Ploetzlich blond
zwei Millionen Dollar auftreiben (plus die bei Vertragsbruch fällige Geldstrafe)?
Dazu kam, dass irgendjemand Nikki Howards Computer angezapft hatte. Jemand, der offenbar annahm, Nikki Howard – oder ich – würde das nicht merken. Ohne paranoid zu sein, hatte ich eine ziemlich konkrete Vorstellung davon, wer das sein könnte: ihre Arbeitgeber bei Stark Enterprises.
Tja. Obwohl ich vorerst mit niemandem darüber reden wollte, muss ich sagen, dass mich die plötzliche Allgegenwärtigkeit der Firma Stark Enterprises in unserem Leben ziemlich beunruhigte.
Und dann gab es noch eine Frage, die mich quälte. Was war eigentlich aus mir geworden? Aus dem Teil von mir, von dem Christopher vor langer Zeit mal gesagt hätte, er sähe okay aus?
»Ähem«, räusperte ich mich, als ich mit meinen Eltern allein war und auf Frau Dr. Higgins wartete, die mich zu den Untersuchungen begleiten würde. »Sagt mal, wo ist eigentlich mein Körper? Also, der mit dem ich geboren wurde, meine ich.«
Mir entging nicht, wie die beiden besorgte Blicke austauschten. Dann sagte Mom vorsichtig: »Nun, wir haben ihn einäschern lassen.«
Ich starrte sie erschüttert an.
»Uns blieb nichts anderes übrig«, sagte sie hastig, als sie meinen Gesichtsausdruck sah. »Wir mussten einen Trauergottesdienst abhalten. Die Paparazzi, die Nikki Howard überallhin folgen, haben alles, was im Stark Megastore passiert ist, gefilmt und fotografiert. Schon ein paar Minuten später wurden die ersten Bilder auf CNN gezeigt. Alle haben mitbekommen, wie der Flachbildschirm auf dich herunterstürzte. Der Unfall war tagelang praktisch das einzige Thema im Fern sehen. Es war eine ziemlich nachrichtenarme Woche. Wir hatten keine Wahl, wir mussten dich beerdigen lassen.«
»Aber es wird dich bestimmt freuen zu hören, dass ganz viele Leute da waren«, sagte Dad, als würde es die Sache für mich leichter machen. »Grandma ist aus Florida gekommen. Die Geschäftsleitung von Stark Enterprises hat ihr den Flug bezahlt …«
Plötzlich traten mir Tränen in die Augen.
»Dann hält Grandma mich also auch für tot?«, fragte ich. Nie mehr T-Shirts mit der Aufschrift weltbeste enkelin zu Weihnachten, keine Geburtstagskarten mehr, in denen zwölf Dollar stecken.
»Es tut mir so leid, Liebes.« Mom nagte an ihrer Unterlippe. »Wir konnten ihr nicht die Wahrheit sagen. Du weißt doch, wie gern sie immer mit ihren Freundinnen am Pool sitzt und tratscht. Das Risiko wäre einfach zu hoch.«
Ich war fassungslos. Anscheinend war es tatsächlich wahr. Ich war tot. Juristisch. Medizinisch. Faktisch. Physisch. In jeder nur möglichen Beziehung, die auf – isch endete. Nur in der einen nicht, die wirklich zählte: psychisch.
Ich war gestorben und hatte nicht einmal die Chance gehabt, meine eigene Beerdigung mitzuerleben.
»Waren auch welche von der Schule da?«, fragte ich. »Beim Trauergottesdienst, meine ich?«
»Natürlich«, sagte Dad. Komischerweise zögerte er kurz, bevor er weiterredete. »Christopher und sein Vater waren …«
Zum ersten Mal, seit ich in Nikki Howards Körper aufgewacht war, verlor ich die Selbstbeherrschung.
»Christopher!«, entfuhr es mir. »Oh Gott. Heißt das, ihr habt es ihm nicht gesagt? Heißt das etwa, dass Christopher auch glaubt, ich wäre tot?«
Mom und Dad tauschten panische Blicke. Die Tränen schossen mir mit solcher Wucht aus den Augen, dass ich kaum noch etwas erkennen konnte. Kein Wunder, dass die beiden dachten, ich hätte einen Nervenzusammenbruch. Ich sah, wie meine Mutter meinem Vater ein Zeichen gab, der daraufhin sofort aus dem Zimmer ging. Wahrscheinlich wollte er nach Dr. Holcombe suchen und ihn bitten, mir zur Beruhigung noch eine Dosis von seinen K.-o.-Mittelchen zu verabreichen.
»Du weißt doch, dass wir ihm nicht die Wahrheit sagen durften, Liebling.« Mom setzte sich neben mich auf die Bett-kante und umarmte mich. Cosabella, die zu meinen Füßen gelegen und sich das Fell geputzt hatte, sprang sofort auf und trippelte über die Bettdecke auf mich zu, um mir tröstend übers Gesicht zu lecken. »Es ist uns unglaublich schwergefallen. Aber du hast ja selbst gehört, was Mr Phillips gesagt hat.«
Oh ja, ich hatte sogar sehr gut gehört, was Mr Phillips ge sagt hatte. Dank Mr Phillips war das Rätsel, weshalb die Elftklässlerin Emerson Watts in den Genuss einer extrem seltenen und kostspieligen Ganzkörpertransplantation gekommen war, die ihr das Leben rettete, gelüftet worden.
Nur dass Stark Enterprises das alles
Weitere Kostenlose Bücher