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Ploetzlich Fee 04 - Frühlingsnacht

Ploetzlich Fee 04 - Frühlingsnacht

Titel: Ploetzlich Fee 04 - Frühlingsnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Kagawa
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geschlossen hatten. Auf einem der Felsen lungerte ein Basilisk, der uns hungrig in Augenschein nahm, als wir unter seinem Liegeplatz hindurchwanderten. Ein kurzes Zähnefletschen des Wolfes genügte, damit er jegliches Interesse an uns verlor.
    Am Ende des Felsplateaus ging es steil bergab. Überall wucherten dichte Dornenbüsche, die selbst die Bäume zu ersticken drohten. Als wir die Talsohle erreicht hatten, umschlossen uns die Büsche wie ein stacheliges Labyrinth, in dem immer wieder schmale Nebelfetzen auftauchten. Der Boden hier war nass und aufgeweicht, er bestand aus Schlamm, Wasser und noch etwas anderem. Etwas Düsteres hatte die Erde durchtränkt, sie geschwärzt und vergiftet. Die Luft schien abgestanden, und es war totenstill. In den Schatten und Büschen regte sich nichts, nicht einmal Insekten.
    »Weiter werde ich nicht gehen.«
    Überrascht drehten wir uns nach Grimalkin um, der auf einem kleinen Fleckchen trockener Erde saß und uns aufmerksam betrachtete. »Von nun an seid ihr auf euch allein gestellt«, erklärte er und musterte uns der Reihe nach.
    »Was?«, rief Puck. »Du willst also nicht mit uns ins Tal des Todes vordringen? Ich bin schockiert. Was meinst du, welche Art von Monster hier lebt, Eisbubi? Es muss ziemlich fies sein, wenn der Fellball uns so schmählich im Stich lässt. Ah, warte …«
    Grimalkin legte die Ohren an, ignorierte aber ansonsten den Kommentar der Sommerfee. Der Wolf nahm Witterung auf und knurrte leise, seine Nackenhaare richteten sich auf. »Mit diesem Ort stimmt etwas nicht«, murmelte er angewidert. »Ich werde vorausgehen und nachsehen, ob …«
    »Nein«, unterbrach ihn Grimalkin. Grollend drehte sich der Wolf zu ihm um. Die Cat Sidhe sah ihn ernst an. »Du musst hierbleiben. Das Tal wird keine Eindringlinge dulden. Dieser Teil der Reise ist für die beiden bestimmt, für niemanden sonst.«
    Wolf und Kater starrten sich an. Grimalkin blinzelte kein einziges Mal, und irgendetwas an diesem durchdringenden Blick muss den wesentlich größeren Wolf überzeugt haben. Widerstrebend nickte er und trat beiseite. »Na schön«, grummelte er. »Dann werde ich eben die Grenzen ablaufen.« Er warf Puck und mir einen flüchtigen Blick zu. »Wenn ihr Hilfe braucht, dann schreit.«
    Abrupt wandte er sich ab und trottete davon. Schnell war er zwischen den Bäumen verschwunden und verschmolz mit deren Schatten. Grimalkin sah ihm nach, dann widmete er sich wieder ganz uns.
    »Ich habe euch so weit geführt, wie ich konnte«, erklärte er, erhob sich elegant und stellte den buschigen Schwanz auf. »Die letzten Schritte müsst ihr allein gehen.« Er kniff die Augen zusammen und musterte uns grimmig. »Gemeinsam.«
    Ein Nebelfetzen schwebte über die Stelle, an der er stand, und er war fort.
    Puck verschränkte die Arme und spähte in die finstere Dornenhecke hinein. »Oh ja«, seufzte er, »bestimmt ein richtig, richtig fieses Monster.«
    Auch ich betrachtete das Tal vor uns, sah, wie der Nebel durch das Buschwerk strich und Schatten und Drachen schuf, wo keine waren. Die Stille war erdrückend – es war keine friedliche, getragene Stille, sondern eine Stille des Grabes, eine Stille in der Schlacht, in der Tod und Finsternis regierten und das Leben sich zurückgezogen hatte. Ich konnte Hass und Angst zwischen den Sträuchern wispern hören wie Geister im Wind. Und ich hörte, wie sie meinen Namen riefen.
    Etwas in mir wich zurück und weigerte sich, auch nur einen Fuß in dieses Tal zu setzen, das dort, irgendwo im Nebel, auf mich wartete. Das mich beobachtete.
    Voller unerklärlicher düsterer Vorahnungen trat ich den Rückzug an, blieb dann jedoch stehen, ärgerlich über mich selbst. Wo kam diese plötzliche Angst her? Angst war für mich ohne jede Bedeutung. Angst war nicht mehr als das Wissen um den Schmerz, die Erkenntnis, dass man verletzt werden könnte, dass man sterben könnte. Mehr nicht. Und ich kannte den Schmerz. Sehr gut sogar. Ich hatte ihn einst sogar willkommen geheißen, denn so hatte ich gewusst, dass ich noch etwas spüren konnte und nicht völlig zu Eis erstarrt war. Was konnte meinem Körper noch angetan werden, das ich nicht schon durchgestanden hatte?
    Mit einem Nicken in Pucks Richtung zog ich mein Schwert und betrat das Tal. Ich spürte, wie der Nebel mich streifte, als wir in die dichten Schwaden eintauchten.
    Sofort waren wir von einer grauen Wand umgeben. Sie wurde nur von einem trüben, gleichmäßigen Leuchten erhellt, das alles noch düsterer

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