Plötzlich Fee Bd. 3 Herbstnacht
Feenreich wird innerhalb weniger Tage zum Eisen bekehrt werden. Also, Eure Hoheit«, schloss Glitch, als wir unsere Gleiter umkehren ließen und uns von der Armee und der Festung des Todes, die ihr folgte, abwandten. »Was gedenkt Ihr, dagegen zu unternehmen?«
Darauf hatte ich keine Antwort.
Meine Erregung war verflogen, verdrängt von nackter Angst und nagender Verzweiflung.
Die Rebellen hatten Teile von Machinas Turm in einen unterirdischen Stützpunkt umgewandelt. Obwohl vieles noch in Schutt und Asche lag, war doch genug Platz freigeräumt worden, damit jeder von uns ein eigenes Quartier bekam. Glitch zeigte uns die Räumlichkeiten, die wir benutzen konnten – kleine, fensterlose Kammern mit unbehauenem Steinboden –, und erklärte, dass er sie vorerst unverschlossen lassen würde.
»Ihr könnt euch auf dem Gelände des Turms frei bewegen, aber ich würde es begrüßen, wenn ihr die Ruinen nicht verlassen würdet«, sagte er und schob die Tür zu einem weiteren, nahezu identischen Zimmer auf. Die Einrichtung bestand aus einem Feldbett, einer Lampe und einem umgedrehten Fass, das als Tisch diente. »Selbstverständlich seid ihr unsere Gäste, aber ich sollte euch vorwarnen: Ich habe strikte Anweisung gegeben, euch daran zu hindern, den Turm zu verlassen, falls nötig mit Gewalt. Ich will allerdings nicht gegen euch kämpfen. Mir wäre es lieber, wenn die Dinge zwischen uns zivilisiert ablaufen würden.«
»Tja, dann mal viel Glück, du Blitzbirne«, fauchte Puck.
Doch ich war zu erschöpft, um zu streiten. Glitch hätte sich keine Gedanken machen müssen, ich plante keine spektakuläre Flucht. Es gab keinen Ort, an den wir gehen konnten. Wir konnten uns nicht durch diese riesige Armee zum falschen König vorkämpfen, und selbst wenn, müssten wir irgendwie einen Weg in diese mobile Festung finden, die mit Sicherheit schwer bewacht war. Ich hatte keine Ahnung, was wir tun sollten. Glitch und die Rebellen zu bitten, die Armee des falschen Königs anzugreifen, wäre der reinste Selbstmord, aber wenn wir nicht schnell etwas unternahmen, würde diese Burg die Front erreichen und dann wäre alles aus.
Ash trat zu mir und legte mir eine Hand auf die Schulter. Er sah besorgt aus. »Mach dir keine Gedanken wegen Glitch oder der Festung«, sagte er so leise, dass nur ich ihn hören konnte. Sobald ich mit Glitch zurückgekehrt war, hatte ich ihm von der Armee, den Eisernen Feen und der mobilen Festung erzählt. Der Winterprinz hatte grimmig genickt, schien ansonsten aber nicht besonders beunruhigt zu sein. »Nichts ist uneinnehmbar. Wir werden uns etwas überlegen.«
»Wirklich? Denn im Moment fühle ich mich waffentechnisch doch extrem unterlegen.« Seufzend lehnte ich mich an ihn und schloss die Augen.
Puck und Glitch warfen sich ein paar Meter von uns entfernt Beleidigungen und Kampfansagen an den Kopf, aber es schien nicht sehr ernst zu sein, so dass ich mir darüber keine Gedanken machen musste.
»Wie sollen wir nur in dieses Ding reinkommen?«, flüsterte ich. »Oder auch nur in seine Nähe? Es gibt keine Macht, die groß genug wäre, um es mit dieser Riesenarmee aufzunehmen. Und wenn sie erst mal den Wilden Wald erreichen, wird es zu spät sein.«
»Wir haben noch ein wenig Zeit.« Ashs leise, beruhigende Stimme durchströmte mich. »Und du hast nicht mehr wirklich geschlafen, seit wir Leanansidhes Hütte verlassen haben. Ruh dich etwas aus. Ich werde direkt vor deiner Tür sein.«
»Du sagst mir ständig …«, mein Satz wurde von einem heftigen Gähnen unterbrochen, »… ich solle mich ausruhen.« Die Ironie dieser Beschwerde ignorierte ich einfach. Ash schnaubte nur, doch ich sah ihn finster an und pikte ihn in die Brust. »Ich kann ganz gut selbst auf mich aufpassen, weißt du?«
»Weiß ich«, erwiderte er und schob mich in das Zimmer. »Aber du hast auch die Angewohnheit, dich weit über deine Leistungsgrenzen hinaus zu fordern, und du merkst es gar nicht, bis du vor Erschöpfung umfällst.« Er begleitete mich über die Schwelle und lächelte nur, als ich ihn böse anstarrte. »Als dein Ritter ist es meine Aufgabe, dich auf solche Dinge hinzuweisen. Das war Teil der Stellenbeschreibung, als du mich gefragt hast.«
»Aber sicher doch«, murmelte ich und verschränkte die Arme.
Ash lächelte immer noch. »Ich kann nicht lügen, schon vergessen?« Er beugte sich zu mir herunter, hauchte mir einen federleichten Kuss auf die Lippen, der meine Eingeweide in Aufruhr versetzte, und zog sich zurück.
Weitere Kostenlose Bücher