Plötzlich blond 2 - Neues von der Superbeauty wider Willen
immer die Ansicht vertreten, es wäre einfacher, sich im Internet zu informieren, aber dort las er ja auch alles.) Und erst der vertraute
Geruch von Leder. (Der Großteil der Möbel der Maloneys war mit feinstem englischen Leder gepolstert und stammte von einem uralten Anwesen, das einmal seiner Familie gehört hatte, nun aber längst in fremde Hände übergegangen war. Sie waren viel zu wuchtig für die winzige Wohnung, die die Fakultät ihnen zur Verfügung stellte.)
»Komm her«, meinte Christopher. »Ich nehm dir deinen Mantel ab.«
Ich versuchte, mein scheues Lächeln zu verbergen. (Ich weiß, ich weiß! Aber ich war nun mal eingeschüchtert! Ausgerechnet von Christopher!) Dann streifte ich mir die Handschuhe von den Fingern, legte meinen Schal ab und schlüpfte aus meiner Lederjacke - aber erst nachdem ich mich hingekniet hatte, um Cosabella aus ihrem Mäntelchen zu befreien.
Das Einzige, was ich nicht ablegte, nachdem ich alles an Christopher weitergereicht hatte, damit er es auf der antiken Bank vor der Eingangstür ablegen konnte, war meine Sonnenbrille. Denn meine Nervosität war nicht das Einzige, was ich zu verbergen suchte.
»Setz dich doch«, schlug Christopher mir vor, als ich ihm ins Wohnzimmer folgte. Er schob einen Stapel mit diversen Ausgaben der Times , des Wall Street Journal und der Washington Post zur Seite und ließ sie einfach auf den Boden plumpsen, um auf der brüchigen braunen Ledercouch Platz für mich zu schaffen. »Möchtest du vielleicht Kaffee oder Tee oder eine heiße Schokolade oder so?«
Erfrischungsgetränke. Er bot mir doch tatsächlich Erfrischungsgetränke an. So als wäre ich ein richtiger Gast.
Was ich ja genau genommen auch war. Das hätte ich schon immer sein sollen… Em Watts, ein Mädchen. Nicht Em Watts, die geschlechtslose Freundin von sieben Etagen tiefer.
Aus irgendeinem Grund aber war das Christopher bisher
scheinbar entgangen. Erst jetzt, da ich viel engere Tops trug und im Körper von jemand anderem steckte, fiel es ihm endlich auf.
»Äh, Tee wäre toll«, meinte ich und setzte Cosy auf dem Boden ab. Jetzt, da wir drinnen im Warmen waren, ging es ihr schon sehr viel besser. Sie hatte zu zittern aufgehört und sah sich bereits nach einem Plätzchen um, an dem sie sich zusammenkuscheln und ein Nickerchen machen konnte. »Könnte ich vorher nur kurz in eurem Badezimmer verschwinden?«
Christopher hatte nichts dagegen. Er wies mir den Weg, und ich folgte ihm und tat so, als wüsste ich nicht, wo es langging, obwohl ich doch schon mindestens tausend Mal in seinem Bad gewesen war.
Als ich sicher dort angelangt war, schloss ich die Tür und wischte die Gläser meiner Sonnenbrille ab. Dann sah ich blinzelnd in den Spiegel oberhalb des Waschbeckens, der über und über mit Rasierschaum befleckt war. (Christopher und sein Dad hatten zwar eine Haushälterin, aber die kam nur jede zweite Woche vorbei. Oder zumindest war das früher so. Der Unordnung nach zu schließen, war es schwer zu sagen, ob sie überhaupt noch zu ihnen kam.)
Eigentlich sah ich gar nicht mal so schlimm aus. Man hätte fast nicht mehr sagen können, dass ich geweint hatte. Ich wischte mir ein bisschen verlaufenes Mascara weg. Jetzt noch etwas frisches Lipgloss, das ich in meinem Miu-Miu-Täschchen mit mir herumtrug, und fertig. (Eigentlich hatte ich das Lipgloss nur aus dem Grund dabei, damit mir die Lippen nicht aufsprangen, denn es kann sich keiner vorstellen, wie einem die Visagisten auf die Pelle rücken, wenn man bei ihnen mit aufgeplatzten Lippen antanzt, weil sie die dann erstmal mit einem Peeling behandeln müssen.) Ich schenkte mir selbst noch ein aufmunterndes Lächeln, als mir plötzlich auffiel,
dass das Badezimmer stark nach Barbasol roch, das Rasiergel, das Christopher am liebsten verwendete. Da stand ich nun und sog für einen Moment den Duft ein, der so unglaublich gut nach ihm roch.
Tja, da sieht man’s. So weit war ich schon. Ich konnte ihm noch nicht einmal böse sein, dass er Nikki so viel besser behandelte, als er mich jemals behandelt hatte. Denn, so viel war mir klar geworden, er wusste es einfach nicht besser. Er konnte ja nicht ahnen, was er an mir hatte, bevor ich verschwunden war.
Nur dass ich natürlich nicht wirklich weg war. Auch das war ihm immer noch nicht klar. Was mir allerdings noch nicht so ganz klar war, war die Frage, wie ich ihm das klarmachen sollte - und zwar so, dass er das auch tatsächlich verstand.
Ich war allerdings logischerweise nicht nur aus
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