Ploetzlich blond
Tote« an!
Ich beugte mich so weit vor, dass Nikkis Haare mir übers Gesicht fielen, und las das Briefchen.
Hi! , stand da in Schnörkelschrift mit Blümchen als i-Punkte. Willkommen an der Tribeca Highschool, Nikki! Wir freuen uns, dass du jetzt bei uns bist. Vor allem ich als dein größter Fan – das kriegst du bestimmt oft gesagt, aber bei mir stimmt es wirklich. Ich bewundere dich, seit ich das erste Mal eine Anzeige mit dir gesehen habe. Du fühlst dich sicher ein biss chen fremd hier, deswegen wollte ich dir sagen, dass wir an unserem Tisch in der Cafeteria einen Platz für dich freihalten. Es ist der Tisch gleich neben der Salattheke.
XXXOOO
Whitney
Und darunter stand ihre Handynummer.
Ich starrte lange auf den Zettel und las ihn immer wieder durch. Dabei schossen mir die verschiedensten Reaktionsmöglichkeiten durch den Kopf. Ich dachte daran, ihn zusammenzuknüllen und ihr ins Gesicht zu schleudern.
Dann überlegte ich, ob ich zurückschreiben sollte, ich wüsste alles über sie und ihre Fiesheiten und würde mich nicht einmal dann zu ihr und ihrer Clique an den Tisch setzen, wenn sie die letzten Menschen auf der Welt wären.
Aber letztendlich tat ich nichts davon, und zwar weil … Ich weiß, dass das jetzt bizarr klingt, aber ich bezweifelte, dass die echte Nikki so etwas getan hätte.
Nicht dass ich krampfhaft versucht hätte, Nikki Howard zu sein. Jedenfalls nicht in der Schule.
Aber da ich sie nun mal war , fand ich … Keine Ahnung … Nach allem, was ich von Nikki Howard wusste, konnte ich mir einfach nicht vorstellen, dass sie auch nur einen müden Gedan ken an irgendeine blöde Tusse wie Whitney verschwendet hätte.
Wahrscheinlich lag es auch daran, dass ich tief im Inne ren einfach keine Lust hatte, mich länger mit Whitney und ihrem lächerlichen Drang, immer die Schönste, Beste und Beliebteste zu sein, zu beschäftigen. Ich hatte genug andere Probleme. Zum Beispiel, dass ich meinen besten Freund nicht dazu bringen konnte, Augenkontakt mit mir aufzunehmen.
Andererseits wusste ich natürlich, dass Whitney verletzt sein würde, wenn ich ihr Briefchen nicht wenigstens zur Kenntnis nahm. Und es war auch nicht nötig, mir gleich am ersten Tag eine neue Feindin zu machen (selbst wenn sie so neu nicht war).
Also warf ich meine Haare zurück, drehte mich in meinem Stuhl um und lächelte sie an.
Worauf etwas Erstaunliches passierte: Whitney Robertson wurde rot.
Im Ernst. Ich hätte nie gedacht, dass ich diesen Tag je erleben würde, aber ihre Wangen verfärbten sich knallrosa. Sie lächelte und winkte mir zu und Lindsey hinter ihr winkte auch.
Whitney flüsterte tonlos Ruf mich an! und machte pantomimisch ein Handy nach.
Ich lächelte wieder und drehte mich wieder nach vorne.
Dieses Nikki-Dasein war in gewisser Hinsicht einfacher, als ich es mir vorgestellt hatte.
Sobald die Stunde vorbei war, stand Whitney neben mir. Das fand ich ziemlich lästig, weil ich eigentlich vorgehabt hatte, unauffällig neben Christopher herzuschlendern und irgendeinen lässigen Kommentar abzugeben, um das Eis zu brechen. So was in der Art von: »Ist der Unterricht bei diesem Greer immer so langweilig?«
Aber das ging jetzt nicht mehr, weil Miss Oberzicke an mir klebte wie Ketchup auf einem Hot Dog.
»Sag mal, wie geht es dir eigentlich gesundheitlich?«, fragte sie besorgt. »Ich hab auf Entertainment Today alles über den … na ja … Die haben einen Bericht darüber gebracht. Es muss echt schlimm sein, wenn man sich an gar nichts mehr erinnern kann.«
»Och, an ein paar Sachen kann ich mich schon noch erinnern«, entgegnete ich, während ich meine Sachen zusammenpackte. Zum Beispiel daran, wie Whitney und ihre Freundinnen mich in der Umkleidekabine wegen meiner Unterwäsche ausgelacht hatten, weil ich ganz normale Slips von Hanes trug und keine Tangas von Victoria's Secret wie sie.
»Das freut mich für dich«, sagte Whitney. »Ich wollte mich dir noch mal persönlich vorstellen. Ich bin Whitney und das hier ist Lindsey.«
»Hi, Nikki!«, kreischte Lindsey. »Ich bin dein größter Fan. Das war echt eine voll schöne Modestrecke, die im Juli in der Vogue von dir erschienen ist. Die mit den ganzen Gold-Accessoires und dem Tiger.«
»Echt toll, dass du jetzt bei uns bist«, plapperte Whitney weiter, als hätte Lindsey nichts gesagt. »Wir fühlen uns sehr geehrt, dass du von allen Schulen in ganz New York ausgerechnet unsere ausgesucht hast …«
»Wie wär's, wenn ihr mal nicht den Weg
Weitere Kostenlose Bücher