Plötzlich blond - Superbeauty in Gefahr - Plötzlich blond; 3
Hinter mir hörte ich Nikki schnurren: »Hallo, Tiger.« Offensichtlich redete sie mit Brandon. Den schmatzenden Geräuschen nach zu schließen, hatte sie ihm die Arme um den Hals geschlungen, um ihm einen herzhaften Guten-Morgen-Kuss zu geben. Würg.
Wollten mich heute eigentlich alle zum Kotzen bringen? Und zwar noch bevor ich überhaupt ein Frühstück zu mir genommen hatte?
Doch was ich sah, als ich das Esszimmer betrat, ließ mich sofort vergessen, was ich gerade gehört hatte.
Da stand nämlich meine kleine Schwester Frida und schenkte gerade jedem von uns ein Glas Orangensaft ein.
SIEBEN
Oh, sie trug natürlich eine Verkleidung. Zumindest das, was sie für Verkleidung hielt: eine rote Plastikbrille, schwarz-weiß karierte Hosen, eine weiße Kochjacke, und ihr Haar hatte sie unter eine hohe weiße Kochmütze gesteckt, so ähnlich wie die bei Food Network im Fernsehen.
Aber ansonsten war das eindeutig Frida, eine Neuntklässlerin an der Highschool, die während der Winterferien eigentlich im Cheerleader-Camp hätte sein müssen.
Es gab so viele Möglichkeiten, was ich in diesem Moment hätte sagen oder tun können. Ich hätte einfach rausplatzen können mit: Was tust du hier? Hätte in Ohnmacht fallen können. Hätte auf sie zustürmen können und sie auffordern, sofort und auf der Stelle nach Hause zu verschwinden. Wusste sie denn nicht, in welch große Gefahr sie sich begab … in welche Gefahr sie uns alle damit brachte?
Aber ich tat oder sagte nichts von alledem. Stattdessen ließ ich mich einfach auf meinen Stuhl sinken. Ich bin mir sicher, dass ich nicht länger hätte stehen können, selbst wenn ich es gewollt hätte. Eine Weile saß ich nur da und starrte sie an. Ich konnte mir keinen Reim darauf machen, was hier eigentlich vor sich ging. Es kommt selten vor, dass man jemandem, den man aus einem Teil seines Lebens kennt, plötzlich in einem anderen, davon unabhängigen Teil begegnet, sodass man die beiden Hälften irgendwie zusammenfügen muss. Was ergab ihr Auftauchen für einen Sinn?
Doch langsam – viel langsamer, als ich zugegeben hätte – schaffte ich es, eins und eins zusammenzuzählen.
Die Tatsache, dass Christopher gestern Nacht hier aufgetaucht und dann ohne mich verschwunden war?
Und dass Frida jetzt in schlecht sitzenden Kochklamotten vor mir stand und uns das Essen auftat? (Sie servierte uns soeben Rührei, wobei sie angestrengt versuchte, meinem Blick auszuweichen. Ihr war also aufgefallen, dass ich sie erkannt hatte. Auf ihren Pausbäckchen erblühten leuchtende Farbkleckse, auch wenn sie entschlossen in die andere Richtung sah.)
Mein Herz hämmerte wie wild in meiner Brust. Ich hatte nicht nur Angst um Frida – weil Brandon (dieser begriffsstutzige, bekloppte, bedrohliche Brandon) jede Minute hier aufkreuzen und sie erkennen könnte –, sondern mir war auch klar geworden, dass, wenn Frida hier war, Christopher in der Küche sein musste. Es konnte nicht anders sein.
Was dachte der sich eigentlich dabei, dass er meine kleine Schwester mit hierherkommen ließ?
Schlimmer noch, allein die Vorstellung, er könnte in der Nähe sein, ließ meinen Puls wie blöd rasen. Wie konnte ich bloß so ein Schwächling sein?
Doch diesen Gedanken verbannte ich rasch aus meinem Kopf. Denn viel wichtiger – und beängstigender – war, dass Frida in großer Gefahr schwebte. Meine Hände waren ganz glitschig geworden vom Schweiß. Hatte sie denn überhaupt keine Ahnung, wie gefährlich es hier für sie war? Wenn Brandon sie erwischte …
… nun ja, keine Ahnung, wozu der imstande war.
Doch eins war sicher: Die Sache würde nicht unbedingt gut ausgehen.
Und was war mit Mom und Dad? Wussten sie, wo Frida sich im Augenblick aufhielt? Das bezweifelte ich stark. Denn sonst hätten sie sicher was dagegen unternommen.
Wenn ich mit der erst mal fertig war, wäre sie ja so was von tot!
»Gibt es auch noch etwas anderes außer Eiern?«, erkundigte sich Mrs Howard, die bereits Platz genommen hatte, höflich. Sie betrachtete mit leicht gerunzelter Stirn die gelblichen Klumpen, die auf ihrem Teller verliefen, so als hätte sie Angst, das Zeug zu probieren.
Mrs Howard hatte Frida selbstverständlich noch nie zuvor getroffen. Sie konnte also nicht wissen, dass das meine kleine Schwester war, die ihr da das Frühstück servierte.
»Pfannkuchen«, antwortete Frida mit einem unglaublich aufgesetzten Südstaatenakzent. So eine schlechte Imitation hatte ich noch nie gehört. Dachte sie wirklich, nur
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