Plötzlich Fee Bd. 3 Herbstnacht
und sie suchen nach dir.«
Der Ritterschwur
Entsetzt blinzelte ich Ash an, während sich ein komisches Gefühl in meinem Magen ausbreitete, eine Mischung aus Aufregung und Angst. »Beide?«, flüsterte ich und warf einen Blick zu meinem Dad, der wieder zum Tisch gewandert war und sich über seine Notenblätter beugte. Er hatte es sich angewöhnt, die Feen zu ignorieren, sobald sie den Raum betraten – er sprach nie mit ihnen und sah sie kaum an. Und die Jungs ließen es dabei bewenden. Das machte einige Abende etwas ungemütlich, aber ich glaube, Paul hatte einfach Angst, dass er wieder verrückt werden könnte, wenn er ihre Aufmerksamkeit auf sich lenkte.
Ash zuckte mit den Schultern. »Sie wollten weder mit mir noch mit Puck reden, sondern meinten nur, Leanansidhe habe ihnen die Erlaubnis erteilt, hierherzukommen. Sie wollen mit dir sprechen. Sie sind jetzt draußen auf der Lichtung.«
Ich trat ans Fenster und spähte hinaus. Am Rand der Lichtung konnte ich gerade noch zwei höfische Ritter erkennen, die jeweils ein Banner trugen. Das eine war in Grün und Gold gehalten und zeigte einen stattlichen Hirschkopf, das andere war schwarz mit einer dornigen weißen Rose in der Mitte.
»Der Abgesandte meinte, er habe eine Nachricht, die ausdrücklich an dich gerichtet sei, Prinzessin«, erklärte Puck, der mit verschränkten Armen am Türrahmen lehnte. »Er behauptet, sie sei von Oberon persönlich.«
»Oberon.« Das letzte Mal, als ich meinen biologischen Vater gesehen hatte, hatte er mich ins Reich der Sterblichen verbannt, nachdem Mab zuvor dasselbe mit Ash gemacht hatte. Ich dachte, wir hätten alle Verbindungen gekappt. Er hatte das bei unserem Abschied unmissverständlich klargemacht und betont, dass ich nun auf mich allein gestellt und im Reich der Feen nie wieder willkommen sei. Was wollte der König des Sommerhofes jetzt von mir?
Es gab nur einen Weg, es herauszufinden.
»Dad?« Ich drehte mich zum Tisch um. »Ich muss kurz weg, aber ich komme bald zurück. Verlass solange bitte nicht das Haus, okay?«
Er winkte mir zu, ohne hochzusehen, und ich seufzte. Zumindest würde Paul zu beschäftigt sein, um sich Gedanken über die plötzliche Versammlung auf der Wiese zu machen.
»Alles klar«, murmelte ich und ging zur Tür, die Puck galant für mich öffnete. »Dann bringen wir es hinter uns.«
Wir überquerten den Bach und entdeckten auf einem flachen Felsen auf der anderen Seite Grimalkin, der sich völlig unbeeindruckt von der Ankunft der höfischen Abgesandten putzte. Wir gingen weiter, bis wir das andere Ende der Lichtung erreichten. Es war später Nachmittag und die Glühwürmchen tanzten schon über das Gras. Ash und Puck flankierten mich, und ihre Auren strahlten einen solchen Beschützergeist aus, dass meine Angst augenblicklich verschwand. Wir drei hatten schon so viel zusammen durchgestanden. Was sollte da noch kommen, dem wir gemeinsam nicht entgegentreten könnten?
Die beiden Ritter verbeugten sich, als wir uns näherten. Ich fing einen Schimmer der Überraschung von Ash und Puck auf, wohl darüber, dass zwei Krieger der rivalisierenden Höfe hier sein konnten, ohne sich zu bekämpfen. Die Ironie dabei amüsierte mich.
Zwischen den Rittern schob sich nun, in dem hohen Gras fast verborgen, ein kartoffelgesichtiger Gnom hindurch. Auch er verbeugte sich tief.
»Meghan Chase«, begrüßte er mich mit überraschend tiefer Stimme, die so steif und formell klang wie die eines Butlers. »Euer Vater, König Oberon, sendet Euch Grüße.«
Das ärgerte mich. Oberon hatte kein Recht, mich als seine Tochter zu bezeichnen. Nicht, nachdem er mich im Beisein des gesamten verdammten Hofstaats verstoßen hatte. Ich verschränkte die Arme und starrte den Gnom finster an. »Ihr wolltet mich sehen, hier bin ich. Was will Oberon denn?«
Der Gnom blinzelte. Die Ritter wechselten einen raschen Blick. Puck und Ash standen hoch aufgerichtet und schweigend neben mir wie Bodyguards. Obwohl ich keinen von beiden ansah, spürte ich Pucks spöttische Belustigung.
Der Gnom räusperte sich. »Ähm. Nun, wie Ihr ja wisst, Prinzessin, befindet sich Euer Vater im Krieg mit dem Eisernen Königreich. Zum ersten Mal seit Jahrhunderten haben wir ein einvernehmliches Bündnis mit Königin Mab und dem Winterhof geschlossen.« Sein Blick schnellte zu Ash, bevor er sich wieder auf mich konzentrierte. »Eine Armee der Eisernen Feen steht sozusagen auf unserer Schwelle, begierig darauf, unser Land zu verseuchen und alle seine
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