Plötzlich Fee - Das Geheimnis von Nimmernie: Band 5 - (German Edition)
versuchte, jeden Vorwurf aus meiner Stimme zu verbannen. Es gelang nicht. »Werde ich eine Gefangene des Winterhofes sein? Ein Gast? Wird Mab mich in eine Zelle stecken, oder plant sie etwas, das ein wenig interessanter ist?«
Er zögerte, und ich hörte den Widerwillen in seiner Stimme, als er endlich antwortete: »Wie schon gesagt, ich weiß nicht, was sie vorhat. Mab teilt weder mir noch sonst jemandem ihre Pläne mit.«
»Aber es wird dort für mich gefährlich sein, oder? Immerhin bin ich Oberons Tochter. Alle werden mich hassen.« Ich erinnerte mich wieder an die hungrigen Blicke des Dunkerwichtels und rieb mir nervös die Arme. »Oder mich fressen wollen.«
Er legte mir sanft die Hände auf die Schultern, was automatisch meine Haut kribbeln und meinen Puls ansteigen ließ. »Ich werde dich beschützen«, murmelte er so leise, als würde er mehr zu sich selbst als zu mir sprechen. »Irgendwie.«
In diesem Moment erschien Grimalkin und sprang auf einen Hocker am Feuer. Ich zuckte erschrocken zusammen und Ash zog sich von mir zurück. Sofort fehlte mir seine Berührung. »Ruh dich aus«, sagte der Winterprinz und wandte sich ab. »Wenn nichts dazwischenkommt, sollten wir den Winterhof morgen Abend erreichen.«
Vorsichtig streckte ich mich auf dem Bett am Fenster aus und versuchte, nicht daran zu denken, was wohl zuletzt auf dieser Matratze gelegen hatte. Ash setzte sich mit Blick zur Tür auf einen Stuhl am Feuer, zog sein Schwert und legte es sich in den Schoß. Überraschenderweise war das Bett warm und gemütlich, und mit dem Bild von Ash vor Augen, der am Feuer Wache hielt, schlief ich ein.
Irgendwann im Laufe der Nacht muss ich aufgewacht sein, oder vielleicht habe ich es auch nur geträumt, aber in meiner Erinnerung standen Ash und Grimalkin gemeinsam am Kamin und unterhielten sich leise. Ich konnte nicht verstehen, was sie sagten, aber Ashs Gesicht wirkte so trostlos, dass es erschreckend war. Er fuhr sich mit der Hand durch die Haare und sagte etwas zu Grimalkin, der langsam nickte, bevor er etwas erwiderte. Ich blinzelte, oder vielleicht war ich auch wieder eingeschlafen, denn als ich das nächste Mal die Augen aufschlug, war Grimalkin verschwunden. Die Hände auf den Kaminsims gestützt stand Ash noch lange mit gebeugten Schultern da und starrte regungslos in die Flammen.
4
Der Jäger
»Steh auf.«
Die kalte Stimme war das Erste, was ich am nächsten Morgen hörte, sie bohrte sich durch die vielen Schichten aus Schlaf und Erschöpfung und weckte mich. In steifer Haltung stand Ash vor mir und sah mich aus seinen Silberaugen unbewegt an.
»Wir gehen«, verkündete er mit ausdrucksloser Stimme und warf etwas auf das Bett, das dort in einer dichten Staubwolke landete: ein dicker Mantel mit Kapuze, so grau und staubig, als hätte man ihm jegliche Farbe entzogen. »Habe ich im Schrank gefunden«, fuhr Ash fort und wandte sich ab. »Der sollte verhindern, dass du erfrierst. Aber wir müssen jetzt sofort aufbrechen. Je schneller wir den Winterhof erreichen, desto besser.«
»Wo ist Grim?«, fragte ich, während ich mühsam aufstand, völlig aus der Bahn geworfen von seinem plötzlichen Stimmungsumschwung. Ash öffnete die Tür und ließ einen beißenden Windstoß herein.
»Weg. Er ist heute Morgen schon früh aufgebrochen.« Er wartete neben der offenen Tür, bis ich mir den Mantel übergeworfen hatte. Als ich die Kapuze aufsetzte, nickte der Prinz knapp. »Gehen wir.«
»Stimmt etwas nicht?«, fragte ich, während ich hinter ihm durch den Schnee joggte und mein Atem dichte Dampfwolken in die Luft schickte. Alles ringsum schien von einer frischen Eisschicht überzogen. »Ist uns der Jäger wieder auf den Fersen?«
»Nein.« Er sah mich nicht an. »Nicht, dass ich wüsste.«
Ich schluckte. »Habe ich … irgendetwas falsch gemacht?«
Diesmal zögerte er kurz und seufzte. »Nein«, sagte er dann etwas sanfter. »Du hast nichts falsch gemacht.«
»Warum bist du dann so? Ash? Hey!« Ich hechtete nach vorne und packte seinen Ärmel, sodass wir beide stehen blieben.
»Lass los.« In Ashs Stimme lag eine deutliche Warnung. Ich verdrängte die Angst und blieb unnachgiebig stehen.
»Sonst was? Tötest du mich? Hatten wir diese Drohung nicht schon?«
»Führe mich nicht in Versuchung.« Aber die Kälte war aus seiner Stimme verschwunden – jetzt klang er nur noch müde. Er seufzte wieder und fuhr sich mit der freien Hand durch die Haare. »Es ist unwichtig. Nur … etwas, das Grimalkin gesagt hat.
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