Plötzlich Fee Bd. 3 Herbstnacht
Nasenspitze.« Beleidigt sprang der Kater von seinem Kissen und schlüpfte, ohne sich noch einmal umzusehen, durch die Falltür.
Großartig, jetzt war der Kater sauer auf mich. So wie ich Grimalkin kannte, würde ich betteln und flehen müssen, damit er uns verriet, was er wusste. Oder ich musste ihm meinen erstgeborenen Sohn oder so etwas anbieten.
Frustriert stapfte ich die Treppe hinunter, gefolgt von Ash und Puck.
Draußen funkelten die natürlichen und künstlichen Lichter der Stadt, doch abgesehen von den Gremlins, die plappernd und summend in den Schatten kauerten, waren die Straßen verlassen. Ich fragte mich, wie viel Zeit wir durch unseren Besuch hier verloren hatten. Und ich fragte mich trotz Grimalkins Versicherungen, ob er wirklich nötig gewesen war.
»Wohin jetzt?«, wollte Ash wissen. »Haben wir ein Ziel?«
»Ja«, erwiderte ich entschlossen und war fast schon erleichtert, wieder unterwegs zu sein. »Den Turm.«
»Den Turm? Machinas Turm?«
Ich nickte. »Das ist der einzige Ort, den ich kenne, an dem wir den falschen König finden können. Der Uhrmacher hat es selbst gesagt – es endet, wo es begonnen hat. Mit ihm hat alles angefangen. Wir müssen zu Machinas Turm.«
»Klingt gut«, meinte Puck und verschränkte die Arme. »Wir haben einen Plan. Endlich. Also, äh … wie kommen wir da hin? Ich sehe hier keine Infostände, an denen Wanderkarten verkauft werden.«
Ich schloss die Augen und versuchte mich an den Turm des Eisernen Königs und den Weg zu erinnern, den wir damals genommen hatten. Ich sah die Schienen, die sich über eine flache Ebene aus Obsidian zogen, Lavabecken und Schornsteine, die den Boden aufbrachen. Ich erinnerte mich daran, wie ich mit Ash diesen Weg entlanggewandert war, während uns die Sonne die Gesichter verbrannte und wir uns dem kantigen schwarzen Monolithen näherten, der in der Ferne aufragte.
»Osten«, murmelte ich und öffnete die Augen wieder. »Machinas Turm bildet das Zentrum des Eisernen Reiches. Wenn wir Richtung Osten gehen, sollten wir ihn finden.«
Echos der Vergangenheit
Wir wanderten fast zwei Tage und hielten nur hin und wieder an, um ein paar Stunden erschöpft zu schlafen, bevor es weiter nach Osten ging. Immer der aufgehenden Sonne entgegen liefen wir durch einen Sumpf voll blubbernder Öltümpel, in denen rostige Autowracks im Schlamm verrotteten, und durch einen Wald aus Straßenlaternen und Telefonmasten, wo seltsame elektrische Vögel von Draht zu Draht flatterten und Funkenspuren hinter sich herzogen. Wir kamen am »Tal der Würmer« vorbei, wie Puck es nannte, einer Schlucht, in der Tausende weggeworfener Computer lagen und riesige Würmer herumkrochen – einige davon größer als Pythons –, deren metallisch blaue Haut von Hunderten blinkender Lichter und Funken beleuchtet wurde. Zum Glück schienen sie unsere Anwesenheit nicht zu bemerken oder sich zumindest nicht für uns zu interessieren, aber mein Herz schlug immer noch wild gegen meine Rippen, als wir das Tal der Würmer längst hinter uns gelassen hatten.
Während unseres Marsches spürte ich immer wieder ein seltsames Pulsieren, das vom Land selbst auszugehen schien. Zunächst war es nur schwach, wurde aber immer stärker, je weiter wir kamen. Als würde mich etwas rufen und mich anziehen wie ein Magnet. Und das Unheimlichste war, dass ich nur die Augen schließen und mich konzentrieren musste, dann konnte ich das Zentrum des Eisernen Reiches in meinem Inneren spüren wie die Mitte einer unsichtbaren Zielscheibe. Ash und Puck gegenüber erwähnte ich es nicht, da ich nicht sicher war, ob es vielleicht nur ein verrücktes Gefühl war. Aber ich erwischte Grimalkin ein- oder zweimal dabei, wie er mich mit ernsten, nachdenklichen Katzenaugen musterte, als wüsste er, was los war.
Am zweiten Tag erreichten wir eine große Wüste – einen Ozean aus Sanddünen, die sich mit dem Wind erhoben und in sich zusammenfielen. Ich hatte noch nie das Meer gesehen, aber so ungefähr stellte ich es mir vor, nur mit Wasser statt Sand: eine endlose Fläche, die sich bis zum Horizont erstreckte. Links von uns ragte eine zerklüftete, schwarze Steinwand hinter den Dünen auf und vom Wind getriebene Wellen schlugen gegen die gezackten Felsen und ließen Staub aufwirbeln wie Meeresschaum.
»Bist du sicher, dass wir noch auf dem richtigen Weg sind, Prinzessin?«, fragte Puck und schirmte sein Gesicht gegen die Sonne ab.
Ich kniff die Augen zusammen und spähte über die Dünen. Irgendwo auf der
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