Plötzlich Fee Bd. 3 Herbstnacht
Achse. »Haaaalllllooooooo? Ist da jemand?«
»Sei still, Goodfellow«, knurrte Ash und spähte mit zusammengekniffenen Augen in die Schatten. »Wir sind nicht allein.«
»Ach ja? Wie kommst du darauf, Prinz? Ich sehe jedenfalls niemanden.«
»Die Cat Sidhe ist verschwunden.«
»… Mist.«
Hier entlang, Meghan Chase.
Vom Zentrum der Ruine ging ein schwaches Leuchten aus, von dem ich angezogen wurde wie die Motte vom Licht. Ohne etwas zu sagen, ging ich darauf zu, duckte mich unter Stahlträgern hindurch und umrundete halb eingestürzte Mauern, immer tiefer hinein in das chaotische Labyrinth.
»Prinzessin! Warte, verdammt noch mal!«
Hektisch und leise fluchend stolperten sie hinter mir her, aber ich hörte sie kaum. Es war dort, das, was mich gerufen hatte. Es war direkt vor mir …
Und dann wichen die Mauern, die Trümmer und das Geröll zurück und gaben den Blick auf einen riesigen Baum frei, der im Zentrum des Turms stand.
Die Eiche reckte sich gewaltig und stolz in den Himmel hinein, ihr Stamm so dick, dass vier Leute nicht ausgereicht hätten, ihn einmal zu umschließen. Ihre riesigen Äste breiteten sich wie ein Dach über den Turm und verdunkelten die Sterne. Der gesamte Baum schimmerte wie eine Messerklinge. Ein metallischer Glanz ging von ihm aus und seine Blätter funkelten in dem trüben Licht wie Lametta.
»Machina«, flüsterte ich und starrte immer noch verblüfft auf den Baum, als Puck und Ash mich endlich einholten. »Ist das wirklich … kann das sein?« Vorsichtig trat ich an die Wurzeln der Eiche heran und ließ den Blick über den Stamm nach oben wandern. Ein paar Meter über mir ragte ein gerader, dünner Stab aus dem Metall, der – im Gegensatz zum Rest des Baumes – aus Holz war. »Da ist der Pfeil! Oh … wow. Er ist es wirklich.«
»Moment mal, Machina war ein Baum?« Verwirrt kratzte sich Puck im Nacken. »Das ist mir jetzt echt zu hoch, Prinzessin.«
»Er hat sich in einen Baum verwandelt, nachdem ich ihn mit dem Hexenholzpfeil erstochen hatte.« Ich stand jetzt so dicht vor dem ehemaligen Eisernen König, dass ich mein verzerrtes Spiegelbild auf seinem Stamm erkennen konnte. »Ich hätte nie gedacht, dass er den Einsturz des Turms überleben würde.« Aus einem Impuls heraus streckte ich die Hand aus und legte sie an die glänzende Oberfläche.
Das ist nicht mehr der Eiserne König, Meghan Chase. Es war nicht wirklich überraschend, seine Stimme wieder in meinem Kopf zu hören, denn ich konnte spüren, wie die Kraft unter meiner Hand pulsierte. Obwohl der Baum bis ins Mark von Eisen durchzogen war, starb er nicht. Eigentlich gedieh er sogar. Diese Eiche ist nur der physische Überrest seiner Kraft – und deiner. Wie ich dir bereits sagte, bin ich jetzt in dir.
»Meghan«, sagte Ash warnend.
Ich trat von dem Baum zurück und brach die Verbindung ab. Als ich mich umdrehte, stellte ich fest, dass wir umstellt waren.
Aus jeder Ecke der Ruine starrten uns Eiserne Feen entgegen. Ihre glühenden Augen leuchteten in den Schatten. Soweit ich es erkennen konnte, waren die meisten von ihnen bewaffnet – vor allem mit Eisenschwertern und Armbrüsten, aber einige hatten auch Pistolen auf uns gerichtet.
»Meghan Chase«, ertönte eine bekannte Stimme und Glitch löste sich aus der Menge. Seine Stachelfrisur knisterte vor Elektrizität, als er mich kopfschüttelnd musterte. »Was zur Hölle macht Ihr hier?«
Verwirrung und Enttäuschung machten sich in mir breit, während ich Glitch anstarrte.
»Glitch?«, fragte ich ungläubig, woraufhin der Rebellenführer eine Augenbraue hochzog. »Warum bist du hier? Ich dachte … der falsche König würde hier leben.«
Glitch schnaubte. »Soll das ein Witz sein? Der falsche König würde sich nicht einmal auf hundert Meter diesem Ort nähern. Das hier ist immer noch Machinas Herrschaftsgebiet, das weiß jeder.« Er verschränkte die Arme vor der Brust und musterte mich finster mit seinen funkelnden violetten Augen. »Aber ich glaube, ich habe zuerst gefragt, Prinzessin: Warum seid Ihr hier? Und sagt jetzt nicht, Ihr wärt auf der Suche nach dem falschen König.«
»Doch«, erwiderte ich. »Ich bin gekommen, um ihn zu töten.«
Glitch keuchte und seine Stacheln knisterten, als wilde Blitze zwischen ihnen hin- und hersprangen. »Wie bitte?«, würgte er hervor. »Lasst mich das kurz zusammenfassen: Ihr seid diejenige, die der falsche König braucht, um unbesiegbar zu werden, und statt Euch wie jedes vernünftige Wesen in der Menschenwelt
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