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Plötzlich Fee Bd. 3 Herbstnacht

Plötzlich Fee Bd. 3 Herbstnacht

Titel: Plötzlich Fee Bd. 3 Herbstnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Kagawa
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Problem mit dem Schein wurde nicht besser.
    Jeden Tag, wenn die Sonne im Zenit stand, beendete ich mein Mittagessen und ging runter auf die Wiese, wo Puck auf mich wartete. Er zeigte mir, wie man Schein aus Pflanzen zog, wie man sie schneller wachsen ließ, wie man aus nichts eine Illusion schuf und wie man den Wald um Hilfe anrief. Sommermagie war die Magie des Lebens, der Wärme und der Leidenschaft, erklärte er mir. Das frische Wachstum im Frühling, die tödliche Schönheit des Feuers, die wilde Zerstörungskraft eines Sommersturms – das alles waren Beispiele für Sommermagie in der normalen Welt. Er zeigte mir kleine Wunder, indem er eine tote Blume wiederbelebte oder ein Eichhörnchen rief, das sich auf seinen Schoß setzte, und gab mir dann genaue Anweisungen, wie man es machte.
    Ich versuchte es. Die Magie zu rufen, war leicht. Das war für mich so natürlich wie atmen. Ich spürte sie überall um mich herum, pulsierend vor Leben und Energie. Aber sobald ich versuchte, sie irgendwie einzusetzen, packte mich die Übelkeit und ich endete keuchend im Gras, mit so heftigen Übelkeits- und Schwindelattacken, dass ich dachte, ich würde ohnmächtig werden.
    »Versuch es noch mal«, sagte Puck eines Nachmittags, als er im Schneidersitz auf einem flachen Felsen am Bach saß, das Kinn in die Hand gestützt. Zwischen uns stand der Stiel eines Wischmopps und ragte aus dem Gras auf wie ein nackter Baum. Puck hatte ihn sich am Morgen aus dem Besenschrank »geliehen« und würde sich damit wahrscheinlich den Zorn der Heinzelmännchen zuziehen, wenn sie entdeckten, dass eines ihrer geheiligten Werkzeuge fehlte.
    Ich starrte finster den Holzstiel an und holte tief Luft. Eigentlich sollte ich dafür sorgen, dass aus dem blöden Ding Rosen und andere Blumen sprossen, aber bisher hatte ich es nur geschafft, mir mörderische Kopfschmerzen zu verpassen. Ich zog den Schein zu mir und versuchte es erneut. Okay, konzentriere dich, Meghan. Konzentration …
    Ash erschien am Rand meines Blickfeldes, verschränkte die Arme und sah uns aufmerksam zu. »Schon Glück gehabt?«, fragte er leise und zerstörte damit mühelos jede Konzentration meinerseits.
    Puck gestikulierte in meine Richtung. »Sieh selbst.«
    Genervt von beiden fixierte ich wieder den Mopp. Holz ist Holz, hatte Puck an diesem Mittag gesagt. Egal ob toter Baum, Schiffsplanke, hölzerne Armbrust oder simpler Besenstiel, die Sommermagie kann es wieder zum Leben erwecken, und sei es nur für einen Moment. Das ist dein Geburtsrecht. Konzentrier dich.
    Der Schein wirbelte roh und mächtig um mich herum. Ich schickte ihn zu dem Mopp, und sofort schlug die Übelkeit zu wie ein Hammer und mein Magen krampfte sich zusammen. Keuchend beugte ich mich vor und kämpfte gegen den Brechreiz an. Wenn es das war, was Feen spürten, wann immer sie etwas aus Eisen berührten, dann war es kein Wunder, dass sie es mieden wie die Pest.
    »Das funktioniert so nicht«, hörte ich Ash sagen. »Sie sollte aufhören, bevor sie sich ernsthaft Schaden zufügt.«
    »Nein!« Mühsam richtete ich mich auf, starrte auf den Stiel und wischte mir den Schweiß von der Stirn. »Ich werde das hinkriegen, verdammt.« Ohne auf meinen grummelnden Magen oder den Schweiß zu achten, der mir in die Augen lief, holte ich erneut tief Luft und konzentrierte mich auf den Schein, der den Mopp umtanzte. Das Holz war lebendig, es pulsierte vor Energie und wartete nur auf den kleinen Schubs, der dafür sorgen würde, dass das Leben explosionsartig aus ihm hervorbrach.
    Der Holzstiel bebte. Übelkeit kroch meinen Magen hoch. Ich biss mir auf die Lippe und hieß den Schmerz willkommen. Und plötzlich blühten Rosen an dem Stiel, rote, weiße, rosafarbene und gelbe, ein bunter Farbenregen zwischen Blättern und Dornen. Genauso schnell, wie sie erblüht waren, schrumpften die Blütenblätter zusammen, fielen ab und landeten auf dem Boden rund um den Stiel, der jetzt wieder kahl und nackt war. Doch es war ein eindeutiger Sieg und ich stieß einen Triumphschrei aus – kurz bevor ich zusammenbrach.
    Ash fing mich auf und kniete sich neben mir ins Gras. Es war mir schleierhaft, wie er immer genau wissen konnte, wo er sein musste, wenn ich umkippte.
    »Na also«, keuchte ich, während ich mich an seinen Armen abstützte, um mich aufzusetzen. »Das war doch gar nicht so schwer. Ich glaube, langsam kriege ich den Dreh raus. Lass es uns noch mal versuchen, Puck.«
    Puck zog eine Augenbraue hoch. »Äh, besser nicht, Prinzessin.

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