Plötzlich blond - Superbeauty in Gefahr - Plötzlich blond; 3
stand.
Gut, er war nicht ganz genau auf der gegenüberliegenden Seite. Eher stand er ein bisschen weiter drüben, und anders als ich war er vor dem eisigen Regen unter eine Markise geflohen.
Aber ich hatte ihn sofort bemerkt. Weil er sich nicht von der Stelle rührte.
Klar, wir waren hier mitten in New York City (beziehungsweise mitten in Greenwich Village, um genau zu sein). Die Straßen wimmelten vor Menschen. Und deshalb war er mir auch aufgefallen. Weil er, genau wie ich, absolut reglos dastand, während alle anderen um uns herum in die eine oder andere Richtung hetzten.
Er starrte mich an, als würde er darauf warten, dass ich endlich eine Entscheidung traf, in welche Richtung ich gehen wollte.
Als ich zu ihm rübersah, schaute er rasch auf das Handy, auf dem er soeben noch rumgetippt hatte.
Zuerst dachte ich mir überhaupt nichts dabei. Ich kämpfte weiter mit dem Regenschirm. Doch dann brachte mich irgendwas dazu, ihm einen zweiten Blick zuzuwerfen.
Ich sah mir seine Hose an.
Und da wusste ich es.
Ich wusste es einfach. Er war nicht einfach nur irgendein Typ, der vor einem Geschäft auf jemanden wartete. Nein, er wartete auf mich.
Er war hinter mir her.
Der Kerl war auch nicht einfach nur ein Stalker. Solche waren mir auch schon begegnet (beziehungsweise Nikki Howard hatte welche gehabt). Ich hatte die Sicherheitsleute von Stark rufen müssen, damit die mir diese Irren von der Pelle hielten.
Aber Stalker waren anders. Die zogen sich zum einen nicht so gut an. Der Trenchcoat von dem Typen war wirklich tadellos geglättet, genau wie seine Hose. Die hatte eine Bügelfalte in der Mitte, und so sahen normalerweise nur Hosen aus, die jemand in die Reinigung gab. Da war sogar eine kleine Falte, wo die Hose über die Schuhe fiel.
Jeder einzelne Stalker, dem ich bisher begegnet war, trug die Hosen so kurz, dass der Saum immer mindestens zwei Zentimeter über den Turnschuhen endete.
Keiner von denen hatte sich je die Mühe gemacht, seine Hosen reinigen zu lassen.
Der Typ, der jetzt genau gegenüber auf der anderen Straßenseite stand, sah für mich viel eher wie einer von Starks Sicherheitsleuten aus.
Plötzlich überlief es mich eiskalt, und das lag nicht am Wetter. Seine Hose hatte ihn verraten. Die war schwarz und sicher maßgeschneidert. Mit anderen Worten: Sie war todschick und teuer!
Jemand beschattete mich. Ich hatte einen echten, offiziellen Beschatter, abgesandt vom Stark-Enterprises-Sicherheitsdienst.
Aber er wusste nicht, dass ich es wusste.
Wir beide standen uns auf den überfüllten Bürgersteigen zu beiden Seiten der Straße gegenüber. Auf gar keinen Fall konnte ich jetzt zu Gabriel in die Wohnung marschieren, um mich mit Steven und seiner Mutter und Schwester zu treffen, was ich eigentlich vorgehabt hatte.
Es war schon erstaunlich, aber mein erster Gedanke war, Christopher anzurufen. Ausgerechnet Christopher! Der redete doch im Moment überhaupt nicht mit mir! Warum sollte ich also ausgerechnet ihn anrufen?
Und was würde es schon bringen, Christopher anzurufen? Ich meine, der würde doch wahrscheinlich sowieso bloß auflegen. Nur weil er mich einmal retten wollte, hieß das noch lange nicht, dass er mir noch ein zweites Mal zu Hilfe eilen würde.
Außerdem hatte ich auch gar keine Rettung nötig. Ich war eine starke, unabhängige Frau. (Zumindest wenn man nach meiner Mutter ging. Aber nicht hübsch. Kapiert? Nicht hübsch. Hübsch sein ist ein patriarchalischer Archetyp .) Ich kam mit dem ganzen Chaos schon alleine klar.
Die Frage war nur: Wie?
Da kam mir Lulu in den Sinn. Ich musste unbedingt Lulu anrufen und ihr einbläuen, dass sie ja nicht zu Gabriel ging! Nur für den Fall, dass sie sie ebenfalls beschatteten.
Endlich schaffte ich es, den Schirm aufzuspannen, und drehte ihn so, dass Mr Todschicke Hose mich nicht mehr sehen konnte. Dann zückte ich mein Handy, das andere, das nicht von Stark war, und wählte rasch Lulus Nummer.
Schon beim zweiten Klingeln hob sie ab.
»Hey«, meinte sie mit vollem Mund. Ach ja, der Bananensplit.
»Ich bin’s«, presste ich durch meine mit einem Mal gefrorenen Lippen hervor. »Komm nicht hierher.«
»Wohin?«, erkundigte sie sich.
»Da wo du eigentlich hinwolltest.«
Ich redete nicht nur deshalb in Rätseln, weil ich dachte, sie hätten bestimmt auch mein Telefon angezapft, wenn sie mich verfolgten, sondern weil mir plötzlich einfiel, dass das Loft verwanzt sein könnte. Wir waren immerhin eine ganze Woche lang weg gewesen. Da konnte
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