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Plastikfreie Zone

Plastikfreie Zone

Titel: Plastikfreie Zone Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Krautwaschl
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verrät zwar die Herkunft der Wolle, Neuseeland, nicht jedoch das Herstellerland. Wieder einmal setze ich eine Produktfahndung in Gang, veranlasse einen der Verkäufer zu einer telefonischen Anfrage beim Lieferanten, während der andere mich bereits vorsorglich über die Vorzüge dieser speziellen Wäsche aufklärt: kein Schweißgeruch, angenehm warm, hautfreundlich und Feuchtigkeit nach außen abgebend. Ein perfektes Stück, jedoch »Made in China«, wie mir mitgeteilt wird.
    Meine Kaufbereitschaft gerät ins Wanken. Soll ich wirklich so viel Geld für ein Stück ausgeben, das fast um den ganzen Erdball gereist ist und höchstwahrscheinlich unter sehr fragwürdigen Bedingungen irgendwo in China hergestellt wurde? Beides geht mir gegen den Strich, nicht nur bei Funktionswäsche.
    »Gibt es eigentlich Fair-Trade-Merino-Funktionswäsche?« Die beiden jungen Verkäufer sehen mich völlig verständnislos an, und ich muss selbst über meine Frage lachen. »Na ja, man kann eben nicht alles haben«, murmle ich mehr zu mir selber und wende mich wieder der Wollfunktionswäsche zu. Nachdem ich noch eine Weile hin und her überlege und schon dabei bin, die Notwendigkeit von Funktionswäsche überhaupt infrage zu stellen, gebe ich mir einen Ruck und entschließe mich zum Kauf des orangefarbenen Shirts, immerhin Peters Lieblingsfarbe.
    Beim Abholen der Dosen einige Tage später bekomme ich erneut einen Koller. Nicht wegen des Herstellungslands, sondern wegen der Verpackung, denn die Edelstahlboxen befinden sich nicht nur in einem Karton, sondern zusätzlich in einer inneren Plastikhülle. Ich nehme es hin, weil sie ansonsten genau meinen Erwartungen entsprechen, formschön und stabil sind und einen guten Verschlussmechanismus haben. Doch es widerstrebt mir, all die Plastikhüllen mit nach Hause zu nehmen, nur um dort damit unser Plastikmüllsäckchen zu belasten, das nach mehr als drei Wochen noch immer fast leer ist. Obwohl es natürlich theoretisch egal ist, wer das Zeug entsorgt, will ich die Dosen zumindest plastikfrei nach Hause tragen.
    Also frage ich einen Verkäufer, ob ich die Plastikhüllen hierlassen könne. Der wirft mir einen vielsagenden Blick zu und murmelt: »Aber sicher, solange wir keine Fair-Trade-Jausenboxen besorgen müssen!«
    Dann ist Nikolaus. Seit Samuels erstem Geburtstag kommt er jedes Jahr am Abend des 5. Dezember zu uns und bringt den Kindern ein Sackerl mit kleinen Geschenken und Süßigkeiten. Diese Tradition haben wir auch heuer beibehalten, nur dass der Inhalt der Säckchen diesmal ein wenig anders aussieht als früher.
    Jedes Kind bekommt ein Paar Socken aus Biobaumwolle und eine der Jausenboxen aus Edelstahl, die für die beiden Großen mit Trockenfrüchten und Nüssen aus dem Bioladen und für Leonard, kein großer Fan von solchen Dingen, mit Bananenchips gefüllt sind. Als kleines Extra gibt es noch je einen Schokonikolaus, den die Oma vorbeigebracht hat. Alle drei sind hocherfreut und finden, dass die Boxen wie aus echtem Silber aussehen. Was den Inhalt angeht, da zieht Leo allerdings die »echten« Süßigkeiten vor, die er aus dem Sack des Nikolaus fischen darf. Ansonsten aber schaffen wir es, ziemlich plastikfrei durch die Vorweihnachtszeit zu kommen.
    Auch unser Adventskalender, den ich vor einigen Jahren aus kleinen Kartonschachteln selbst gebastelt habe, ist »sauber«. Wie jedes Jahr bestücke ich ihn mit kleinen Naschereien – diesmal natürlich ohne Verpackung – und Zetteln, die hauptsächlich Versprechungen für gemeinsame Aktivitäten enthalten, wie zum Beispiel abendliche Massagen oder gemeinsames Basteln. Solche »Zeitgeschenke«, wie wir sie nennen, sind bei unseren Kindern äußerst beliebt. Sie bedenken uns übrigens an Advent ebenfalls mit Überraschungen dieser Art.
    Auf einem Zettel von Marlene für mich steht zum Beispiel: »Gutschein für dreimal eine Stunde in Ruhe lassen!«, und Leonard schenkt uns einen Gutschein für »Fünfmal tun, was ihr wollt!« Oder sie erklären sich bereit, fünfmal den Boden zu wischen oder dreimal die Fenster zu putzen. Ich bin über solche kleinen Geschenke der Kinder immer sehr gerührt. Zudem regen sie mich an, über den Sinn des Schenkens nachzudenken und was es für mich bedeutet. Zwar mag ich es grundsätzlich sehr gerne, anderen eine Freude zu machen, doch empfinde ich es angesichts des Konsumterrors gerade in der Weihnachtszeit zunehmend als Zwang und damit als Belastung. Allerdings fühle ich mich in diesem Jahr durch unser

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