Ploetzlich Fee 04 - Frühlingsnacht
war der dunkle Dämon in mir gesättigt.
Doch andererseits stimmte auch die Aussage, dass zwischen uns nicht alles in Ordnung war. Zu viele Kämpfe, zu viel Wut, Hass und böses Blut standen im Weg. Viele Jahre der Worte und Taten, die wir nun bereuten, alte Wunden, die einfach zu tief saßen. »Das ändert nichts zwischen uns, Puck«, fuhr ich steif fort. »Gib dich ja nicht dem Glauben hin, ich würde dir nicht mein Schwert ins Herz stoßen. Wir sind noch immer Feinde. Es wird nie wieder so sein wie früher.«
»Wenn du das sagst, Prinz.« Puck grinste breit, wurde dann aber schlagartig ernst. »Aber im Moment hast du, glaube ich, wesentlich größere Probleme als mich.« Stirnrunzelnd blickte er zu der winterlichen Lichtung zurück. »Meghan oder Ariella – diese Wahl würde ich nie und nimmer treffen wollen. Was wirst du tun?«
Meghan oder Ariella. Beide lebten. Und beide warteten auf mich. Diese ganze Situation war vollkommen surreal. Meghan war die Eiserne Königin und damit für mich unerreichbar. Ariella – die lebendige, unveränderte Ariella – wartete ganz in meiner Nähe. All die Möglichkeiten und Was-wäre-wenns wirbelten in meinem Kopf herum. Einen Moment lang überlegte ich, was wohl passieren würde, wenn ich einfach für immer hier blieb, bei Ariella.
Der Schmerz kam schnell und heftig. Es war kein stechender, brennender oder unerträglicher Schmerz. Es war eher ein Gefühl, als würde sich mein Innerstes langsam auflösen und in kleine Teile zerlegt werden, die im Äther verschwinden. Ich unterdrückte ein Keuchen und schob den Gedanken schnell von mir. Mein Versprechen, der Schwur, den ich Meghan geleistet hatte, war mit meinem gesamten Sein verwoben, und sollte ich ihn brechen, würde sich dieses Sein auflösen.
»Mein Versprechen gilt«, sagte ich leise, woraufhin der leise Schmerz so schnell verschwand, wie er gekommen war. »Es spielt keine Rolle, was ich gerne hätte, ich kann jetzt nicht aufgeben. Ich muss weitermachen.«
»Aber von dem Versprechen mal abgesehen.« Pucks Stimme war hart geworden, missbilligend. »Wenn es kein Versprechen gäbe, Ash, wenn du nicht durch einen Eid gebunden wärst – würdest du dann weitermachen? Was würdest du hier und jetzt tun, wenn du die freie Wahl hättest?«
»Ich …« Ich zögerte und dachte an die verschlungenen Pfade, die mich hierhergebracht hatten, die bitteren Entscheidungen und die beiden Wesen, die mir alles bedeuteten. »Ich weiß es nicht. Diese Frage kann ich jetzt nicht beantworten.«
»Tja, dann sollte dir besser schnell etwas einfallen, Prinz.« Puck kniff die Augen zusammen und fuhr mit fester Stimme fort: »Wir haben beide ziemlich viel Scheiße gebaut in unserem Leben. Immerhin kannst du an einer der beiden jetzt etwas gutmachen. Aber du kannst nicht beides haben, das ist dir doch wohl klar? Du wirst eine Wahl treffen müssen.«
»Ich weiß.« Seufzend drehte ich mich zu der Lichtung um, wohlwissend, dass sie mich auch jetzt beobachtete. »Ich weiß.«
Ariella wartete bereits auf uns. Sie stand unter dem Holunderbaum und sprach mit den leeren Ästen. Oder zumindest waren sie leer, bis plötzlich zwei goldene Augen zwischen den Blättern auftauchten und träge zusahen, wie wir die Lichtung betraten. Gähnend setzte sich Grimalkin auf, legte den Schwanz um die Pfoten und musterte uns.
»Du hast dich also entschieden?«, schnurrte er und grub seine Krallen in den Ast, auf dem er saß. »Gut. Diese ständige Selbstfolter wurde auch langsam öde. Warum brauchen Menschen und Feenvolk bloß immer so endlos lange, um einen Weg zu wählen?«
Puck blinzelte zu ihm hoch. »Oh, lass mich raten: Du wusstest natürlich die ganze Zeit, dass Ariella hier ist.«
»Außerdem hat euresgleichen die Angewohnheit, ständig das Offensichtliche zu betonen.«
Ariella musterte mich mit unergründlicher Miene. »Wie lautet deine Entscheidung, Ash vom Winterhof?«
Ich ging so nah an sie heran, dass ich ihr ins Gesicht sehen konnte. Sie hatte sich in all den Jahren überhaupt nicht verändert. Sie war noch immer wunderschön, ihre Haut war makellos geblieben, doch in ihren Augen verbargen sich Schatten, die früher nicht dort gewesen waren. »Du hast gesagt, du wüsstest, wie ich ein Sterblicher werden kann«, begann ich leise und wartete auf ihre Reaktion. Ihre Augen wurden einen Hauch schmaler, doch ansonsten blieb ihre Miene neutral. »Ich habe es versprochen«, fuhr ich sanft fort. »Ich habe Meghan geschworen, dass ich einen Weg finden
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