Ploetzlich blond
was ich sonst hätte sagen sollen. »Danke.«
Alles klar. Christopher hatte also keine Lust, mit mir zu reden. Ich meine, mit Nikki Howard. Ich hatte verstanden.
Nein. Nein, ich verstand gar nichts.
»Du weißt, wie du dein Mailprogramm an deinem Computer zu Hause so konfigurierst, dass du die Mails abrufen kannst, oder?«, fragte Christopher mich.
Klar wusste ich, wie man ein Mailprogramm konfigurierte. Das wusste ich, seit ich in der fünften Klasse eine erste eigene Mailadresse bekommen hatte.
Als engagierte Feministin hat meine Mutter mir und Frida immer eingebläut, dass wir uns niemals dümmer stellen sollen, als wir es sind, bloß um an einen Jungen heranzukommen.
Aber ich hatte das Gefühl, dass sie Verständnis dafür haben würde, dass ich in diesem Fall eine Ausnahme machen musste.
Das war wahrscheinlich meine einzige Chance, morgen wieder mit Christopher sprechen zu können. Und diese Chance brauchte ich wirklich dringend. Es sah nämlich nicht so aus, als würde er mich in nächster Zeit zu Nachos und Medizinreportagen zu sich nach Hause einladen.
»Ehrlich gesagt habe ich keine Ahnung, wie man irgendwas konfiguriert«, flötete ich und begann dann sogar, mit den Wimpern zu klimpern, so perfekt spielte ich die Rolle des hilflosen Weibchens. Meine Mutter hätte einen Herzinfarkt bekommen.
Christopher sah mich an. »Echt nicht?«, fragte er, ohne sonderlich überrascht zu wirken.
»Nein«, behauptete ich. »Ist das denn schwer? Weißt du, wie man es macht?«
»Klar«, antwortete er. »Das ist ganz einfach. Sag mal, hast du was im Auge?«
Ich hörte sofort auf, mit den Wimpern zu klimpern.
»Nein«, seufzte ich. Verdammt, wieso war Flirten so schwierig? Wieso konnte er mich nicht einfach in seine Arme reißen und mich küssen wie Brandon und Justin? Wenn er nur wüsste, was für eine tolle Küsserin ich war. Oder jedenfalls Nikki. »Könntest du mir dabei helfen, wenn ich morgen meinen Laptop in die Schule mitbringe?«
»Klar«, sagte er wieder. Ich war wirklich fassungslos, dass ihn mein Wimperngeklimper nicht umgehauen hatte. Justin Bay wäre sofort ins Koma gefallen. »Kann ich machen.«
»Cool.« Ich lächelte ihn noch einmal an und versuchte es diesmal mit dem 1000-Watt-Strahlen, das Raoul am Vortag dazu gebracht hatte zu stöhnen: »Nikki, kannst du einen Gang runterschalten? Wir verkaufen hier keine Gebrauchtwagen.«
Ich wollte keinen Gang runterschalten. Ich wollte alles tun, was nötig war, um von Christopher eine Reaktion zu bekommen.
Aber selbst mein strahlendstes Strahlen verglühte im Nichts. Christopher sah mich völlig ungerührt an.
»Ich heiße übrigens Nikki«, sagte ich, tapfer weiterlächelnd. »Ich meine, ich weiß, dass du weißt, wie ich heiße, aber …« Ich hielt ihm meine rechte Hand hin.
Ohne zu lächeln, schüttelte er sie. »Christopher Maloney.«
Sein Griff war fest, aber irgendwie leblos. Ich weiß nicht, wie ich ihn sonst beschreiben soll …
Es war, als würde mir ein Toter die Hand schütteln. Und damit meine ich jemanden, der wirklich richtig tot ist, auch wenn er weiter herumläuft.
Dabei war ich doch diejenige, die tot war.
Natürlich waren seine Finger genauso warm wie meine, und ich wusste, dass er nicht tot war. Nicht wirklich. Es war eher so, als wäre etwas tief in ihm drin abgestorben. Als hätte er aufgegeben. So wie den Kampf um die langen Haare mit seinem Vater. Nach all den Jahren hatte er einfach so … aufgegeben. Es war ihm egal geworden.
Was war mit ihm los? Was war passiert?
Und wie sollte ich ihm jemals nahe genug kommen, um es herauszufinden, wenn ich ihn noch nicht einmal dazu bringen konnte, mich anzusehen und zu erkennen, dass ich im Inneren von Nikki Howard steckte?
Ich musste alle Selbstbeherrschung aufbringen, um mich dazu zu zwingen, seine Hand wieder loszulassen … Und ich glaube nicht, dass das etwas mit Nikki Howards automatischer Willigkeit bei Körperkontakt zu tun hatte. Eine Hand ist schon etwas anderes als Lippen oder Zungen. Es war einfach ein unglaublich gutes Gefühl, Christopher wieder so nah zu sein, selbst wenn er nicht wusste, dass ich es war.
Aber ich musste seine Hand loslassen, weil das einfach nicht geht. Man kann nicht im Computerraum der Schule sitzen und die Hand von einem Typen festhalten, den man angeblich gerade erst kennengelernt hat. Nicht einmal dann, wenn man in seinem früheren Leben seine beste Freundin war und jetzt das jüngste Supermodel der Welt ist.
Also ließ ich seine Hand los
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