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Plötzlich durch Gewalt

Plötzlich durch Gewalt

Titel: Plötzlich durch Gewalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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fragte sie.
    » Einbalsamierer «,
sagte ich. »Ich mach’s aber nur zum Spaß. Andere verstehen das nicht, die
können’s aber auch nicht so. Mann, darin bin ich Klasse. Mir macht dabei keiner
so schnell was vor .«
    »Ja«, sagte sie langsam mit
leuchtenden Augen, »das kann ich verstehen. Das ist mal etwas Neues. Hier
haben’s alle nur im Kopf .«
    »So doll ist’s nun auch nicht. Die Gehirnschlosser halten mich für komplett verrückt,
von vorn bis hinten und durch und durch. Aber die verstehen ja nichts. Meiner
ist so’n Kaffer, der’s mit Freud hat .«
    Sie stand auf und schob schnell
ihren Arm unter meinen. »Doug und die Blonde sind zu Freddie hinübergegangen.
Der hat ein neues Bild gemalt; einfach brutal, sagt er, wie die Vereinten
Nationen. Wollen wir’s mal ansehen, Papi ?«
    »Warum nicht ?« sagte ich. »Was sollten wir sonst mit dem angebrochenen Abend anfangen? Wir
können es uns leisten, was Vernünftiges zu tun. Sehen wir uns also Freddies
Bild an .«
    Freddie wohnte zwei Blocks
entfernt; auch ein Atelier im Souterrain. Das war also ein weiterer Keller, der
einmal respektabel gewesen war, als noch Kohlen darin gestapelt wurden; unter
Freddies Händen war er jetzt aber zweckentfremdet.
    Der Raum war schlecht
beleuchtet, und Rauch hing unter der Decke wie ein Leichentuch. So etwa mochte
der Eingang zum Hades aussehen, wenn man an die Fähre über den Styx kam. Der
Raum war voller Menschen; jedenfalls war ich der Ansicht, daß es Menschen sein
müßten, aber man kann ja nicht immer seinen Augen trauen. Ich meine, ihnen
trauen und seinen Verstand behalten. Und wer kann es sich leisten, Steuern zu
hinterziehen und auch noch einen Psychiater zu beschäftigen?
    Eine schmalschultrige Figur mit blitzenden Brillengläsern und einem vorzeitig kahlgewordenen Kopf
drückte uns Gläser mit einer dunklen Flüssigkeit in die Hand, sobald wir
eintraten.
    »Ihr müßt auf Freddies neues
Bild trinken, Kinder«, begrüßte er uns mit schriller Stimme. »Mann, er ist der
erste, der es fertigbringt, den Höllenpfuhl lebendig zu machen .«
    Ich betrachtete argwöhnisch die schlammfarbene Flüssigkeit. »Was ist denn das ?« fragte ich ihn.
    »Sherry, Mann«, antwortete er.
»Echter südafrikanischer Stoff. Man stelle sich vor, all die Zulus da machen Wein,
Mann! Es putzt mich durch, wenn ich nur daran denke. Ganze Stämme tanzen dort
auf den Trauben und keltern mit ihren Zehen den Saft. Alle auf einmal, über
zwei Meter groß, jeder einzelne, und ihre Weiber auch; und sie stampfen ganz
langsam .« Zur Illustration hüpfte er langsam von einem
Fuß auf den anderen. »Und Sie trinken das jetzt, Mann«, endete er
triumphierend.
    »Ich nicht!« Ich schauderte bei
dem Gedanken und gab ihm schnell das Glas zurück.
    Er stürzte den Inhalt auf einen
Zug hinunter und betrachtete die kleine Geistererscheinung, die mich zu der
Party geschleppt hatte. »Wo hast du den Lumpen aufgegabelt ?« fragte er streitsüchtig. »Irgendwo in der Wall Street aus der Gosse aufgelesen?«
    »Er ist kein Lump«, antwortete
sie empört. »Er hat eine ganz neue Tour, besser als ihr alle. Er macht Mumien
und läßt sich dabei von einem Baß begleiten«, fügte
sie hinzu.
    »Ah, so.« Das Schrillen des
Burschen klang plötzlich respektvoll. »Wußte nicht, daß ich mich in Ihnen
geirrt habe. Tut mir leid .«
    »Gibt’s hier auch was anderes
zu trinken, als diesen Sherry ?« fragte ich
hoffnungsvoll.
    Er schüttelte den Kopf.
»Freddie hat ein ganzes Faß voll beschafft, und
billig, Mann. Der Bursche, der ihn hatte, wollte ihn wegwerfen, der Lump, man
stelle sich das vor .«
    »Kann ich ohne weiteres«, sagte
ich. »Ist Pandora hier ?«
    »Mann !« Er preßte verzückt die Augen zu. »Das brauchten Sie nicht zu fragen, wenn sie
hier wäre; das würde man dann spüren .«
    »Was ist mit Sheatham ?« fragte ich beiläufig,
»ist er hier?«
    »Klar. Doug ist hier irgendwo .« Er machte eine vage Handbewegung in das wogende Düster.
»Früher oder später finden Sie ihn sicher .«
    »Papi«, kreischte mein kleines
Nachtgespenst und krallte sich an meinem Arm fest. »Sehen Sie mal, da macht
einer Ihre Musik .«
    Ich bedeckte instinktiv meinen
Magen, seufzte dann erleichtert auf, als ich sah, was sie meinte. Jemand hatte
eine Baßgeige aufgebaut und schickte sich an zu
spielen. Eine zweite Figur stand neben ihm und schien nur darauf zu warten,
auch etwas zu tun. Ich nahm an, singen. Selbstverständlich irrte ich mich, denn
etwa zwanzig Sekunden später

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