Platon in Bagdad
Zwischen Kleopatra und ihrem Bruder brach ein Krieg aus; nach seinem Sieg über Pompeius, der in Ägypten erschlagen wurde, nahm Cäsar die beiden Herrscher 48 v. Chr. gefangen. Cäsars kleine Armee sah sich einer deutlich größeren ägyptischen Streitmacht gegenüber: Während der Kämpfe kam es zu einem Brand, der viele Gebäude im Hafenviertel Alexandrias vernichtete, darunter zumindest Teile der Bibliothek.Sieben Jahre später versprach Marcus Antonius der Kleopatra, den Verlust wieder gut zu machen, indem er ihr 200 000 Werke aus der Bibliothek von Pergamon schenkte. In jedem Fall hat die Bibliothek von Alexandria den Brand überlebt, denn in der römischen Kaiserzeit wurde sie mehrfach erwähnt.
Die ptolemäische Dynastie endete 30 v. Chr. mit dem Selbstmord Kleopatras in Alexandria, nachdem Octavian sie und Marcus Antonius in der Schlacht bei Actium besiegt hatte. Alexandria kam damit unter römische Herrschaft, und im Jahr 27 v. Chr., als Octavian sich
princeps
nannte und den Ehrennamen Augustus erhielt, begann in Rom die Kaiserzeit.
Der griechische Geograph Strabon erlebte das Ende der ptolemäischen Herrschaft und das erste halbe Jahrhundert der Römischen Kaiserzeit. Er stammte aus Amaseia an der Schwarzmeerküste, studierte in jungen Jahren zunächst in Nysa in Kleinasien, später in Alexandria und zuletzt in Rom. In Alexandria lernte er offenbar die Werke des Eratosthenes und anderer griechischer Geographen kennen, auf die er sich bezieht. Seine früheren historischen Werke sind verloren, aber seine bedeutende, 17 Bücher umfassende
Erdbeschreibung
ist überliefert.
Strabon folgte dem Vorbild des Eratosthenes, ergänzte jedoch seine geographischen Darstellungen durch enzyklopädische Beschreibungen »der Tiere auf der Erde und im Meere, der Pflanzen und Früchte und alles übrigen, was bei jedem Volke zu schauen ist«. Ihm zufolge bildete Irland, das er Ierne nannte, die nördliche Grenze der bewohnten Welt »ein Wohnsitz ganz wilder und der Kälte wegen kümmerlich lebender Menschen«. Er fuhr fort, dass »ihre Bewohner noch roher sind als die Briten, indem sie sowohl Menschen- als Vielfresser sind und es für rühmlich halten, ihre verstorbenen Eltern zu verzehren und sich öffentlich zu begatten, sowohl mit anderen Frauen, als mit ihren Müttern und Schwestern«.
Auch Dioskurides Pedanios (tätig 50 – 70 n. Chr.) aus Anazarba im Südwesten Kleinasiens kam zum Studium nach Alexandria.Später diente er unter den Kaisern Claudius (reg. 41 – 54 n. Chr.) und Nero (reg. 54 – 68 n. Chr.) als Arzt in der römischen Armee. Dioskurides gilt als Begründer der Pharmakologie und ist für sein Werk
De materia medica
berühmt, eine systematische Beschreibung von rund 600 Heilpflanzen und fast 1000 Arzneimitteln.
Nikomachos von Gerasa (tätig um 100 n. Chr.) ist für seine
Einführung in die Arithmetik
bekannt, eine grundlegende Darstellung der Bereiche der Mathematik, die zum Verständnis der pythagoreischen und platonischen Philosophie nötig waren. Das Buch ist voller Fehler und Unzulänglichkeiten; dennoch blieb es bis ins 16. Jahrhundert maßgeblich und verschaffte Nikomachos ganz zu Unrecht den Ruf, ein bedeutender Mathematiker gewesen zu sein.
Die antike griechische Astronomie fand in den Forschungen Klaudios Ptolemaios’ (um 100 – um 170 n. Chr.) ihren Höhepunkt. Über sein Leben ist nur so viel bekannt, dass er während der Regierungszeiten der Kaiser Hadrian (reg. 117 – 138 n. Chr.) und Antoninus Pius (reg. 138 – 161 n. Chr.) in Alexandria wirkte. Seine einflussreichste Schrift ist die
Mathematische Syntaxis
, besser bekannt unter ihrem arabischen Namen:
Almagest
. Es ist das umfassendste astronomische Werk, das aus der Antike überliefert ist.
Ptolemaios’ Darstellung des Äquanten: In dem Diagramm bewegt sich der Planet (Pl.) auf einem Epiyzkel, dessen Zentrum einen exzentrischen Kreis beschreibt, dessen Mittelpunkt (Ztr.) also außerhalb der Erde liegt. Der Mittelpunkt des Epizykels bewegt sich in Bezug auf den Äquanten gleichförmig. Der Äquant und die Erde haben den gleichen Abstand vom Mittelpunkt des exzentrischen Kreises auf den gegenüber liegenden Seiten eines Durchmessers.
Darstellung der Beziehung zwischen den Planeten und der Sonne im ptolemaischen System (stark vereinfacht, nicht maßstabgerecht und unter Vernachlässigung von Exzentrität und Äquant): Die Mittelpunkte der Epizykeln des Merkur (Me) und der Venus (Ve) befinden sich auf der Verbindungslinie zwischen
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