Plötzlich Fee Bd. 3 Herbstnacht
die engen, bedrückenden Mauern zurück und wir stolperten auf eine weite, freie Fläche hinaus. Dicke, laut zischende schwarze Rohre stützten die Decke, aus der Metallstäbe ragten, zwischen denen sich Lichtbogen spannten, so dass der gesamte Raum zuckte wie unter Stroboskoplicht.
Mitten auf der freien Fläche wuchs ein eiserner Sessel aus dem Boden, der funkelte wie frisch poliert. Auf diesem Thron hockte eine reglose Gestalt, die uns beobachtete, aber wegen des flackernden Lichts war es schwer, Einzelheiten zu erkennen. Doch dann löste sich ein Lichtblitz von der Decke und glitt über den Thron, so dass er aufleuchtete wie ein Christbaum – und da sah ich zum ersten Mal das Gesicht des falschen Königs.
»Du?«, keuchte ich. Mein Herz setzte einen Schlag aus und mein Magen hob sich. Natürlich war er es. Wieso hatte ich das nicht früher erkannt?
»Hallo, Meghan Chase«, schnurrte Ferrum und lächelte mich an. »Ich habe bereits auf dich gewartet.«
»Ferrum«, flüsterte ich und versuchte die Gestalt des falschen Königs mit dem traurigen, wütenden alten Mann in Einklang zu bringen, dem ich in den Tunneln der Elsterlinge begegnet war.
Er sah immer noch fast genauso aus, verschrumpelt und gebeugt, mit Armen und Beinen, die an brüchige Zweige erinnerten, und weißem Haar, das ihm fast bis zu den Füßen reichte. Sein gebrechlicher Körper ging in der wallenden schwarzen Robe fast unter und auf seinem Kopf ruhte eine gewundene Eisenkrone, die ihn niederzudrücken schien. Seine Haut hatte immer noch diese metallische Farbe, als wäre er in flüssiges Quecksilber getaucht worden, und der Blitz, der gerade über seinen Körper kroch, schien ihn nicht im Geringsten zu stören.
Aber jetzt glühte er geradezu vor Kraft und war von einer dunklen, fast violett strahlenden Aura umgeben, die alles Licht aufzusaugen schien. Ich konnte spüren, wie sie an mir zog und versuchte, mir das Leben und den Schein auszusaugen, bis ich nur noch eine leere Hülle war. Schaudernd wich ich einen Schritt zurück, woraufhin Ferrum ein irres Grinsen aufsetzte.
»Ja, du kannst es spüren, nicht wahr, Mädchen?« Immer noch grinsend hob Ferrum eine klauenartige Hand und winkte mich zu sich. »Du spürst den Abgrund, die Leere, wo früher einmal meine Kraft ruhte. Die Macht des Eisernen Königs. Die Macht, die du mir gestohlen hast, als du Machina umbrachtest!« Ferrum schlug mit der geballten Faust auf die Armlehne seines Throns und das hohle Dröhnen ließ mich erschrocken zusammenzucken. Ich konnte mich gar nicht mehr daran erinnern, dass er so stark gewesen war.
»Aber jetzt bist du hier«, stellte er fest, während er mich mit diesen verrückten, unmenschlichen Augen musterte. »Und ich werde mir zurückholen, was rechtmäßig mein ist. Jahrhundertelang habe ich auf diesen Tag gewartet, an dem ich endlich meinen Thron und meine rechtmäßige Königswürde zurückfordern kann!« Er beugte sich vor und fuhr in einem so leidenschaftlichen Ton fort, als müsse er uns überzeugen. »Diesmal wird es anders sein. Machina hatte recht damit, dass er die Altblütler fürchtete. Sie werden uns vernichten, wenn wir sie nicht zuerst niederringen. Wenn ich dich getötet habe und meine Kraft wiederhergestellt ist, werde ich dieses Land nehmen und nach meinen Vorstellungen formen, so dass meine Untertanen und Sklaven in Frieden leben können und ich wieder so herrschen kann wie früher, ungehindert und unumstritten.«
»Du irrst dich«, sagte ich ruhig, woraufhin seine Augen sich weiteten und einen fiebrigen Glanz bekamen. »Die Kraft des Eisernen Königs hat nie dir gehört, zumindest nicht mehr, seit du sie vor all den Jahren an Machina verloren hast. Man kann sie sich verdienen und man kann sie verlieren, aber man kann sie sich niemals nehmen. Machina hat sie mir gegeben. Selbst wenn du mich tötest, wirst du deine Kraft nicht zurückbekommen. Du kannst die Vergangenheit nicht zurückholen, Ferrum. Lass los. Du wirst nie wieder der Eiserne König sein.«
»Schweig!«, kreischte Ferrum und schlug wieder auf seine Armlehne ein. »Alles Lügen! Ich habe zu lange auf diesen Tag gewartet, um mir jetzt deine dreckigen Halbwahrheiten anzuhören! Wachen, Wachen!«
Scheppernde Schritte dröhnten heran und eine Gruppe Eiserner Ritter erschien und bildete einen Kreis um die freie Fläche. Ash und Puck traten zu mir und wir bauten uns mit gezogenen Waffen Rücken an Rücken auf, während die Ritter am Rand der freien Fläche stehen blieben und uns
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