Plötzlich Fee - Das Geheimnis von Nimmernie: Band 5 - (German Edition)
ungünstigsten Zeitpunkt einfordert. Aber ich bin ja definitiv niemand, der darauf herumreitet. Das wäre nun wirklich nicht richtig.«
Ash massierte sich die Nasenwurzel. »Langsam bereue ich es, dich mitgenommen zu haben.«
»Das kränkt mich zutiefst, Prinz.« Ich verschränkte die Hände hinter dem Kopf; langsam fing das Ganze an, mir Spaß zu machen. »Insbesondere, da du meine Hilfe brauchen wirst, um in das Sommerreich zu gelangen. Glaub bloß nicht, es würde Oberon und Titania verborgen bleiben, wenn plötzlich ein Winterprinz ins Herz ihres Reiches spaziert. Du würdest auffallen wie ein Oger im Porzellanladen.«
Ash setzte eine finstere Miene auf – ob der schier unlösbaren Aufgabe wegen oder weil ich ihn gerade mit einem Oger verglichen hatte, wusste ich nicht. »Ich nehme mal an, du hast einen Plan?«, murmelte er und verschränkte die Arme vor der Brust.
Ich quittierte das mit einem bösartigen Grinsen und wurde dafür mit einem Blick belohnt, in dem eine gewisse Beklommenheit aufblitzte. »Oh, bitte. Hast du vergessen, mit wem du sprichst, Eisbubi? Überlass das alles getrost meiner Wenigkeit.«
2
»Denn Oberon spuckt Gift und Galle«
Als wir die Grenze zwischen der Welt der Sterblichen und dem Wilden Wald erreichten, dämmerte es bereits. Andererseits herrschte unter dem dichten Laubdach des Wilden Waldes immer Dämmerung. Kein Sonnenstrahl schaffte es, sich einen Weg durch das massive Dickicht der über hundert Meter hohen Bäume zu bahnen. Im Gegensatz zur strahlenden Helligkeit des Sommers und der kalten Schärfe des Winters war der Wilde Wald stets düster, undurchdringlich und voller Gefahren. Er war in einem ständigen Wandel begriffen, sodass man nie wusste, worauf man als Nächstes stoßen würde.
Ich liebte das. Auch wenn ich eine Sommerfee war, fühlte ich mich hier heimischer als irgendwo sonst.
»Da wären wir«, verkündete ich, als wir unter zwei Zypressen hindurchgingen, die so miteinander verwachsen waren, dass ihre Stämme einen Torbogen bildeten. Das trübe Zwielicht des Wilden Waldes hüllte uns ein, obwohl zwischen den Blättern ein paar einsame Irrwische herumtrudelten, die wohl auf der Suche nach verirrten Reisenden waren. Zwischen den Bäumen krochen dicke, schwarze Ranken über den Boden und erstickten jede andere Vegetation auf ihrem Weg. »Es ist nicht mehr weit bis nach Arkadia. Ich hätte ja den Steig benutzt, der durch die Quarzhöhlen führt, aber ich fürchte, nach meinem letzten Besuch hat sich da ein Lindwurm einquartiert.«
Ash sah sich um, wie immer wachsam, und hob dann eine Augenbraue. »Dir ist schon klar, dass du uns mitten in das Gebiet der Stachelwölfe geführt hast, oder?«
Ich zuckte innerlich zusammen. Ich hatte gehofft, dass ihm diese unbedeutende Kleinigkeit entgehen würde. »Tja, dann müssen wir uns eben schön leise hier durchschleichen.«
»Stachelwölfe haben keine Ohren«, fuhr Ash unbeeindruckt fort. »Sie orientieren sich bei der Jagd an den Vibrationen am Boden. Und in der Luft. Wahrscheinlich registrieren sie uns genau in diesem Moment.«
»Willst du jetzt zum Sommerhof oder nicht, kleiner Prinz?«, fragte ich herausfordernd und verschränkte die Arme vor der Brust. »Das hier ist nun mal der schnellste Weg.«
Ein Rascheln in den Dornbüschen unterbrach uns, und wir erhaschten einen Blick auf ein unheilvoll funkelndes, grünes Auge und irgendetwas Großes, Stacheliges, das wieder in den Schatten verschwand.
»Und schon zieht er los, um den Rest des Rudels zu alarmieren.« Ash starrte mich böse an. »Warum passiert so etwas eigentlich immer mir?«
»Ich schätze mal, das ist reine Glückssache«, erwiderte ich fröhlich, während wir die Beine in die Hand nahmen, bevor der Rest des Rudels hier eintraf.
Es lief nicht ganz so glatt, wie ich es geplant hatte. Stachelwölfe jagen, indem sie ihrer Beute hinterhältig auflauern. Es waren zwar längst nicht die fiesesten Monster, denen wir je begegnet sind, aber trickreiche kleine Scheißer. Sie hatten die schlechte Angewohnheit, wie ein völlig harmloser Dornbusch auszusehen, und wenn man dann direkt vor ihnen war, kawumm, sprang einem plötzlich dieser große, wolfsförmige Busch ins Gesicht. Durch Wendigkeit, Ausweichmanöver und gezielte Schläge schafften wir es, am ersten Dutzend vorbeizukommen und so den stacheligen Büschen des Todes zu entrinnen, die ohne Vorwarnung auf uns zusprangen oder aus den Dornen hervorschossen. Dummerweise besaßen die Stachelwölfe die
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