Ploetzlich blond
Lächeln erstarb. »Wieso sollte ich dir was für Lulu geben?«
»Äh, keine Ahnung.« Cosabella hatte sich auf ihre Hinterbeinchen gestellt und tänzelte vor der Drehtür auf und ab. Ich hatte richtig vermutet. Sie musste wirklich dringend nach draußen. »Na ja. Ich hab gedacht, du hättest vielleicht eine Überraschung für sie und wolltest deswegen, dass ich runter-komme, ohne dass sie es mitkriegt.«
»Nikki, was ist denn los? Machst du Witze?« Justin griff nach meiner Hand, aber nicht, um sie zu schütteln. Nein, er drückte sie fest, und in seinen Augen glitzerten Tränen, als er mich bedeutungsvoll ansah. Genau wie in der Szene in Jour neyquest (dem Film, nicht dem Spiel), als Leander die böse Zauberin anfleht, seine geliebte Alana (gespielt von Mischa Barton) am Leben zu lassen. »Wo hast du die ganze Zeit ge steckt, Baby? Ich bin fast verrückt geworden vor Sehnsucht! Wieso hast du auf meine Anrufe und SMS nicht reagiert, Nikki? Über einen Monat lang hab ich nichts von dir gehört! Und dann erfahre ich, dass du endlich wieder da bist, und du rufst nicht einmal an? Was habe ich falsch gemacht? Sag es mir!«
Während ich ihn mit wachsendem Entsetzen ansah, wurden mir drei Dinge auf einmal klar. Erstens: Justin Bay war anscheinend in mich verliebt. Okay, nicht in mich, aber in Nikki Howard.
Zweitens: Nikki Howard war offenbar eine betrügerische Schlange, die hinter dem Rücken ihrer besten Freundin und Mitbewohnerin mit deren Freund Justin rummachte. Ganz zu Schweigen vom Rücken ihres eigenen Freundes Brandon.
Und drittens: Nikki Howards Hund stand kurz davor, auf den Marmorboden der Eingangshalle zu pinkeln.
»Kannst du noch einen klitzekleinen Moment warten?«, bat ich Justin und entzog ihm meine Hand. »Ich muss den Hund schnell rauslassen.«
»Nikki!« Justins Miene verfinsterte sich. »Du kannst doch nicht …«
»Es dauert nur eine Minute«, versprach ich. »Ehrlich.«
Ich rannte zur Drehtür und rief dem Hund zu: »Komm, Cosy, hierher …«
Der Hund schoss hinter mir her, als ich die Drehtür aufstieß und in die kühle Herbstluft hinaustrat. Kaum waren wir draußen, hockte Cosabella sich neben einen der Pflanzen kübel vor dem Eingang, und mir wurde erschrocken klar, dass sie nicht bloß pinkeln musste … Und auch, dass ich nichts hatte, um die Bescherung aufzusammeln.
»Gott, das tut mir so leid«, entschuldigte ich mich bei dem Portier, der ein paar Meter neben mir stand und für einen ande ren Mieter ein Taxi heranwinkte. »Bitte verzeihen Sie mir.«
Der Portier sah mich mit einem Ausdruck verwunderter Belustigung an. »Aber ich bitte Sie, Miss Howard«, sagte er.
»Selbstverständlich kümmere ich mich darum. Das mache ich doch immer.«
Wie bitte? Nikki Howard ließ den Portier die Scheiße ihres Hundes aufsammeln? Wie superpeinlich. Ich spürte, wie ich rot wurde. Gleichzeitig schoss mir der Gedanke durch den Hinterkopf, dass es interessant war, wie schnell Nikki Howard immer rot wurde.
Aber hauptsächlich war mir alles unendlich peinlich. Sowohl dass Cosy direkt vor den Eingang gekackt hatte, als auch dass Jason so eine Szene abzog.
»Das ist nicht nötig«, sagte ich. »Wirklich nicht. Wenn Sie vielleicht eine Plastiktüte für mich hätten? Dann kümmere ich mich gleich selbst darum.«
»Aber ich bitte Sie, Miss Howard.« Der Portier starrte mich an, als wäre ich nicht ganz richtig im Kopf. Anscheinend hatte Nikki Howard ihm nie angeboten, die Hinterlassenschaften ihres Hundes wegzuräumen. »Ich bin es doch – Karl! Kennen Sie mich nicht mehr? Sie wissen doch, dass ich das immer gern für sie erledige.«
Ich wäre am liebsten gestorben. »Na gut, äh … Karl. Das ist wirklich nett von Ihnen. Hören Sie, ich bitte Sie nur sehr ungern darum, aber … ich habe es sehr eilig und muss jetzt los. Könnten Sie Cosy nachher ins Loft zurückbringen?«
Eines war klar: Ich würde auf keinen Fall in die Lobby zurückgehen und Justin noch einmal unter die Augen treten.
Karl nickte und bückte sich nach Cosy, die einen panischen Blick auf mich warf und sofort jämmerlich zu winseln begann.
Nein, das ist untertrieben. Sie winselte nicht, sie heulte und sah dabei aus wie ein kleiner Kojote mit Büffelperücke.
»Sie hat Sie vermisst«, sagte Karl freundlich, obwohl ich einen ernsten Unterton in seiner Stimme hörte. »So wie jetzt hat sie den ganzen letzten Monat geheult, als Sie nicht da waren.«
Oh mein Gott. Ich war gemein und herzlos. Ich hatte meinen Hund einen ganzen
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