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Platinblondes Dynamit

Platinblondes Dynamit

Titel: Platinblondes Dynamit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Juretzka
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stoppte.
    Die drei Frauen sahen ihn an, als er ins Appartement zurück kam.
    „Sagen Sie mal, worauf warten Sie hier eigentlich?“, fragte Chevalier, ganz höfliches Interesse.
    „Na, auf Pussy“, antwortete Ida, als müsse man einen Schaden haben, das nicht zu wissen.
    „Und sobald sie erscheint?“
    „Nimmt die Geschichte ihren Lauf “, knurrte Wanda.
    „Und Sie sind sicher, adäquat vorbereitet zu sein?“
    „Nun ja“, machte Wanda, ausweichend. Sicher sein konnte man sich bei einer wie Pussy Cat nie so ganz.
    „Worauf wollen Sie hinaus?“, fragte Sabie, ganz die vorsichtige, misstrauische Polizistin, ob falsch oder nicht.
    „Worauf ich hinauswill, ist, dass es durchaus in meinem Interesse liegt, wenn Pussy der Zugang zu dieser Zelle hier dauerhaft verwehrt bleibt. Und worauf ich auch hinauswill, ist dieses Geheimversteck, das Jack Knife einst selber in den Fußboden eingelassen hat. So geheim, dass bisher noch niemand je etwas davon gewusst hat“, fügte der Schriftsteller erläuternd hinzu, bückte sich, zog einen clever versteckten Splint und hob eine bis dahin unsichtbare Luke an.
    Die drei Frauen sprangen auf, warfen ihre Karten ab, traten heran. Und Wanda war es, die anerkennend durch die Zähne pfiff beim Anblick des außerordentlich variantenreichen Waffenlagers.
    „Ja!“ Windell schloss die Türe hinter sich, leise, ganz ohne Knall, schaltete das Deckenlicht an, betrachtete sich zufrieden im großen Spiegel der Damentoilette der Brooklyn Bar. Er fühlte sich großartig. Zurück am Schalthebel, am Steuerknüppel, endlich wieder in Kontrolle über seine Geschichte und seine Figuren. Aah, Autor zu sein! Und noch dazu so ein überaus erfolgreicher … Zufrieden richtete er sein Halstuch, zupfte das farblich identische Einstecktuch zurecht, schnupperte an der Rose. Okay, er war unter Umständen ein wenig overdressed – vor allem die Gamaschen waren etwas, tja, laut –, doch galt es hier und jetzt nur eine Person zu beeindrucken, nur eine Frau, und deren Reaktion war voraussehbar. Pussy würde schmelzen beim Anblick dieses makellos weißen Maßgeschneiderten. Er, ihr Schöpfer, wusste es.
    Alles ließ sich einfach perfekt an. Ein Geniestreich von ihm, das mit dem Waffenversteck. Hatte er Pussy erstmal wieder im Roman, war ihr damit eine Rückkehr in die Realität zumindest sehr, sehr schwer gemacht. „Ja!“
    Das Einzige, was ihm Sorge machte, war, dass er bis zu dem Moment seiner eigenen Rückkehr an die Tasten keinen – oder wenn dann nur marginalen – Einfluss auf Pussys tatsächliches Verhalten hatte.
    Deshalb hatte er Kilius/Bäumler gebeten, sich an seinen Rechner zu setzen, die textliche Entwicklung zu verfolgen und gegebenenfalls entsprechend einzugreifen, aber nein. Der hatte sich rundheraus geweigert, sich auch nur in geringster Weise noch mal mit … IHR … anzulegen.
    „Es ist der Humor“, hatte er geraunt. „Grausam.“ Blieb nur einer: Elmo. Ein Mann, dessen Aufmerksamkeitsspanne bekanntermaßen regelmäßig von Triebschüben überlagert wurde, sicher. Also, wenn man bedachte, was für ihn, Windell, auf dem Spiel stand, schon ein Anlass zur Sorge. Doch er hatte Elmo gebrieft, in die Pflicht genommen, mit dem Ernst der Lage vertraut gemacht und, ganz zum Schluss, noch das ISDN-Kabel durchgeschnitten.
    Nun denn. Elmo würde es schon machen. Doch, bestimmt. Ganz sicher.
    Trotzdem schien eine kleine Stärkung des Nervenkostümsangebracht und so begab sich Windell forschen Schrittes hinter Eds verwaisten Tresen und strich mit den Fingern über das Flaschensortiment.
    Als ihn ein Geräusch zusammenfahren ließ.
    Ein halbersticktes Geräusch.
    Wie wenn sich jemand bemerkbar machen möchte, aber, tja, nicht kann.
    Es kam aus dem Hinterzimmer. Ein wütendes Wimmern. Wenn es so was gab.
    Wie von alleine schlossen sich Windells Finger um Eds ständig griffbereit gehaltenen Baseballschläger. Vorsichtig zog er die Tür ein Stück weit auf. Ließ den Schläger sinken, stellte ihn achtlos beiseite, trat unverblümt ins Hinterzimmer. Nahm eine braune Flasche auf, unterzog das Etikett einer wohlwollend prüfenden Betrachtung und wünschte dann erst der in einer wirklich interessanten Position auf den Billardtisch gefesselten Polizeiobermeisterin Zahn einen wunderschönen guten Tag.
    „Es funktioniert nun mal nur auf Folkmars Rechner“, erklärte Elmo und klammerte sich am Beifahrersitz fest. Frau Doktor Störzenich fuhr wie eine Blinde. Wie eine Taubblinde. Niemand zieht den ersten Gang

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