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Plasma City

Plasma City

Titel: Plasma City Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Jon Williams
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Zähnen. »Esmon muss aufpassen, dass er ihr nicht auf die Zehen tritt, ich kann dir sagen. Mit einer Hexe sollte man sich besser nicht anlegen.«
    Aiah zögert, wirft einen Blick nach drinnen. »Ist sie zuverlässig?«
    Galaiah sieht Aiah scharf an und eins der Kinder auf ihrem Schoß äfft prompt den Gesichtsausdruck nach. »Warum? Brauchst du einen Liebestrank, damit dich deine Langnase endlich heiratet?«
    »Nichts dergleichen. Aber jeder braucht mal …« Aiah zögert wieder. »Jeder braucht hin und wieder mal etwas. Und ich würde mich im Zweifelsfall lieber an jemanden wenden, der kein Pascol ist.« Das ist der Barkazil-Ausdruck für jemanden, der sich ins Vertrauen anderer Leute einschleicht und davon lebt, dass er seinen Verstand einzusetzen versteht. Normalerweise wird das Wort bewundernd benutzt. Es ist aus dem gleichen Wortstamm entstanden wie Passu, womit die Person gemeint ist, von der ein Pascol lebt.
    Galaiah starrt Aiah an wie eine Schwachsinnige. »Khorsa ist eine Hexe. Sie hat einen Laden, den sie Wisdom Fortune Temple nennt. Sie nimmt Geld von unglücklichen und verzweifelten Menschen und verspricht ihnen Wunder. Kann man mehr Pascol sein als sie?«
    Aiah nickt. Aiahs Mutter hat früher ein halbes Dutzend Tabernakel besucht, die einander am Ende doch mehr oder weniger gleich waren. Irgendwann hat Aiah herausgefunden, was ihre Mutter dort wollte. Ihre Mutter und die meisten anderen. Sie waren Menschen, die sich als Versager fühlten, die verwirrt oder vielleicht einfach nur unglücklich waren und das Leben oder die Wirklichkeit nicht verstehen konnten. Sie brauchten etwas Magisches, sie wollten hin und wieder etwas Besonderes in sich spüren, weil sie sich im Alltag so gewöhnlich fühlten. Für die Barkazil ist es besonders schlimm, denn Karlos Kinder sollten doch eigentlich von Natur aus die Magie in sich haben. Angeblich sind sie besser als alle anderen – das listige Volk eben. Und wenn man listig sein soll und es dann doch nicht ist, wenn man klug sein soll und es nicht ist, wenn man magisch sein soll und nichts davon spürt, was soll man da machen?
    Man geht zum Wisdom Fortune Temple oder zu einem ähnlichen Laden.
    Aiah sieht die Straße hinunter. Kann man mehr Pascol sein als sie? Wie üblich hat Galaiah den Nagel auf den Kopf getroffen.
    Galaiah ist nicht unterzukriegen. Als der alte Metropolit Fasta gestorben ist und Barkazi den Bach runterging, hat Galaiah ihre Kinder aus dem Chaos gerettet und nach Jaspeer gebracht, während ihr Mann noch in Karlos Heiliger Legion in die Straßenkämpfe verwickelt war. Ihr Mann musste sechs Jahre in einem Fastani-Gefängnis absitzen und Galaiah hat die Kinder allein in einer fremden Metropolis aufgezogen. Als Aiahs Großvater endlich freikam, weil Fastani zusammenbrach und Barkazi von der Regionalföderation besetzt wurde, päppelte sie ihn mühsam wieder auf, aber ein paar Jahre später starb er dann an der Grippe.
    Elda stellt drinnen ein Tablett mit Gebäck ab und Galaiahs Urenkel beginnen zu zappeln. Galaiah lässt sie runter, und sie stürzen sich auf die Süßigkeiten. Galaiah trinkt einen großen Schluck Wein und sieht Aiah an.
    »Steckst du in Schwierigkeiten?«, fragt sie.
    Aiah blinzelt nervös. »Nein«, lügt sie.
    »Behandeln dich diese Langnasen bei der Behörde auch gut?«
    »So gut, wie man es erwarten kann.«
    »Du bist doch nicht schwanger, oder?«
    Aiah ist überrascht. »Nein«, sagt sie. »Ich habe nicht einmal … es ist Monate her, Nana.«
    »Gut. Du hast später noch genug Zeit für Babies, wenn du einen Mann aus deinem eigenen Volk gefunden hast.«
    Aiah lächelt. »Ja, natürlich«, sagt sie. Irgendwie scheint Galaiahs Bigotterie leichter hinnehmbar als die aller anderen Leute. Vielleicht, weil Galaiah nicht den Anschein erwecken will, irgendetwas anderes als bigott zu sein.
    Unten auf der Straße werden Trommeln gerührt und eine elektrisch verstärkte Geige wimmert. Die Kinder kreischen begeistert.
    Als Nächstes kommt die Parade der Transvestiten. Männer mit gewaltigen falschen Brüsten und riesigen ausgestellten Kleidern, Frauen mit breiten, gepolsterten Schultern und meterlangen Phalli. Die Gerüste oder Balkone beginnen unter dem Gewicht der Zuschauer leicht zu schwanken, zusätzlich wird ihr vom Alkohol etwas schwindlig. Vielleicht hätte sie vorher etwas essen sollen, denkt Aiah.
    Nach den Transvestiten kommen die Baumgeister mit komplizierten grünen Frisuren und riesigen Ballons, auf denen in satirischer Weise alles

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