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Ploetzlich Fee 04 - Frühlingsnacht

Ploetzlich Fee 04 - Frühlingsnacht

Titel: Ploetzlich Fee 04 - Frühlingsnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Kagawa
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wieder, mit sehr, sehr sanfter Stimme.
    Sie nickte atemlos.
    »Dann beweise es«, murmelte ich. »Ich will deinen Körper, deine Seele, dein gesamtes Sein. Gib mir alles. Heute Nacht.«
    Einen Moment lang war sie verwirrt, doch dann begriff sie. Wortlos schlüpfte sie aus ihrem Kleid und ließ das Mondlicht über ihre nackte, jugendliche Haut streichen. Sie zog sich sogar das Band aus den Haaren, sodass sie wie ein dunkler Wasserfall offen über ihre Schultern fielen. Langsam ließ ich den Blick über ihren schlanken, blassen Körper gleiten, der so zerbrechlich und makellos war.
    Sie legte sich auf den kalten Stein und hieß mich mit offenen Armen willkommen, während ich mir alles nahm, was sie mir bot, alles, was sie geben konnte, und Rowan danebenstand und uns mit einem grausamen Lächeln zusah.
    Als es vorbei war, schlief sie erschöpft in meinen Armen ein. Ohne sie zu wecken, stand ich auf, stieg lautlos von dem Altar herunter und zog mich an, während ich über das nachsann, was gerade geschehen war.
    »Herzlichen Glückwunsch, Brüderchen.« Rowan erschien, für menschliche Sinne immer noch unfassbar, neben mir und grinste wie ein Wolf, der ein junges Lamm entdeckt hat. »Du hast deine Beute erlegt. Das Spiel ist fast vorbei.«
    »Fast?« Auch ich hatte mich mithilfe des Scheins unsichtbar und unhörbar gemacht, sodass Brynna ungestört weiterschlief. »Was soll das heißen, fast? Mir gehört ihr Herz. Sie hat es mir aus freien Stücken und bereitwillig überlassen. Sie liebt mich – das war das Ziel des Spiels.«
    »Nicht ganz.« Abfällig musterte Rowan das schlafende Mädchen. »Um das Spiel wahrhaftig zu gewinnen, musst du sie zerstören. Ihren Körper und ihre Seele. Zerschmettere ihr Herz, und zwar so gründlich, dass sie nie wieder lieben wird, da nichts an das heranreicht, was sie mit dir hatte.«
    »Geht das nicht ein bisschen weit?« Ich deutete auf die Sterbliche auf dem Altar. »Ich habe sie hierhergebracht. Sie hat sich mir hingegeben. Es ist vorbei. Ich werde sie zu ihrem Dorf bringen und mich nie wieder bei ihr blicken lassen. Irgendwann wird sie es vergessen.«
    »Sei doch nicht so naiv«, winkte Rowan kopfschüttelnd ab. »Du weißt genau, dass sie uns nicht vergessen können. Zumindest nicht, wenn wir uns die Mühe gemacht haben, ihre Liebe zu erringen. Wenn du sie verlässt, ohne ihr das Herz zu brechen, wird sie für den Rest ihres Lebens jeden Tag zu diesem Bach laufen und nach dir suchen. Vielleicht rennt sie in ihrer Verzweiflung sogar in den Wald und wird dort von Trollen, Wölfen oder sonst etwas Grausigem gefressen. Genau genommen tust du ihr also einen Gefallen, wenn du sie freigibst.« Er verschränkte die Arme vor der Brust und lehnte sich mit einem spöttischen Blick zurück. »Also wirklich, Brüderchen. Dachtest du tatsächlich, die Sache würde ein glückliches Ende nehmen? Bei einer Sterblichen und einem Feenwesen? Was dachtest du denn, wie es ausgeht?« Sein Grinsen wurde grausam. »Bring zu Ende, was du angefangen hast, Ash, es sei denn, du willst, dass ich sie hier und jetzt töte, damit du es nicht tun musst.«
    Wütend funkelte ich ihn an. »Na schön«, fauchte ich. »Aber du wirst dich nicht zeigen, bevor es vorbei ist. Das hier ist mein Spiel, auch jetzt noch.«
    »Selbstverständlich, Brüderchen«, erwiderte er grinsend, wich ein paar Schritte zurück und deutete mit großer Geste auf den Altar. »Sie gehört ganz dir.«
    Ich wandte mich wieder der schlafenden Brynna zu. Mir war egal, was Rowan sagte – sie zu zerstören war nicht Teil des Spiels. Ich konnte sie genauso gut zu ihrem Dorf bringen und dort zurücklassen, dann würde sie eben nie erfahren, was aus ihrem Feenprinzen geworden war. Die Herzen der Sterblichen zu brechen, gehörte zu Rowans Vorstellung von Spaß, er tat das immer wieder gerne, nachdem er die Mädchen so lange benutzt hatte, bis sie nur noch leere Hüllen waren. Doch ich war nicht wie er; alles, was er anfasste, zerstörte er irgendwann.
    Und trotzdem war es vielleicht wirklich besser, dafür zu sorgen, dass sie nicht nach mir suchte. Sicher, sie war nur eine Sterbliche, aber sie war mir während unserer gemeinsamen Zeit irgendwie ans Herz gewachsen, wie ein Hund oder ein treues Pferd. Es würde mich nicht sonderlich bekümmern, wenn sie ziellos durch den Wald irrte und sich dabei verletzte oder gefressen wurde, aber schön fände ich das auch nicht.
    Ich ließ sie bis zum Morgengrauen schlafen, damit sie noch eine letzte, friedliche Nacht

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