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Plötzlich Fee Bd. 3 Herbstnacht

Plötzlich Fee Bd. 3 Herbstnacht

Titel: Plötzlich Fee Bd. 3 Herbstnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Kagawa
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nie gedacht, dass … ich jemals wieder so fühlen würde. Ich wusste nicht, dass das möglich ist.« Er seufzte schwer und sah mich flehend an. »Tut mir leid, ich kann es nicht besonders gut erklären.«
    »Ist schon okay.« Ich verschränkte die Hände in seinem Nacken und lächelte. »Im Moment ist mir sowieso nicht so nach Reden.«
    Ash lächelte schwach und senkte den Kopf.
    Und erstarrte.
    Stirnrunzelnd reckte ich den Hals, sah kopfüber hinter uns und stieß einen kurzen Schrei aus.
    Paul stand oben an der Treppe und sah uns aus großen, leeren Augen an. Auch wenn er kein Wort sagte und wahrscheinlich nicht einmal verstand, was hier vorging, wurde ich knallrot und war total verlegen.
    Ash rollte sich von mir runter, stand auf und setzte seine ausdruckslose, gleichmütige Maske auf, während ich versuchte, genug Selbstbeherrschung zusammenzukratzen, um etwas zu sagen.
    Ich setzte mich auf, strich mir Haare und Klamotten glatt und starrte meinen Vater an, der meinen Blick benommen erwiderte. »Was machst du hier, Dad?«, fragte ich ihn. »Warum bist du nicht unten am Klavier?« Wo du hingehörst, dachte ich säuerlich. Natürlich war ich froh, dass mir mein Vater zum ersten Mal, seit wir hier waren, direkt ins Gesicht sah, aber sein Timing war einfach absolut beschissen.
    Paul blinzelte, starrte mich weiter benommen an und sagte nichts.
    Ich seufzte, warf Ash einen entschuldigenden Blick zu und wollte meinen Vater die Treppe hinterführen. »Komm, Dad. Gehen wir doch mal schauen, wo sich ein gewisser Kater rumtreibt, den ich dann umbringen werde, weil er uns nicht gewarnt hat.«
    »Warum?«, flüsterte Paul, und mein Herz hüpfte vor Aufregung. Er sah mich mit weit aufgerissenen Augen und tränenverschleiertem Blick an. »Warum … bin ich … hier? Wer … wer bist du?«
    Mir schnürte es die Kehle zu. »Ich bin deine Tochter.« Er starrte mich ohne jede Regung an, also erwiderte ich seinen Blick und versuchte, ihn durch die Kraft meiner Gedanken dazu zu bringen, dass er mich erkannte. »Du warst mit meiner Mom verheiratet, Melissa Chase. Ich bin Meghan. Als du mich das letzte Mal gesehen hast, war ich sechs Jahre alt. Erinnerst du dich?«
    »Tochter?«
    Ich nickte atemlos.
    Ash stand abseits und beobachtete uns schweigend; ich konnte seinen Blick auf meinem Rücken spüren.
    Paul schüttelte den Kopf – eine traurige und hoffnungslose Geste. »Ich kann mich nicht … erinnern«, sagte er schließlich, wich vor mir zurück und stieg die Treppe hinunter. Sein Blick trübte sich wieder.
    »Dad …«
    »Nicht erinnern!« Seine Stimme bekam einen schwermütigen Klang und ich blieb stehen, als jede Klarheit aus seiner Miene schwand. »Nicht erinnern! Die Ratten schreien, aber ich kann mich nicht erinnern! Geh weg, geh weg.« Er lief zum Klavier und begann, laut und heftig auf die Tasten einzuhämmern.
    Seufzend beugte ich mich über das Geländer und beobachtete ihn traurig.
    Einen Moment später schlossen sich Ashs Arme um mich und zogen mich zurück an seine Brust. »Es ist ein Anfang«, erklärte er, und ich nickte, bevor ich mein Gesicht an seinen Arm drückte. »Wenigstens spricht er jetzt. Irgendwann wird er sich erinnern.«
    Kühle Lippen drückten sich an meinen Hals, eine leichte Berührung, die mich wohlig schaudern ließ.
    »Tut mir leid«, flüsterte ich, während ich mir voller Selbstsucht wünschte, wir wären nicht unterbrochen worden. »Ich wette, das ist dir noch nie passiert.« Ash schnaubte, und ich fragte mich kurz, ob wir den verlorenen Moment irgendwie zurückholen konnten. Also streckte ich die Arme nach hinten aus und vergrub meine Finger in seinen seidigen Haaren, um ihn zu mir runterzuziehen. »Woran denkst du gerade?«
    »Dass dadurch die Dinge ins richtige Licht gerückt wurden«, erwiderte er, während die dröhnenden, düsteren, verrückten Klavierakkorde um uns herumflossen. »Dass es wichtigere Dinge gibt, über die wir uns Gedanken machen müssen. Wir sollten uns auf dein Training konzentrieren und darauf, was wir wegen des falschen Königs unternehmen können, wenn es soweit ist. Er ist immer noch da draußen und sucht nach dir.«
    Ich zog einen Schmollmund, weil mir Ashs Worte ganz und gar nicht gefielen.
    Doch er ließ mit einem leisen Lachen seine Finger über meinen Arm gleiten. »Wir haben Zeit, Meghan«, murmelte er dann. »Wenn das hier vorbei ist, wenn dein Vater seine Erinnerung wiedererlangt hat und wir uns mit dem falschen König auseinandergesetzt haben, werden wir

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