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Plasma

Plasma

Titel: Plasma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeff Carlson
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würde sich in sicherer Höhe ändern, und die Zuneigung zu ihr hatte schon etwas Starkes, Gutes. Sie gab ihm neuen Lebensmut.
    Cam hörte erneut Newcombes Frequenzen ab. Ruth schlief ein. Eine Wolke schwarzer Fliegen entdeckte sie und flog summend um ihre Köpfe, weckte sie aber ebenso wenig wie das murmelnde Funkgerät. Die Sonne hing, wie es schien, sehr lange im Zenit. Cam hatte einen Arm um Ruths Schultern gelegt und hielt sie schweigend fest.
    Er schreckte hoch, als er Newcombes Stimme hörte. »David Sechs, hier spricht George. Hören Sie mich? David Sechs.«
    Es dauerte zu lang, bis er die Schlaftrunkenheit abgeschüttelt hatte. Cam streifte das Headset mühsam über seine Kapuze, drehte die Lautstärke höher und drückte auf die SEN- DEN-Taste. »Hier spricht Cam, können Sie mich empfangen? Hey, hier spricht Cam.«
    David Sechs war ihr Erkennungszeichen für die Rebellen, aber Newcombe meldete sich nicht mehr. Das Licht hatte sich verändert. Die Sonne stand über der hohen Bergkette im Westen. Die Abenddämmerung floss über die lang gezogenen Hänge und sammelte sich in den Tälern. Entfernter Feuerschein hob sich gegen das Zwielicht ab.
    Cam starrte das flache Steuerkästchen an. Sollte er den Kanal wechseln? »Newcombe!«, sagte er auf 6 und dann auf 8. »Newcombe, hier spricht Cam.«
    »Bist du sicher, dass er das war?«, fragte Ruth.
    Auf 8 leierte ein Mann Koordinaten herunter, aber eine andere Stimme übertönte ihn. »Cam, ich kann Sie hören. Alles in Ordnung bei euch, Buddy?«
    »Ah, Gott sei Dank!« Ruth drückte begeistert Cams Arm.
    Aber Cam hatte sich versteift. »Schsch«, machte er und ließ seine Blicke in einem Anflug von Panik über den Wald hinweg schweifen. Buddy. So hatte ihn Newcombe noch nie genannt, und Cam verlagerte unruhig sein Gewicht. Was, wenn sie Newcombe erwischt hatten?
    »Ich bin ziemlich sicher, dass ich eure Spur habe«, fuhr die Funkstimme fort. »Warum bleibt ihr nicht, wo ihr seid? Ich stoße dann zu euch.«
    Cam und Ruth hatten auf ihrem Weg von der Straße bis hierher vermutlich jeden Stein umgedreht und jeden Zapfen und Zweig zertrampelt. Himmel! Und er hatte geschlafen. Er hatte hier gesessen und stundenlang geschlafen.
    »Cam, können Sie mich hören?«
    »Du musst ihm antworten«, raunte Ruth. Sie wirkte angespannt. Auch sie versuchte jetzt die Schatten zu durchdringen. Cam nickte zögernd.
    »Erinnern Sie sich, wie der Mann hieß, der uns in Sacramento von der Straße holte?«
    »Olson«, sagte die Funkstimme. Einer von Newcombes Kameraden hatte sich geopfert, um die Fallschirmspringer aufzuhalten, die sie in der Stadt in die Enge getrieben hatten, und Cam glaubte nicht, dass Newcombe das Andenken seines tapferen Freundes beschmutzen würde. Zumindest nicht so schnell. Es war die beste Kontrollfrage, die ihm einfiel. Sie gab Newcombe die Chance, falsch zu antworten, selbst wenn ihm der Feind ein Messer an die Kehle hielt.
    »Okay«, sagte Cam. »Wir warten.«
    Sie bereiteten dennoch einen Hinterhalt vor und kehrten oberhalb des Weges, den sie verlassen hatten, in einem weiten Bogen um. Sie warteten mit gezogenen Waffen in einer Erdmulde, aber nur ein Mann kam aus der Nacht.
    »Newcombe«, sagte Cam leise. Der Soldat lief auf sie zu und umklammerte Cams Schultern mit beiden Händen, als suchte er begierig seine Nähe. Mit Ruth ging er vorsichtiger um: er tippte nur kurz mit dem Handschuh ihren gesunden Arm an.
    Er wirkte verändert. Gesprächig. Cam vermutete, dass Newcombe mehr Angst ausgestanden hatte, als er je zugeben würde. Er schien auch ihre Verwandlung zu bemerken. Während sie die letzten abgepackten Lebensmittel aßen, warf er aus dem Dunkel wiederholt prüfende Blicke auf Cam und Ruth. Vor allem auf Ruth. Cam lächelte schwach. Er war froh, dass er wieder lächeln konnte, und er bemerkte, dass auch Ruths Mundwinkel leicht zuckten, als sie sich zwei Dosen Hühnerbrühe aus Newcombes Vorräten teilten.
    »Die Futterfallen waren ein voller Erfolg«, berichtete Newcombe. »Sie lockten die Ameisen in einem Umkreis von mehr als einer Meile aus ihren Erdbauten. Ich musste nach Norden ausweichen. Deshalb war ich plötzlich so weit hinter euch.«
    »Konnten Sie irgendwie feststellen, wer da den Berg herunterkam?«
    »Nein. Aber wenn die Rundfunkmeldungen stimmen, sind die Russen an der Geschichte beteiligt.«
    »Die Russen?«, fragte Ruth.
    »Yeah.« Newcombe hatte sein Funkgerät neben sich abgestellt, ohne es auszuschalten. Cam dachte, dass er

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