärt, wer Esmons Kleidung aussucht, denkt Aiah.
    Sie drückt Khorsas mit vielen Ringen geschmückte Hand und betrachtet die lebendigen, neugierigen Augen, die mit schwarzer Farbe umrandet sind. Die Augen verengen sich ein wenig, als Aiah der Frau die Hand gibt.
    »Sie waren an einigen ungewöhnlichen Orten, nicht wahr?«, sagt die Frau.
    Aiah hat keine Lust, dieses Thema weiter zu vertiefen. Sie geht zu ihrer Großmutter und umarmt die alte Dame.
    »Willst du dich draußen aufs Gerüst setzen, Nana?«, fragt sie. »Ich besorge dir einen Stuhl.«
    »Ich hätte lieber ein Glas Wein.«
    Aiah versorgt ihre Großmutter Galaiah mit einem großen Glas Rotwein und baut einen Klappstuhl auf, damit die alte Frau die Straße überblicken kann. Galaiah kostet den Wein und schaut neugierig zu den Passanten hinunter. Ein paar Urenkel kriechen auf ihren Schoß und schnappen nach den billigen Plastikketten. Während sie für die Kleinen die Perlen baumeln lässt, sieht Galaiah Aiah an und zieht eine Augenbraue hoch.
    »Ist dein Passu nicht mitgekommen?«
    »Er ist noch in Gerad.«
    Galaiah schnieft. »Wenigstens hat er eine Arbeit.«
    Aiah berührt die Elfenbeinscheibe auf dem Armband. »Er arbeitet hart, Nana.«
    Galaiah schüttelt den Kopf. »Papiere schaufeln ist keine harte Arbeit.«
    Ausgehen und sich mit Geradi-Angestellten zu betrinken auch nicht, denkt Aiah, aber der Job scheint es wohl zu erfordern.
    »Esmon geht es ja ganz gut«, bemerkt Aiah.
    »Das kommt alles von seiner Freundin«, meint die Alte geringschätzig. »Sie ist eine Hexe und verdient gutes Geld.«
    »Arbeitet sie für die Operation?« Viele Hexen tun es.
    »Nein, sie ist selbstständig. Sie arbeitet mit ihrer Schwester zusammen, einer Art Priesterin.« Galaiah trinkt noch einen Schluck Wein und hindert energisch einen Nachkommen daran, von ihrem Schoß zu purzeln. »Wenn sie für die Operation arbeiten würde, könnte sie Esmon wohl kaum in dieser Weise aushalten, was?«
    »Wahrscheinlich nicht.«
    Galaiah grinst mit kaffeefleckigen falschen

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