Plötzlich blond - Superbeauty in Gefahr - Plötzlich blond; 3
schlichtweg von der Bildfläche verschwunden, und zwar mit einem Snowboardlehrer, der gerade mal so alt war wie Lulu.
In gewisser Hinsicht hatte sie unheimliches Glück. Ich wusste zwar, dass sie neidisch auf mich war, weil ich eine in ihren Augen relativ »normale« Familie hatte. Aber sie hatte ja keine Ahnung, wie gestraft man mit solch einer »normalen« Familie sein konnte, wie kritisch und nervig die die meiste Zeit waren. Ich hätte in dem Moment alles gegeben, wenn meine Mutter gesagt hätte, ich sähe auf dem Coverfoto dieser US Weekly hübsch aus , und damit wäre das Thema gegessen gewesen.
»Ganz genau«, sagte ich. »So ist es. Die wirkliche Nikki Howard ist noch am Leben. Also, ich meine, ihr Gehirn ist es. Das steckt im Körper von einem anderen Mädchen.«
Ich sah, wie meine Mom und mein Dad sich einen verstohlenen Blick zuwarfen. Das war die Sorte Blick, mit dem Leute, die schon lange verheiratet sind oder ewig zusammenleben, geheime Botschaften austauschen.
Ich konnte ganz deutlich ablesen, was dieser Blick besagte.
Er bedeutete: Das arme Mädchen ist ja völlig meschugge. Wir müssen uns Sorgen um sie machen.
Klar. Sie glaubten mir wieder mal nicht.
Na ja, warum hätten sie mir das auch abnehmen sollen? Wie Lulu schon sagte, hätte ich von Anfang an allen gegenüber ehrlich sein sollen, statt sie allesamt beschützen zu wollen, als wäre ich eine Art göttliche Übermutter.
»Em …«, fing meine Mom behutsam an. »Du stehst in letzter Zeit ziemlich unter Druck. Das wird deutlich, wenn man sich deine immer mieser werdenden Noten ansieht sowie die Leute, mit denen du dich so rumtreibst. Du bist im Moment nicht unbedingt das beste Vorbild für deine kleine Schwester.«
Das tat ziemlich weh. Tränen brannten mir in den Augen. Ich war also kein gutes Vorbild für Frida? Frida, die ihr ganzes bisheriges Leben nur ein einziges Ziel gehabt hatte, nämlich ins Cheerleader-Camp zu fahren? Wenigstens hatte ich einen Job!
»Aus unserer Sicht wäre es besser, wenn du dich ein wenig erholst, bevor Frida aus dem Camp zurück ist«, erklärte Mom. »Eine längere Pause irgendwo, wo du weit weg bist von all den schlechten Einflüssen, die in dein Leben dringen, seit du in der Modebranche arbeitest. Dad und ich haben da an so was wie ein nettes Erholungszentrum gedacht, irgendwo in …«
Erholungszentrum? Meinten die so was wie eine Entzugsklinik?
»Wisst ihr was?«, unterbrach ich sie.
Keine Ahnung, warum ich mir überhaupt die Mühe machte. Was wollte ich damit eigentlich erreichen? Ganz gleich, was ich sagte, meine Mom würde mir eh nicht glauben.
Und wenn ich sie einweihte? Wenn ich ihnen sagte: Mit Nikkis Gehirn ist alles in Ordnung, aber Robert Stark wollte sie umbringen lassen, weil sie mitbekommen hatte, dass der neue Stark Quark PC eine Spyware installiert hat, die Stark Enterprises dazu benutzt, sämtliche Userdaten auf ihren Großrechner zu laden, und dass sie versucht hat, ihn damit zu erpressen, woraufhin er ihr das Gehirn hat rausoperieren lassen.
Dann wären noch zwei Menschen, die ich liebte, in Gefahr.
Das war’s. Ich war fertig mit ihnen.
Auch wenn ich sie nicht in die Sache einweihte, belog ich sie ja nicht wirklich.
Ich war nur nicht unbedingt ganz so offen, wie ich es hätte sein sollen.
Aber hatten sie sich mir gegenüber fair verhalten? Indem sie das glaubten, was diese Klatschseiten über mich schrieben? Indem sie mir den Marsch bliesen wegen meiner Noten, obwohl sie genau wussten, unter was für einem Druck ich in letzter Zeit gestanden hatte? Immerhin hatte ich ja in diesem Schuljahr eine Gehirntransplantation über mich ergehen lassen müssen. Ich fand, unter diesen Umständen war eine Drei minus sogar ziemlich gut.
»Mir ist da grad was eingefallen«, erklärte ich nun kurzerhand und langte hinter mich nach meiner Jacke. »Ich muss gehen.«
»Em«, sagte meine Mom. Auf einmal klang sie nicht mehr wie eine durchgeknallte isländische Elfe, sondern ganz normal, so wie immer, wenn sie gerade nicht total sauer auf mich war. Sie ergriff noch einmal eine meiner Hände.
Doch es war zu spät. Auch wenn das nicht unbedingt allein ihre Schuld war.
Trotzdem, es war bei Weitem zu spät.
»Wir sehen uns«, sagte ich. Dann stand ich auf und rauschte hinaus, während Cosabella schlitternd neben mir hertrippelte.
Aber während ich zur Tür ging und mich zwischen den Tischen durchschlängelte, hörte ich die Leute plötzlich flüstern: »Ohmeingott … das ist Nikki
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