Plötzlich Fee Bd. 3 Herbstnacht
verschwand das Lager hinter uns.
Nachdem wir einige Minuten dahingewandert waren, murmelte Ash leise: »Ich erkenne das hier wieder.« Wir folgten immer noch dem Späherkobold und schoben uns zwischen und unter Bäumen hindurch, deren Stämme aussahen, als wären sie mit Quecksilber überzogen, und selbst in dem spärlichen Licht metallisch funkelten. »Ich denke, ich weiß, wo wir sind.«
»Ach, wirklich?« Puck klang sarkastisch. »Ich hatte mich schon gefragt, wann du draufkommen würdest, Prinz. Zugegeben, die breite Masse wusste auch nie, wie nah sie waren, also Daumen hoch für deine Geschichtskenntnisse.« Er schnaubte. »Jede Wette, dass beide, Oberon und Mab, es wussten und absichtlich nichts gesagt haben. Typisch.«
»Was?« Ich sah mich um, konnte aber nichts Außergewöhnliches entdecken – zumindest nichts Außergewöhnlicheres als einen Wald, der komplett aus Metall bestand. »Wo sind wir denn?«
»Das hier ist das Gebiet der Fomorianer«, erklärte Ash und kniff die Augen zusammen. »Wir gehen direkt auf Mag Tuiredh zu.«
Verwirrt sah ich ihn an. »Was ist Mag Tuiredh? Und was sind Fomorianer?«
»Ein uraltes Riesengeschlecht, Prinzessin«, beantwortete Puck meine Frage, während er sich unter einem tief hängenden Ast hinwegduckte. »Sie waren zur Hälfte Wasserwesen, in Clans organisiert und die hässlichsten Mistkerle, die du jemals das Unglück haben könntest, zu sehen. Alle deformiert und entstellt. Und damit meine ich einarmige, einäugige Schreckgestalten, denen Hufe aus den Köpfen wachsen und die Gliedmaßen an Stellen haben, wo einfach keine sein sollten. Eine ihrer Königinnen hatte sogar ein paar Zusatzgebisse, eins an jeder …«
»Okay, ich denke, ich hab’s kapiert«, unterbrach ich ihn schaudernd und wich einem Busch aus, aus dem Metalldornen wuchsen wie Nadeln. »Sind diese Riesenviecher denn aggressiv? Meinst du, das Eisen hat sie getötet?«
»Oh, die waren allerdings aggressiv«, fuhr Puck fröhlich fort. »Genauer gesagt waren sie so aggressiv, dass wir vor langer, langer Zeit Krieg gegen sie geführt haben. Ich glaube, das war die einzige andere Gelegenheit, bei der Sommer und Winter kooperiert haben, richtig, Prinz? Ach, warte, damals gab es dich ja noch gar nicht, nicht wahr?«
»Sie sind ausgestorben, Meghan«, erklärte Ash, ohne Puck zu beachten. »Und das schon seit Jahrhunderten. Sommer und Winter haben sie vollständig ausgelöscht. Mag Tuiredh war ihre Hauptstadt. Jetzt sind nur noch Ruinen davon übrig, und normalerweise meidet jeder diesen Ort. Es ist ein böser Ort, voller Flüche und unbekannter Monster. Einer der dunklen Orte des Nimmernie.«
»Und perfekt für den neuen Eisernen König«, überlegte ich.
Danach schwiegen wir wieder, da wir die Bäume auf einmal hinter uns ließen und sich das Eiserne Königreich vor uns ausbreitete.
Ich erinnerte mich noch gut an Machinas Reich, ein flaches, zerklüftetes Plateau, durchzogen von Lavakanälen und den endlosen Eisenbahnschienen, die direkt zu dem schwarzen Turm führten. Das hier war anders: eine öde, steinige Wüste mit riesigen, kantigen Felsen und unregelmäßig geformten Hügeln. Als ich genauer hinsah, erkannte ich, dass einige dieser Hügel gigantische Müllberge waren: Reifen, Rohre, verbeulte Autos, rostige Fässer, Satellitenschüsseln, kaputte Computer und Laptops, sogar ein Flugzeugflügel fand sich da. Aus dem steinigen Boden und entfernten Felsen ragten Straßenlaternen empor und schimmerten trüb in der dunstigen Luft. Der zerfressene rote Mond stand genau über zwei spitzen Felskämmen, so dass es aussah, als würde er von ihnen getragen. Er schien näher zu sein als je zuvor.
»Interessant«, stellte Puck fest und verschränkte die Arme vor der Brust. »Wisst ihr, früher pflegte ich zu sagen, das Gebiet der Fomorianer könnte nicht schlimmer werden, als es bereits war. Es ist doch gut zu wissen, dass selbst ich mich ab und zu noch irren kann.«
Ash trat einen Schritt vor und ließ den Blick schweigend über das Ödland wandern. Er stand mit dem Rücken zu mir, so dass ich sein Gesicht nicht sah, aber wahrscheinlich dachte er gerade an unseren letzten Ausflug in das Eiserne Königreich. Ich fragte mich, ob er sein Versprechen schon bereute.
Snigg der Kobold hustete schwach, murmelte eine Entschuldigung und kehrte in den Wald zurück, aus dem wir gerade gekommen waren, womit er uns unserem Schicksal überließ. Plötzlich bekam ich Angst und musterte Ash und Puck genauer, wobei ich
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