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Plötzlich Fee Bd. 3 Herbstnacht

Plötzlich Fee Bd. 3 Herbstnacht

Titel: Plötzlich Fee Bd. 3 Herbstnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Kagawa
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richtig.« Strahlend stand er auf und trat in den Flur hinaus. »Es ist fast fertig, weißt du?«, rief er mit vor Stolz geschwellter Brust über die Schulter. »Eigentlich ist es für meine Tochter, aber ich werde es dir morgen vorspielen, okay?«
    »Okay«, flüsterte ich, aber er war schon weg.
    Im Raum herrschte Stille, unterbrochen nur durch das Ticken der Wanduhr und vereinzelte Geräusche aus der Küche. Ich ging zurück zum Sofa und ließ mich neben Grimalkin auf das Polster sinken, unschlüssig, was ich jetzt tun sollte. Mir war klar, dass ich eigentlich Ash suchen und mich bei ihm entschuldigen oder ihm zumindest erklären sollte, warum ich nicht gewollt hatte, dass er mitkam. Mir wurde ganz flau bei dem Gedanken, wie wütend er auf mich war. Ich hatte ihm doch nur weitere Schmerzen ersparen wollen – woher sollte ich denn wissen, dass es einen solchen Vertrauensbruch darstellte, eine Fee aus einem Versprechen zu entlassen?
    »Wenn du dir solche Sorgen um ihn machst«, durchbrach Grimalkin die Stille, »warum fragst du ihn dann nicht, ob er dein Ritter sein will?«
    Verwirrt sah ich ihn an. »Was?«
    Seine Augen öffneten sich so weit, bis sie goldene Schlitze waren, die mich belustigt musterten. »Dein Ritter«, sagte er noch einmal, diesmal ganz langsam. »Das Wort kennst du doch, oder? So lange ist es auch noch nicht her, dass die Menschen es schon vergessen hätten.«
    »Ich weiß, was ein Ritter ist, Grim.«
    »Oh, gut. Dann sollte es dir eigentlich leichtfallen, die Bedeutung zu erfassen.« Grimalkin setzte sich gähnend auf und legte den Schwanz um die Pfoten. »Es ist eine sehr alte Tradition«, begann er, »selbst unter Feen. Eine Dame bittet einen Krieger, ihr Ritter zu sein, ihr erwählter Beschützer, so lange, bis beide ihren letzten Atemzug tun. Nur jene von königlichem Blut können das Ritual vollziehen, und die Wahl eines Favoriten steht allein der Dame zu. Doch es ist der ultimative Vertrauensbeweis der Dame an den Ritter, denn sie vertraut ihm damit mehr als allen anderen, wenn es um ihren Schutz geht, da sie weiß, dass er sein Leben für sie geben würde. Der Ritter gehorcht – soweit er kann – immer noch seiner Königin und seinem Hof, doch seine erste und einzige Verpflichtung gilt seiner Dame.« Er gähnte wieder, streckte eine Hinterpfote in die Luft und inspizierte seine Zehen. »Sicherlich eine entzückende Tradition. Bei Hofe liebt man solch dramatische Tragödien.«
    »Warum ist das denn eine Tragödie?«
    »Sollte die Dame sterben«, erklang Ashs Stimme von der Tür her und ließ mich erschrocken zusammenzucken, »stirbt der Ritter ebenfalls.«
    Schnell stand ich auf. Mein Herz raste. Ash kam nicht herein, sondern musterte mich weiter von der Tür aus. Er hatte seine Aura sorgfältig verborgen und seine silbrigen Augen glänzten kalt und ausdruckslos.
    »Begleite mich auf einen Spaziergang«, wies er mich leise an und fügte, erst als ich zögerte, ein »Bitte« hinzu.
    Ich warf Grimalkin einen Blick zu, doch der Kater hatte sich wieder zusammengerollt, die Augen geschlossen und schnurrte zufrieden. Verdammter Kater, dachte ich, während ich Ash über die Treppe hinaus in die warme Sommernacht folgte. Ihm wäre es doch völlig egal, wenn Ash mich absticht oder in einen Eiszapfen verwandelt. Wahrscheinlich hat er mit Leanansidhe eine Wette laufen, wie lange es wohl dauert .
    Entsetzt und voller Schuldgefühle, dass ich so etwas denken konnte – sowohl über Ash als auch über Grimalkin –, überquerte ich hinter dem Winterprinzen den Bach und folgte ihm schweigend über die Wiese. Glühwürmchen schwebten über dem Gras und verwandelten den Hain in eine winzige Galaxie blinkender Lichter, während eine sanfte Brise durch meine Haare fuhr, die den Geruch von Kiefern und Zedern mit sich brachte. Mir wurde bewusst, dass ich diesen Ort vermissen würde. Trotz allem war ich hier seit Langem der Normalität am nächsten gewesen. Hier war ich keine Feenprinzessin, nicht die Tochter eines mächtigen Königs oder eine Spielfigur in den ewigen Kämpfen der beiden Höfe. Morgen bei Sonnenaufgang würde sich das wieder ändern.
    »Falls du mich von meinem Eid entbinden willst«, murmelte Ash und ich nahm ein ganz leichtes Zittern in seiner Stimme wahr, »dann tu es jetzt, damit ich gehen kann. Ich wäre lieber nicht mehr hier, wenn du ins Nimmernie zurückkehrst.«
    Ich blieb stehen, woraufhin auch er stehen blieb, sich aber nicht zu mir umdrehte. Ich starrte seinen Rücken an, die

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