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Plötzlich Fee Bd. 3 Herbstnacht

Plötzlich Fee Bd. 3 Herbstnacht

Titel: Plötzlich Fee Bd. 3 Herbstnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Kagawa
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begleiten, und sei es nur, um das Gesicht der Königin der Exilanten zu sehen, wenn du ihr erklärst, warum sie warten musste.«
    Das klang irgendwie unheilvoll, aber mir war das egal. Leanansidhe schuldete mir noch eine Menge Antworten und ich würde sie auf jeden Fall bekommen – aber zuerst musste ich wissen, wonach ich eigentlich fragen sollte.
    Die Tür des Museums war immer noch unverschlossen, als ich hineinschlich, gefolgt von Ash und einem beständig schnurrenden Grimalkin, der allerdings verschwand, sobald er durch die Tür geschlüpft war. Er kroch nicht etwa davon oder versteckte sich in den Schatten – er verschwand einfach spurlos. Mich überraschte das kein bisschen, denn ich war inzwischen daran gewöhnt.
    Hinten im Raum wartete eine verschrumpelte Gestalt auf uns. Sie lehnte an einem Glastisch und drehte einen Schädel in den Händen. Als ich näher kam, bleckte sie lächelnd ihre nadelspitzen Zähne und fuhr mit den Fingernägeln über die blanken Wangenknochen des Schädels.
    »Du hast es«, flüsterte sie und richtete ihren leeren Blick auf mich. »Ich kann es von hier aus riechen. Zeig es mir, Mensch. Was hast du der alten Anna mitgebracht?«
    Ich holte den Ring aus meiner Tasche und hielt ihn hoch, wo er in der muffigen Dunkelheit leuchtete wie ein Glühwürmchen.
    Das Lächeln des Orakels wurde breiter. »Ah, ja. Die vom Schicksal verdammten Liebenden, getrennt durch Alter und Zeit – und die Hoffnung, die sie am Leben hielt. Auch wenn sie am Ende vergeblich war.« Die Alte lachte keuchend und eine Staubwolke entstieg ihrem Mund. »Ihr seid auf dem Friedhof gewesen, was? Wie dreist. Kein Wunder, dass ich immer wieder einen Hund in deiner Zukunft gesehen habe. Ihr habt nicht zufällig auch den Gefährten dieses Rings mitgebracht, oder?«
    »Äh … nein.«
    »Tja.« Sie streckte eine vertrocknete Hand aus wie ein Vogel, der seine Krallen spreizt. »Dann werde ich mich wohl mit dem hier zufriedengeben müssen. Und nun, Meghan Chase, gib mir das Kleinod.«
    »Du hast es versprochen«, ermahnte ich sie, als ich einen Schritt vortrat. »Das Kleinod gegen meine Erinnerung. Ich will sie vollständig zurück.«
    »Selbstverständlich, mein Kind.« Das Orakel schien verärgert zu sein. »Ich werde die Erinnerung an deinen Vater – die Erinnerung, die du freiwillig hergegeben hast, möchte ich hinzufügen – als Gegenleistung für das Kleinod freigeben. Wie unser Handel es vorsieht, soll es auch geschehen.« Sie zuckte ungeduldig mit den Krallen. »Wenn ich jetzt bitten darf, gib es mir.«
    Ich zögerte noch einen Moment, dann ließ ich den Ring in ihre Handfläche fallen. Ihre Finger schlossen sich so blitzartig darum, dass ich einen Schritt zurückwich.
    Das Orakel seufzte und drückte sich den Ring an die eingefallene Brust. »Dieses Verlangen«, murmelte die Alte wie in Trance. »Diese Emotion. Ich erinnere mich. Bevor ich sie alle aufgab. Ich erinnere mich, wie es war, zu fühlen .« Schniefend tauchte sie aus ihrer Trance wieder auf und schwebte rückwärts, hinter den Tisch, wo sie mit brüchiger, säuerlicher Stimme meinte: »Ich habe keine Ahnung, wie ihr Sterblichen das macht. All diese Gefühle, die ihr ertragen müsst. Am Ende werden sie euch ruinieren. Ist es nicht so, Prinz?«
    Ich zuckte zusammen, aber Ash schien nicht überrascht zu sein. »Das ist es wert«, sagte er ruhig.
    »Ja, das sagt Ihr Euch jetzt.« Das Orakel schob sich den Ring über einen der Krallenfinger und hob die Hand, um ihn zu bewundern. »Aber mal sehen, wie Ihr Euch in ein paar Jahrzehnten fühlt, wenn das Mädchen verwelkt und schwach ist und Euch mit jedem Tag, der vergeht, mehr entgleitet, während Ihr ewig jung seid wie die Zeit selbst. Oder vielleicht …«, jetzt wandte sie sich mir zu, »… wird dein geliebter Prinz feststellen, dass die Welt der Sterblichen zu viel für ihn ist, um zu bleiben, um zu sein, und er wird zu Nichts vergehen. Eines Tages wirst du aufwachen und er wird einfach nicht mehr da sein, nur noch eine Erinnerung, und du wirst nie wieder eine neue Liebe finden, denn wie könnte ein gewöhnlicher Sterblicher gegen das Lichte Volk bestehen?« Das Orakel verzog zischend die Lippen und grinste hämisch. »Dann wirst du dir wünschen, innerlich leer zu sein. So wie ich.«
    Ash blieb ruhig und seine Miene ausdruckslos, doch mein Magen zog sich vor Angst zusammen.
    »Hast … hast du das gesehen?«, flüsterte ich, während sich ein bleiernes Band um meine Brust legte. »Ist das unsere

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