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Platzhirsch: Ein Alpen-Krimi (German Edition)

Platzhirsch: Ein Alpen-Krimi (German Edition)

Titel: Platzhirsch: Ein Alpen-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicola Förg
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äußerlich.
    Aber der Waldherr hatte geschlossen.
    Das Anwesen der von Brennersteins war weniger protzig als erwartet. Marc von Brennerstein selbst war gerade damit beschäftigt, in die Motorhaube seines schweren Mercedes-Geländewagens zu starren. Als Irmi und Kathi kamen, schälte er sich aus dem Auto und blieb an den Wagen gelehnt stehen. Er war zweifellos attraktiv, jetzt weit mehr als im TV, als er geschminkt gewesen war und viel zu maskenhaft ausgesehen hatte. Im Fernsehen hatten sie ihm sicher die Haare mit Spray festgepappt, nun strich er sich eine Strähne aus der Stirn und schmierte sich versehentlich Öl ins Gesicht.
    »Sind Sie auf dem Kriegspfad?«, fragte Kathi.
    Er war nur sehr kurz irritiert, dann blickte er in den Außenspiegel und wischte sich mit einem Taschentuch, das er elegant aus der Jacke zauberte, die Stirn ab. Das Taschentuch war natürlich eins aus Stoff und trug ein Monogramm. Wo gab es heute noch Männer mit solchen Taschentüchern? Nur in einer Welt, die nicht Irmis war.
    »Besser?«, fragte er. »Die Damen wünschen?«
    »Wir würden mit Ihnen gerne über Ihre tote Exfreundin sprechen«, erklärte Irmi.
    »Als hätte ich es geahnt«, seufzte er theatralisch. »Darf ich Sie hereinbitten? Es ist doch noch etwas frisch heute.«
    Er war so was von ungerührt, dass Irmi fast versucht war, ihm Anerkennung zu zollen. Sie empfand ihn nicht unbedingt als unsympathisch. Er wirkte einfach wie ein Mann, der es sein ganzes Leben lang gewohnt gewesen war, dass sich ihm nichts in den Weg stellte. Er besaß die Selbstsicherheit der Upper-Class-Kinder, die das Leben nur von der Sonnenseite kennen. Solchen Menschen wurde gerne Arroganz vorgeworfen, aber im Prinzip verhielten sie sich nur entspannt und souverän. Wer nie wirtschaftliche Not leiden musste, immer in den richtigen Zirkeln nach oben bugsiert worden war, wer nie um einen Job hatte kämpfen müssen, tat sich leicht mit dem Selbstbewusstsein.
    Das Hauptgebäude war ein prächtiges altes Bauernhaus. Marc von Brennerstein führte sie in einen Raum von der Größe einer Gaststube. Ein Kachelofen bullerte, und kaum hatten sie sich gesetzt, brachte eine Frau ein Tablett mit Tee, Kaffee und Gebäck herein. Ein wenig war Irmi schon beeindruckt, und ein klein wenig verstand sie diese Regina auch. Ihr eigenes Haus war so erdrückend, sosehr sie es auch mit orangenen Farbtupfern aufzupeppen versucht hatte. Dieses Anwesen war pure Großzügigkeit, war Helle, war Anmut. Und es gab definitiv schiachere Männer. An den Wänden hingen kunstvoll gearbeitete Messer und ein paar Jagdwaffen, die so teuer aussahen, dass sie wohl nur Dekorationszwecken dienten.
    »Waffennarr?«, fragte Kathi.
    »Diese Messer sind feinste Handarbeit. Die Geschichte solch schöner Dinge ist interessant. Waffen gehören zum Menschen, gehören zur Menschheitsgeschichte. So wie die Jagd. Narretei ist das keine. Ich bin Sammler.«
    Jäger und Sammler, das waren die Menschen früher einmal gewesen. Damals war es ums Überleben gegangen, um die Nahrung. Heute jagten sie nach Ruhm und Erfolg und sammelten Statussymbole. Die Gene waren einfach nicht mitgekommen, dachte Irmi. Laut sagte sie: »Regina von Braun wurde erschossen. Sie wissen das.« Das war eine Feststellung, weniger eine Frage.
    »Ja, eine Tragödie.«
    »Na, so eine Tragödie war das ja wohl nicht für Sie. Schließlich hatten Sie Streit, und Sie hatten sich getrennt. Sie haben sich eine Fernsehschlacht geliefert«, sagte Kathi scharf.
    Er lächelte. »Schlacht – nun ja, solch starke Worte würde ich nicht verwenden. Wenn ich jede meiner Exfreundinnen hätte erschießen wollen …«
    »Ach, waren es so viele?«
    »Wen interessieren profane Zahlen? So spielt das Leben. Andere Mütter haben auch schöne Töchter.« Sein Blick besagte: Deine Mutter hat ja auch eine schöne Tochter.
    »Die Zahl Ihrer Exfreundinnen interessiert uns nicht. Aber Sie wollten Regina gerne halten!«, sagte Irmi mit Chilischärfe in der Stimme.
    »Es ist korrekt, dass sie die Beziehung beendet hat. Ich fand das etwas übertrieben als Reaktion auf eine Fernsehsendung. Es war doch nur eine Sendung im Hausfrauenfernsehen.«
    Irmi spürte, dass er das wirklich ernst meinte. Er schien sich dessen tatsächlich nicht bewusst zu sein, wie sehr er Regina im Mark erschüttert hatte. Er war ein Spieler, der immer gewann. Er hatte den Fernsehprovokateur gespielt und einen Heidenspaß dabei gehabt.
    »Herr von Brennerstein, ich würde mir diese DVD gerne mit Ihnen

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