Platinblondes Dynamit
auch scheißegal. Hauptsache ist, am Schluss … oh mein Gott, das Bimmeln! Hauptsache, am Schluss … das Bimmeln! Am Schluss! Das verfluchte Bimmeln am Schluss, dieses ewige, dieses abgeschmackte, dieses entsetzliche Gebimmel der Hochzeitsglocken, das werde ich nie mehr aus dem Kopf kriegen, niemals mehr, nie, nie, nie!“
„Und es gibt keinen Weg mehr zurück, raus aus dem Vertrag?“
Kilius/Bäumler hob ruckartig den Kopf, blickte listig. „Wenn die Frist erstmal verstrichen, wenn die kleine Uhr heruntergetickert ist? Nachdem man berühmt geworden ist?“ Er zwinkerte, lächelte verträumt. „Doch, natürlich. Schließlich habe ich es auch geschafft.“ Er drehte eine beschwingte Runde. „Eigentlich gar kein Problem“, rief er und stoppte, blickte ernst. „Ich musste nur meinen Rechner zerhacken, mein Arbeitszimmer in Brand setzen, mein Haus in die Luft jagen und mich auf direktem Weg in die Schizophrenie flüchten.“
„Und wir sind glücklich und erfolgreich miteinander“, fügte die Puppe an. „Zeig ihm unsere Goldmedaillen“, forderte sie.
„Einziges Mittel, wie sich im Nachhinein herausstellte. Einziges Mittel.“ Plötzlich wirkte er alt, alt und gebrochen. „Wenn dir dein Leben lieb ist, Junge, deine Freiheit, dann geh und lies das Kleingedruckte. Bring deine Hauptfigur zurück und schreib die Geschichte zu Ende. Zu einem Happy End! Denn das, wirst du sehen, ist die Bedingung. Du kannst es schaffen.Vorausgesetzt, du hast wirklich Talent. Und dir läuft die Zeit nicht davon. Also – wach auf!“, schrie er, mit kippender Stimme. „Oder willst du so enden wie ich?!“
Teil 2
Pussy erwachte mit einem pochenden Schädel, einer pelzigen Zunge und einer Pestilenz von einer Laune. Sie wälzte sich aus dem Bett, schlurfte zur Minibar, riss die Tür auf und betrachtete mürrisch und mit zähflüssig in Gang kommendem Erinnerungsvermögen den sie angähnenden Hohlraum. Die Leergutsammlung oben auf der Bar klirrte, als sie die Tür wieder zukickte.
Missmutig schlurfte sie ins Bad, besah sich im Spiegel. Leicht zerknautscht, und sie brauchte dringend einen Friseurtermin. Doch davon abgesehen war sie immer noch eine der attraktivsten Frauen der Stadt. Und trotzdem unbefriedigt. Es war eine Schande. Nun denn. Sie griff zu Fön, Spray, Bürste. Sollte der ranke Per nicht bald mal aus dem Schuh kommen, würde sich schon ein anderer finden. Das war noch nie ein Problem gewesen. Sie stellte den Fön ab und hörte ihren Magen knurren. Eigentlich war ihr noch nicht danach auszugehen, doch gleichzeitig hatte sie einen Job zu erledigen, und zum Friseur musste sie auch.
Fertig angezogen nahm sie den Aufzug in dieTiefgarage, um nach ihrem Autochen zu sehen. Da die Sitze nach dem Bad im Fluss nun wieder so gut wie trocken waren, schloss sie das Faltdach und auch die Seitenscheiben. Sicher ist sicher. Beide Türen fest verschlossen, gab sie ihrem Käferchen noch einen Klaps und ging dann die Rampe hoch, Ausschau nach etwas Nahrhaftem halten.
Erst schießen, dann fragen. Celeb Hunter war Profi. Ein Künstler seines Fachs. Und sein Name ein Pseudonym. Doch es war mit Bedacht gewählt. Hunter war Jäger. Aus Passion. Seine Waffe war die Bazooka. Vorn an seiner treuen Nikon. Sein Wild waren Celebs, Celebrities, Prominente. Und da wiederum hatte er sich auf die Scheuen spezialisiert, auf Berühmtheiten, die sich lieber im Verborgenen tummelten als solche, die mit exhibitionistischer Wollust alle Welt an ihren Affären und Obsessionen, ihren Scheidungsprozessen und Entgiftungsprogrammen teilhaben ließen. Und Hunter erkannte eine maskierte Prominente, die sich auf Umwegen aus ihrem Hotel schleicht, auf tausend Meter. Auch wenn er in diesem Augenblick nicht mit Sicherheit sagen konnte, wer genau das war, der sich da unter der blonden Lockenpracht zu verstecken versuchte.
Erst schießen, dann fragen war Hunters Devise. Also ließ er den Verschluss seiner treuen Nikon flattern und startete dann den Motor seines Jaguars, folgte seinem Wild auf leisen Pfoten. Es sah nach einem guten Tag aus.
‚McDonald’s‘ stand über dem Eingang. Offenbar ein Diner und damit ganz das, was sie suchte.
Vor der Tür wippte ein Wachmann auf seinen Sohlen, wie sie es gerne tun. Pussy nickte ihm zu und ging hinein.
Teenager lärmten herum, also bestellte sie ihre zwei, ach was drei Hamburger, dazu Kaffee und einen unwiderstehlich aussehenden Milchshake zum Mitnehmen. Die Preise kamen ihr ziemlich hoch vor, aber so ist das halt im
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