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Plötzlich Fee Bd. 3 Herbstnacht

Plötzlich Fee Bd. 3 Herbstnacht

Titel: Plötzlich Fee Bd. 3 Herbstnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Kagawa
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Zukunft?«
    »Nur Momente«, erwiderte das Orakel und wedelte herablassend mit der Hand. »Die entfernte Zukunft ist eine sich stetig ändernde Welle, immer in Bewegung, niemals gewiss. Die Geschichte verändert sich mit jedem Atemzug. Jede Entscheidung, die wir treffen, schickt sie auf einen anderen Pfad. Jedoch …« Sie kniff die eingesunkenen Augenhöhlen zusammen. »Es gibt eine Konstante in deiner Zukunft, Kind, und das ist der Schmerz. Schmerz und Einsamkeit, denn deine Freunde, all jene, die deinem Herzen am nächsten stehen, sind nirgendwo zu sehen.«
    Das Band um meine Brust zog sich zusammen. Das Orakel setzte ein bitteres, leeres Lächeln auf und wandte den Blick ab.
    »Aber vielleicht wirst du das alles noch ändern«, sagte es dann nachdenklich und deutete auf etwas hinter dem Tisch, was ich nicht sehen konnte. »Vielleicht findest du ein glückliches Ende zu dieser Geschichte, eines, das ich nicht gesehen habe. Denn schließlich …«, sie hob einen langen Finger, an dem der Ring im Halbdunkel glühte, »… wo wären wir heute, ohne die Hoffnung?« Sie lachte schrill und streckte ihre Hand aus.
    Eine kleine Glaskugel schwebte hinter dem Tisch hervor und blieb kurz in der Luft stehen, bevor sie sich auf die Handfläche des Orakels senkte. Die langen Nägel schlossen sich darum und die Alte winkte mich mit der anderen Hand zu sich.
    »Hier ist, was du suchst«, erklärte sie mit ihrer rauen Stimme und ließ die Kugel in meine Hand fallen.
    Ich blinzelte überrascht. Das Glas lag leicht und zart wie eine Seifenblase auf meiner Handfläche, so als könne ich es zerbrechen, indem ich nur die Finger bewegte.
    »Wenn du bereit bist, zerdrücke einfach die Kugel und deine Erinnerung wird freigesetzt. Und nun«, sie zog sich von mir zurück, »hast du, denke ich, alles, was du brauchst, Meghan Chase. Wenn ich dich das nächste Mal sehe, wirst du – ganz egal, wie du dich entscheidest – nicht mehr dieselbe sein.«
    »Was soll das heißen?«
    Das Orakel lächelte. Ein Windstoß fegte durch den Raum und die Gestalt löste sich in einen Wirbel aus Staub auf, der durch die Luft getragen wurde und mir in Augen und Kehle brannte. Hustend wandte ich mich ab, und als ich wieder aufsehen konnte, war sie verschwunden.
    Zitternd betrachtete ich die Glaskugel in meiner Hand. In dem flackernden Feenlicht konnte ich verschwommene Umrisse auf der spiegelnden Oberfläche erkennen, Bilder, die über das Glas glitten. Reflexionen von Dingen, die nicht da waren.
    »Nun?« Grimalkin erschien auf einem anderen Tisch, zwischen einigen Gläsern mit toten Schlangen, die in einer bernsteinfarbenen Flüssigkeit schwammen. »Wirst du sie zerdrücken oder nicht?«
    »Seid ihr sicher, dass sie dann zu mir zurückkommt?«, fragte ich und beobachtete, wie das Gesicht eines Mannes über das Glas schwebte, gefolgt von einem Mädchen auf einem Fahrrad. Andere Szenen flimmerten vorbei wie Trugbilder, zu kurz und verzerrt, um sie zu erkennen.»Das Orakel hat nur gesagt, dass sie freigesetzt wird – sie hat nicht gesagt, dass sie zu mir zurückkehrt. Wenn ich das jetzt zerbreche, wird sich meine Erinnerung doch nicht in Luft auflösen oder von irgendeinem verborgenen, feenhaften Erinnerungsfresser aufgesaugt werden, oder?«
    Grimalkin nieste, wie als Echo auf das leise Lachen, das aus Ashs Ecke kam.
    »Du warst offenbar zu lange mit unseresgleichen zusammen«, murmelte Ash, und ich meinte, eine Spur Traurigkeit in seiner Stimme zu hören. Ich wusste nicht, ob er damit sagen wollte, ich wäre zu misstrauisch, weil ich nach möglichen Schlupflöchern in einem Feenhandel suchte, oder ob er dachte, dass ich genau das Richtige tat.
    Grimalkin schnaubte und warf mir einen verächtlichen Blick zu. »Nicht alle Feen sind darauf aus, dich zu hintergehen, Mensch«, sagte er gelangweilt. »Soweit ich das beurteilen kann, war das Angebot des Orakels echt.« Er rümpfte die Nase und klopfte mit dem Schwanz auf den Tisch. »Hätte sie dir eine Falle stellen wollen, hätte sie das Angebot mit so vielen Rätseln versehen, dass du keine Chance gehabt hättest, seine wahre Bedeutung zu entschlüsseln.«
    Ich sah fragend zu Ash hinüber und er nickte.
    »Na dann«, sagte ich und holte tief Luft. Ich hob die Glaskugel hoch über meinen Kopf. »Wird schon schiefgehen.« Dann schleuderte ich sie mit voller Kraft auf den Teppich.
    Das dünne Glas zerbrach mit einem fast melodischen Ton, die Scherben flogen in die Luft und verwandelten sich in Lichtpunkte, die durch

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