Plötzlich blond - Superbeauty in Gefahr - Plötzlich blond; 3
wie diese Mädels an der Schule, bei denen ich manchmal zufällig mitkriegte, wie sie im Flur standen und sich Dinge erzählten und alles maßlos übertrieben, damit ihre Freunde ihnen mehr Aufmerksamkeit schenkten? Ach, Jason, ich hab meinen Spind nicht aufgekriegt … Ich weiß, ich hab versucht, nach rechts zu drehen und dann nach links, aber da hat sich nichts gerührt. Ich bin wohl einfach nicht stark genug. Könntest du mir vielleicht helfen? Bitte? Oh, wie toll. Ach, Jason, du bist ja so stark …
Echt jetzt? So führte ich mich auf?
Andererseits wurde ich von einem Typen verfolgt. Als ich mich gebückt hatte, um mit einem Plastiktütchen aus meiner Handtasche ein kleines Häufchen von Cosabella aufzuheben, hatte ich ein paarmal über die Schulter nach hinten geschaut, und da war er wieder. Er stand direkt neben dem Zaun eines Kirchhofs und tat so, als würde er eine SMS schreiben.
»Ich werde verfolgt«, flüsterte ich Christopher zu.
»Ich versteh dich nicht«, meinte er.
»Ich werde verfolgt«, wiederholte ich, diesmal etwas lauter.
»Wo bist du?«, fragte er sofort.
Kein: Was erwartest du jetzt von mir? Oder: Ich hab dir doch gesagt, dass ich mit der Sache nichts mehr zu tun haben will.
Überrascht – und viel erleichterter, als ich es mir eingestehen wollte – entgegnete ich: »Ich steh an der Ecke Broadway und Neunte.«
»Da bin ich gar nicht weit von weg«, erklärte Christopher. »Geh auf dem Broadway nach Norden in Richtung Union Square. Dort treff ich dich.« Seine Stimme klang unheimlich beruhigend, obwohl ich genau sagen konnte, dass er ebenfalls irgendwo auf der Straße unterwegs war. Im Hintergrund hörte ich nämlich Verkehrslärm. »Wie lange verfolgt der dich schon?«
»Keine Ahnung«, entgegnete ich. »Ungefähr vier Blöcke weit? Ich hab mich mit meinen Eltern auf einen Kaffee getroffen, und als ich aus dem Laden raus bin, hab ich ihn bemerkt. Aber er kann mich genauso gut auch schon dahin verfolgt haben, was weiß ich.«
»Wie sieht der Typ denn aus?«
»Groß«, antwortete ich, während ich eilig in Richtung Norden ging. »Jedes Mal wenn ich anhalte, bleibt er auch stehen und tut so, als würde er eine SMS schreiben.«
»Was hat er an?«
»Einen Trenchcoat und eine schwarze Bundfaltenhose. Und das hat ihn auch verraten. So bin ich draufgekommen, dass er von Stark sein muss.«
»Wie das denn?«
»Wegen seiner Hose. Die ist viel zu schick.«
»Seine Hose ist zu schick«, wiederholte Christopher. Da fiel mir auf, dass ich wirklich wie die Insassin einer Irrenanstalt klingen musste. Offensichtlich war heute echt ein Tag, an dem alle mich für verrückt hielten.
»Ohne Scheiß, Christopher«, sagte ich. »Der Kerl ist vom Stark-Sicherheitsdienst, nicht bloß so ein Nikki-Howard-Fan. Warum beschatten die vom Stark-Sicherheitsdienst mich nur?«
»Das fragst du vielleicht besser deinen Freund Brandon«, meinte Christopher.
»Ha-ha.« Ich gab mir Mühe, so zu klingen, als hätte ich nicht exakt das gerade getan … Und als hätte sich das, was er gerade gesagt hatte, nicht so angefühlt, als hätte man mir ein Messer ins Herz gerammt. »Ich hab dir doch erklärt, dass Brandon mich gezwungen hat …«
»Spar dir das, Watts, ich hab das beim ersten Mal schon recht gut verstanden. Okay, ich seh dich schon«, verkündete Christopher.
»Was?« Das brachte mich jetzt derart durcheinander, dass ich fast den Schirm hätte fallen lassen. »Du siehst mich? Wie kannst du …«
Doch da kam Christopher auch schon direkt vor mir um die Ecke und legte den Arm um mich.
»Hi, Schatz«, sagte er und küsste mich auf die Wange. »Superpünktlich.«
Ich war total verblüfft. Seine Lippen fühlten sich auf meiner eisigen Haut warm an. Und der Arm, den er um mich gelegt hatte?
Ich fühlte mich wie im siebten Himmel!
Vor allem, da ich ja überzeugt gewesen war, dass er nie wieder seinen Arm um mich legen würde.
»Ich hab die Tickets schon besorgt«, verkündete er. Er sprach irgendwie übertrieben laut.
Da wurde mir klar, dass er das alles nur für Mr Todschicke Hose inszenierte, nicht für mich. Ich meine, Tickets? Welche Tickets denn?
»Klasse«, sagte ich und stieg auf sein Spiel ein. Ich bemerkte, dass er eine Plastiktüte von Forbidden Planet bei sich trug, dem Comicbuchladen in der Nähe. Klar, dort hatte Christopher ja ein Postfach, in dem all die Comics landeten, die er Monat für Monat bestellte. Wahrscheinlich war er gerade dabei gewesen, die Bestellungen der Woche abzuholen,
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