Plötzlich blond - Superbeauty in Gefahr - Plötzlich blond; 3
noch rausfinden kann, was meine eigene Tochter gerade so treibt –, dass du wieder in Manhattan bist. Das Vernünftigste wäre natürlich, wenn du jetzt gleich hierherkommst und dich mit uns triffst. Aber wenn du uns lieber wie zwei Idioten warten lassen willst, dann ist das auch in Ordnung. Allerdings …«
»Oh mein Gott, Mom«, rief ich. Ich richtete mich auf. »Ich komm ja schon. Ich bin sofort bei euch. Ist denn alles in Ordnung?«
»Nein, Emerson«, sagte sie. »Nichts ist in Ordnung.«
Und dann war die Leitung plötzlich tot.
Ich hielt den Hörer vom Gesicht weg und starrte ihn an.
»Was ist denn los?«, wollte Lulu wissen. Dabei hüpfte sie auf bloßen Füßen rum und versaute vermutlich den weißen Kunstfellteppich mit schwarzen Nagellackflecken.
»Meine Mom hat gerade einfach aufgelegt«, sagte ich ungläubig.
»Echt, sie hat aufgelegt?« Lulu zuckte mit der Schulter. »Meine Mom macht das ständig. Wenn sie überhaupt dran denkt, mich anzurufen. Das passiert vielleicht einmal im Jahr, an meinem Geburtstag.«
Autsch. Sofort tat mir Lulu total leid, weshalb ich sie umarmte.
»Also, meine Mom hat das noch nie gemacht«, erklärte ich. »Ich befürchte, da ist was faul. Ich meine, mal abgesehen davon, dass sie extrem angepisst ist, weil ich eine Woche im Haus von einem Jungen verbracht habe, ohne dass seine Eltern dabei gewesen wären.«
Lulu machte einen besorgten Eindruck. »Glaubst du, Robert Stark könnte ihnen vielleicht gerade eine Pistole an den Kopf gehalten und sie gezwungen haben, dich anzurufen. Dass es also in Wirklichkeit eine Falle ist oder so?«
»Na toll«, sagte ich sarkastisch und warf ihr einen Blick zu. »Daran hatte ich ja noch gar nicht gedacht. Sie hat doch gesagt, sie ist im Starbucks. Warum sollte Robert Stark ihr ausgerechnet in einem Starbucks eine Pistole an den Kopf halten?«
»Oh, ach so«, meinte Lulu. Sie schien ein klein wenig enttäuscht. »Klar. Du hast recht. Das ist nicht besonders wahrscheinlich, nicht?«
Ich umarmte sie noch einmal. Sie war einfach zu süß. »Ich muss gehen. Wir sehen uns später.«
»Aber was ist denn jetzt mit deinem Bananensplit?«, rief Lulu mir hinterher, als ich losrannte und mir meinen Mantel und den Hut schnappte sowie die Leine und ein Mäntelchen für Cosy.
»Heb ihn mir auf«, schrie ich zurück. »Ich ess ihn später.«
»Na hoffentlich«, hörte ich Lulu brüllen, als ich schon in den Aufzug sprang.
Sie hatte ja keine Ahnung, wie sehr auch ich das hoffte.
ELF
Meine Eltern saßen an einem Tisch im hinteren Bereich des Cafés. Sie beugten sich über riesige Kaffeebecher und wirkten ziemlich ernst. Da sie beide Professoren waren, sahen sie eh schon die meiste Zeit total ernst aus.
Aber diesmal wirkten sie wirklich ungewöhnlich ernst. Dad hatte schwarze Ringe unter den Augen und es schien schon eine ganze Weile her zu sein, seit sein Gesicht eine Begegnung mit dem Rasierapparat gehabt hatte.
Moms Haar hätte ganz entschieden eine kräftige Spülung nötig gehabt und ich glaube nicht, dass sie auch nur den geringsten Hauch Make-up trug. Nicht dass sie jemals die beste Freundin von Maybelline gewesen wäre.
Wie ich aber herausgefunden hatte, bewirkte auch schon ganz wenig ziemlich viel, wenn es um Mascara und Lipgloss ging. Daran hätte vielleicht auch mal jemand Nikki erinnern sollen. Gott, hatte ich, Emerson Watts, das wirklich gerade gedacht? Was passierte bloß mit mir?
Entgegen Lulus Befürchtungen war Robert Stark nirgends zu sehen. Also hatte er meine Eltern nicht als Geiseln genommen.
Trotzdem sagten sie nicht Hallo und winkten mir auch nicht zu, als ich mir Biscotti und Kräutertee besorgte. (Koffein löst bei Nikki leider heftiges Sodbrennen aus.) Dann gesellte ich mich zu ihnen an den Tisch. Sie benahmen sich so, als wären wir uns vollkommen fremd.
Was echt total unfair war. Denn auch wenn ich mit ihnen vielleicht nicht mehr blutsverwandt bin, so bin ich doch immer noch ihre Tochter. Auch wenn ich Schande über die Familie gebracht habe, weil ich angeblich was mit Brandon Stark hatte. Zumindest behaupteten das die größeren Boulevardblätter in Amerika und die meisten im Vereinten Königreich.
»Hi!«, sagte ich mit bemüht fröhlicher Stimme, während ich mich aus meiner Lederjacke schälte. Cosabella tänzelte umher und beschnüffelte sie ganz aufgeregt, was sie als ihre persönliche Lebensaufgabe zu betrachten schien: jeden und alles zu beschnüffeln und natürlich die Leute zum Lächeln zu bringen. Denn
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