Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Platzhirsch: Ein Alpen-Krimi (German Edition)

Platzhirsch: Ein Alpen-Krimi (German Edition)

Titel: Platzhirsch: Ein Alpen-Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicola Förg
Vom Netzwerk:
Ohröffnungen haben, die fast so lang wie die Kopfhöhe sind? Der Gesichtsschleier der Eule ist keine Modeerscheinung, sondern lenkt den Schall in Richtung ihrer Ohren. Bei der Schleiereule wurden 95 000 Nervenzellen im Ohr festgestellt. Als Vergleich: Bei der Krähe sind es nur 27 000. Eulen hören sehr gut.
    Die Eule sah sie nun genau an, und Robbie drehte sich um. »Frisst, die Theo frisst!«
    »Großartig, Junge, gut gemacht.« Es war spürbar, dass Veit Bartholomä mit den Tränen rang, aber ein Mann seiner Generation weinte nun mal nicht.
    »Ganzer Teller!« Robbie strahlte und zeigte Irmi den leeren Teller.
    »Wunderbar, Robbie, du bist ein Genie.«
    »Genie, Genie, Genie.« Robbie lachte.
    »Dann komm doch mal da raus, Robbie! Du hast bestimmt noch nichts gegessen. Helga hat einen schönen Schokokuchen gemacht. Den magst du doch so!«
    »Au ja, Schoko, Schoko«, meinte Robbie lachend, doch plötzlich verdüsterte sich sein Gesicht. »Gina hat auch so gern Schoko.« Er begann zu weinen.
    »Im Himmel gibt’s Schoko. Ganz viel. Robbie, jetzt saus mal zu Helga und sag ihr, dass sie zwei Teller mehr auflegen soll.«
    Robbie sauste wirklich. Bartholomä drehte sich zu den beiden Polizistinnen um. »Sie essen doch ein Stück mit, oder? Wissen Sie, wir müssen uns dauernd bemühen, Robbie abzulenken. Beschäftigung, Aufträge, ach … Es ist so ein Drama.«
    »Gerne«, sagte Irmi. »Die Kollegin und ich mögen auch sehr gerne Schoko.«
    »Leider«, sagte Andrea.
    Sie umrundeten das Haus wieder, umrundeten das Dornröschenschloss.
    »Ist Ihnen nicht aufgefallen, dass ein Rentier fehlt?«, fragte Irmi.
    »Nein, die Tiere stehen im Wald, wir zählen die nicht täglich. Natürlich kontrollieren wir ihren Zustand, aber ich renne nicht täglich mit dem Rechenschieber rum. Wir hatten auch anderes zu tun, wie Sie sich eventuell vorstellen können, Frau Kommissar.« Veit Bartholomä klang bissig.
    Irmi nickte nur und folgte dem Mann, dessen Nerven offensichtlich blank lagen. In der Küche des Gutshauses standen Keramiktassen mit Hirschdeko auf dem Tisch. Helga Bartholomä sah wieder müde aus, und doch umgab sie eine Aura, die Irmi schwer fassen konnte. Sie strahlte Kraft aus, sie war trotz ihres Alters noch eine schöne Frau voller Würde.
    Veit Bartholomä legte ihr kurz seine Hand auf den Arm. Er liebte seine Frau, das war in jeder seiner kleinen Gesten spürbar. Nach all den Jahren solche Zärtlichkeit. Vielleicht existierte sie ja doch – die lebenslange Liebe und Achtung wie zwischen Bartl und Helga.
    Der Kuchen war tatsächlich exzellent, man plauderte mit Robbie über Theo. Irmi tat es weh, dass sie das Idyll durchbrechen musste, aber irgendwann legte sie Veit Bartholomä doch die Fotos vor.
    »Kennen Sie einen der beiden Männer?«
    Bartholomä deutete auf den Karwendel-Hiasl. »Den da. Er war öfter mal auf einer Waldbesitzer-Veranstaltung. Und bevor Sie fragen: Ich weiß, dass er wildert. Jeder weiß das. Er hat mir einmal sein Ehrenwort gegeben, dass er bei uns nicht wildert.«
    Ja, mit seinem Ehrenwort, da ging der Hiasl ja inflationär um, dachte Irmi.
    »Und Sie haben ihn nie angezeigt?«
    »Mit Verlaub, Frau Mangold! Das ist nicht meine Arbeit, Wilderer anzuzeigen. Ich hab ihn nie gesehen, er hat mir nie Fleisch angeboten. Er prahlt, was weiß ich denn, was davon überhaupt stimmt.«
    »Regina plante ein Jagdbuch. Mit Geschichten über Jagdvergehen. Das wissen Sie?«
    Veit Bartholomä zögerte kurz. »Wissen ist zu viel gesagt. Ich weiß, dass von Brennerstein deswegen bei ihr war. Ich habe sie schreien gehört. Ich habe Regina dazu gefragt, und da hat sie mir verraten, dass sie ein Buch plant.«
    »Wir haben ihr gesagt, dass so was riskant ist«, mischte sich Helga ein. »Es ist nicht immer gut, im Leben anderer Menschen zu wühlen. Nicht jeder mag das, wenn er an die Öffentlichkeit gezerrt wird.«
    »Sie haben sicher recht«, meinte Irmi. »Von Brennerstein wird darin scharf angegriffen, dem Karwendler hat sie auch ein Kapitel gewidmet. Hätte der das Buch Ihrer Meinung nach verhindern wollen?«
    »Der? Der fühlte sich doch eher geschmeichelt. Suchen Sie lieber mal bei Brennerstein. Den sollten Sie am Wickel haben!«, rief Veit Bartholomä.
    »Auch an ihm sind wir dran, Herr Bartholomä. Wenn wir der Theorie folgen, dass Regina einem Wilderer in die Quere gekommen ist, dann ist Brennerstein allerdings ein schlechter Kandidat. Oder wildert der auch?«
    »Kann man nie wissen! Vielleicht will er falsche

Weitere Kostenlose Bücher