Plötzlich Fee Bd. 3 Herbstnacht
Stöpsel gezogen und meine gesamte Magie versickern lassen. Keuchend kippte ich nach vorn um.
Ash fing mich auf und hielt mich fest. Ich klammerte mich an ihn. Mir war fast schlecht vor Schwäche und ich war völlig frustriert, dass etwas so Natürliches so schwer war.
Ash ließ sich mit mir zu Boden gleiten, lehnte sich zurück und sah mich mit seinen silbernen Augen beunruhigt an.
»Ist … ist es normal, dass man danach so erschöpft ist?«, fragte ich, als langsam das Gefühl in meine Beine zurückkehrte.
Ash schüttelte mit finsterer Miene den Kopf. »Nein. Diese geringe Menge Schein hätte ein Kinderspiel für dich sein sollen.« Er stand auf, verschränkte die Arme vor der Brust und musterte mich besorgt. »Irgendetwas stimmt hier nicht, aber ich weiß nicht genug über Sommermagie, um dir helfen zu können.« Er streckte eine Hand aus und zog mich seufzend auf die Beine. »Wir werden Puck suchen müssen.«
»Was? Nein!« Ich löste mich so hastig von ihm, dass ich ins Taumeln geriet und fast wieder hingefallen wäre. »Warum? Wir brauchen Puck nicht. Was ist denn mit Grimalkin? Der kann mir doch helfen, oder?«
»Vielleicht.« Ash sah zu der Stelle hinüber, wo Grimalkin gerade im Gras kauerte und mit vor Aufregung zuckendem Schwanz einen Schmetterling belauerte. »Würdest du ihn denn wirklich fragen wollen?«
Ich wand mich. »Nein, eigentlich nicht«, seufzte ich. Blöder, Gefälligkeiten sammelnder Kater. »Na schön. Aber warum ausgerechnet Puck? Meinst du wirklich, dass er weiß, was los ist?«
Ash zuckte mit einer Schulter. »Keine Ahnung. Aber er existiert schon länger als ich und weiß vielleicht mehr über das, was mit dir los ist. Wir könnten ihn ja zumindest fragen.«
»Ich will ihn nicht sehen.« Mit finsterer Miene verschränkte ich die Arme vor der Brust. »Er hat mich angelogen, Ash. Und erzähl mir jetzt nicht, dass Feen nicht lügen können – die Wahrheit zu verschweigen, ist genauso schlimm. Er hat mich glauben lassen, dass mein Dad uns verlassen hat, dabei wusste er die ganze Zeit, wo er war. Elf Jahre lang hat er mich belogen. Das kann ich ihm nicht verzeihen.«
»Glaub mir, Meghan, ich weiß genau, wie es ist, Puck zu hassen. Das mache ich schon wesentlich länger als du, schon vergessen?« Ash milderte seine Worte mit einem kläglichen Lächeln ab, aber ich war trotzdem zerknirscht. »Du kannst sicher sein, dass ich es auch nicht gerade toll finde, ihn um Hilfe zu bitten.« Er seufzte und fuhr sich wieder mit der Hand durchs Haar. »Aber wenn dich irgendjemand in Sommermagie unterrichten sollte, dann er. Ich kann dir nur die Grundlagen zeigen, und du wirst mehr brauchen als das.«
Meine Wut verflog. Natürlich hatte er recht. Ich ließ die Schultern hängen und warf ihm einen finsteren Blick zu. »Ich hasse es, wenn du so vernünftig bist.«
Ash lachte. »Einer muss es doch sein. Und jetzt komm.« Er streckte eine Hand nach mir aus. »Wenn wir Goodfellow finden wollen, sollten wir sofort anfangen zu suchen. Falls er sich versteckt oder nicht gefunden werden will, könnte es eine Weile dauern.«
Resigniert nahm ich seine Hand und wir überquerten die Lichtung, um anschließend in den dichten Wald einzutauchen, der uns umgab.
Letzten Endes fand Puck uns.
Die ausgedehnten Wälder rund um die Hütte bestanden vor allem aus Kiefern und großen, struppigen Bäumen mit bemoosten Stämmen. Ich überlegte, dass wir wahrscheinlich irgendwo in den Bergen waren. Farne und Kiefernnadeln bedeckten den Waldboden. Die Luft war kühl und roch nach Baumsäften.
Ash glitt wie ein Geist zwischen den Bäumen hindurch und folgte irgendeinem unsichtbaren Pfad, gelenkt von seinem scharfen Jagdinstinkt. Während wir wanderten, Ästen auswichen und über nadelbedeckte Felsen kletterten, brodelte es in mir. Warum musste ausgerechnet Puck uns helfen? Was konnte der schon wissen? Vor mir tauchte das Gesicht meines Dads auf, mit tränenverschleiertem Blick, als ich ihm wieder einmal erzählte, dass meine Mom einen anderen geheiratet hatte. Wütend ballte ich die Fäuste. Egal ob die Entführung meines Dads geplant gewesen war oder nicht, Puck hatte einiges zu erklären.
Ash führte uns zu einer Höhle, die dicht von Kiefern umstanden war, blieb davor stehen und sah sich aufmerksam um. Ich trat zu ihm und nahm seine Hand, während wir die Baumstämme und Schatten absuchten.
Es war sehr still hier. Einzelne Sonnenstrahlen bahnten sich ihren Weg durch die Baumkronen und sprenkelten den Waldboden,
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