Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Platinblondes Dynamit

Platinblondes Dynamit

Titel: Platinblondes Dynamit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Juretzka
Vom Netzwerk:
Glaub’s mir. Schließlich habe ich ihn erfunden. Und jetzt los!“
    „Moment!“ Elmo entwickelte sich so langsam zum ewigen Bremser. „Wie genau willst du eigentlich diesmal hier raus? Ich meine, ohne den Alarm auszulösen?“
    Bollo der Blindfisch lungerte an der Ecke von Lexington Avenue und der 86sten Straße herum. An der Ecke, von der jeder wusste, dass er da rumlungern würde. Wichtig, das. Denn mal abgesehen von seiner Existenz als blinder Bettler machte Bollo auch noch den einen oder anderen hübschen Dollar als einer der gefragtesten Informanten der Stadt.
    Bollo, sagte man, hat seine Augen überall.
    Sie weiteten sich, unmerklich, hinter den schwarzen Gläsern, als eine bekannte Gestalt neben ihn trat.
    „Hallo, Bollo“, knurrte Jack Knife und zog einen flachen Clip mit Dollarnoten aus seiner Hosentasche. „Du hast nicht zufällig eine gewisse Pussy Cat hier vorbeikommen gesehen?“
    „Gesehen, ha! Der war gut“, entgegnete Bollo. Bollo machte auf blind, und das ging nur, wenn man dabei eine gewisse Konsequenz an den Tag legte. „Jack, lass mich dir mal was sagen“, fügte er dann vorsichtig hinzu. „Aber du… du siehst nicht gut aus.“ Und er biss sich auf die Zunge. Bei aller Konsequenz rutschten einem dann doch immer wieder mal solche Sachen raus. „Ist das ein Bügeleisen, das da seitlich aus deinem Kopf ragt?“ Ist es dann einmal passiert, kann man auch schnell noch einen Nachgedanken dranhängen.
    „Ach, Unsinn. Das ist nur ’ne kleine, fiebrige Erkältung. Doch verrat mir eins, Bollo …“ Jack ließ ein paar gefaltete Scheine in Bollos Brusttasche gleiten. „Angenommen, ich müsste diese Pussy dringend sprechen. Heute noch. Am besten sofort. Wo hätte ich die größten Chancen?“
    Bollo fischte die Scheine aus der Tasche und befühlte sie sorgfältig. Hielt sie sich ans Ohr dabei. Ganz zurück in der Rolle. Profi halt.
    „Zufällig“, sagte er dann halblaut, „habe ich vorhin erst mit Said Wainda und einem Maurer ein Bierchen gezischt. Der war ein bisschen durcheinander, der Maurer, und Said wollte ihn eigentlich zum Schweigen bringen, doch er hat angedeutet, dass verdammt komische Sachen in deinem Appartement ablaufen, Jack. Irgendwas mit Türen, hat er gesagt.“
    „Ach, nein, völlig unmöglich, das wird nie etwas“, urteilte die Puppe. „Das ist Eis, Herr Windell, da unter unseren Kufen. Darauf muss man gleiten. Schwingen. Tanzen. Aber Sie haben ja nicht den Deut eines Rhythmusgefühls. Beine wie aus Holz. Und dazu auch noch, urrghs, total schwitzige Hände.“
    „Schnauze“, schnarrte Meckenheim, gegen den inneren Widerstand, damit in Dialog mit einer aufgeblasenen Sexpuppe zu treten.
    „Das ist entwürdigend“, murmelte Windell. Das Schlimmste war noch nicht mal dieses Toupet. Das eigentlich Schlimmste war, er hatte tatsächlich schwitzige Hände. Vor Nervosität. „Das ist das Peinlichste, das mir je …“ Er brach ab, als Erinnerungen auf ihn einzustürmen begannen, die allesamt das gerade Gesagte in Frage stellten.
    „Schnauze“, schnarrte Meckenheim, der den Schundliteraten mitsamt Puppe auf Kilius/Bäumlers Drehstuhl den langen Gang hinunterschob. „Sie halten die Schnauze, oder Sie können alleine zusehen, wie Sie hier rauskommen.“
    Seine Vorgesetzten hatten sich nicht entblödet, ihn der Presse als den den ‚Fall Pussy Cat‘ bearbeitenden Beamten zum Fraß vorzuwerfen, und die verdammten Bluthunde waren natürlich fast augenblicklich mit dem alten ‚Polizist Saufnase‘-Kaffee um die Ecke gekommen.
    An der Pförtnerloge drehte er Windell so, dass der zur gegenüberliegenden Wand blickte, während ihm die Puppe über die Schulter sah.
    „Kilius/Bäumler, Freigänger. Ich nehm den mal mit raus zum Lüften“, bellte er den Pförtner an, der sich beeilte, die Türverriegelung freizuschalten.
    Der Autor, hatte Meckenheim entschieden, muss diesen Schlamassel wieder bereinigen. Es gab keine Lösung in diesem Fall, und eine Verhaftung von Pussy Cat war undenkbar. Punkt, aus. Entsprungene Romanfiguren müssen zurück in die Fiktion, in den Roman. Sie haben nichts, aber auch gar nichts in realen Zellen und noch weniger in realen Polizeiberichten verloren.
    Nicht, wenn der Verfasser des Berichts nicht ebenfalls in Dollendorf landen möchte.
    Deshalb musste diese ganze Geschichte vom Verursacher beendet werden. Jetzt, heute noch. Und wennes nötig wurde, dafür Windell aus der Psychiatrie zu entführen, dann war das eben so. Er, Emil Meckenheim,

Weitere Kostenlose Bücher