Plötzlich Fee - Das Geheimnis von Nimmernie: Band 5 - (German Edition)
Dreistigkeit, aus ihren Fehlern zu lernen, und so änderten sie irgendwann ihre Strategie und fingen an, uns in Gruppen zu jagen.
Wir hatten gerade eine Lichtung erreicht, als eine der stachelbewehrten Kreaturen in die Sträucher vor uns glitt. Während wir uns vorsichtig und sprungbereit anschlichen, erwachten vier andere Büsche um uns herum zum Leben und griffen ihrerseits an. Ash und ich wirbelten herum und bewegten uns instinktiv Rücken an Rücken, während die Stacheltiere von allen Seiten heranstürmten. Ashs Schwert blitzte auf und erwischte einen von ihnen mitten im Sprung. Ich riss inzwischen meinen Dolch hoch, traf einen Stachelwolf direkt unter dem Kinn und schleuderte ihn auf seinen nächsten Freund. Als der letzte Wolf durch Ashs Klinge ein schnelles Ende gefunden hatte, entrollten sich ohne jede Vorwarnung zwei weitere Büsche. Sie hechteten auf uns zu und erwischten uns diesmal eiskalt. Der stachelige Körper eines riesigen Wolfs prallte gegen mich und warf mich zu Boden, während der zweite Wolf auf dem Schwertarm des Prinzen herumkaute.
Eine plötzliche Kälte in meinem Rücken ließ mich zusammenzucken. Dem Eisbubi war endgültig der Geduldsfaden gerissen. Aus dem Augenwinkel sah ich, wie der Prinz einen Schritt vortrat und seinen Arm in das aufgerissene Maul des Wolfs schob. Wieder ein Kälteschub. Der Stachelwolf erstarrte, Eiszapfen schossen aus seinem Maul und durchbohrten seinen Kiefer wie gigantische Nadeln. Ash packte mit der freien Hand die Schnauze des Wolfs und drückte sie mit einem lauten Knacken nach unten, sodass der Kieferknochen brach wie ein erfrorener Zweig. Der Wolf jaulte auf, rollte sich zusammen und blieb regungslos liegen.
Mit einem finsteren Blick musterte ich das Biest über mir und mühte mich, seine scharfen Zähne von meinem Gesicht fernzuhalten. »Igitt, du brauchst wirklich ein Pfefferminz, mein Freund«, belehrte ich ihn und ließ den Schein in das dornige Monster strömen. »Dann wollen wir doch mal sehen, was wir gegen deinen Mundgeruch tun können.«
Ranken schossen aus dem mit Stacheln besetzten Kopf des Wolfs hervor und schlängelten sich über sein Gesicht. Sie wickelten sich wie ein Maulkorb um seine Schnauze und blockierten so seine Kiefer. Der Wolf riss erschrocken die Augen auf. Mit einem erbärmlichen Winseln sprang er davon und verschwand zwischen den Bäumen, wobei er sich immer wieder verzweifelt mit den Pfoten über das Maul fuhr.
Ich klopfte mir den Staub von der Kleidung und stand auf. »Na, das war doch … interessant«, hob ich an und ignorierte ganz bewusst Ashs finsteren Blick. Einer seiner Ärmel war zerfetzt, vom Unterarm bis zum Ellbogen war er blutbeschmiert. »Ich kann mich nicht erinnern, dass Stachelwölfe sich früher schon einmal so verhalten hätten.«
»Wenn ich dich nicht brauchen würde, um in das Sommerreich zu kommen …«
»Oh, aber das tust du nun einmal«, rief ich ihm grinsend ins Gedächtnis. »Das sollten wir lieber nicht vergessen, nicht wahr, Eisbubi?« Sein Miene wurde noch finsterer, und er wandte sich ab.
»Komm schon«, sagte Ash schließlich mit einer Stimme, die noch kälter war als sonst. »Wir haben jetzt keine Zeit für deinen Blödsinn.«
»Das mag ich so an euch Winterfeen … Ihr seid so unglaublich geistreich, solch clevere Wortakrobaten, solch kluge und ausgelassene …«
Ich duckte mich, als ein Tannenzapfen an meinem Kopf vorbeisegelte, der mit genug Wucht geworfen worden war, um mehr als nur meine Frisur zu beschädigen. Trotzdem musste ich kichern. »Immer gut zu wissen, dass du Anteil nimmst, Eisbubi.« Mit einem kurzen Lachen rannte ich los und hoffte, außer Reichweite zu sein, für den Fall, dass kältere – und schärfere – Geschosse in meine Richtung fliegen sollten.
Nach dem Fiasko mit den Wölfen trennten Ash und ich uns vorübergehend. Der eisige Prinz verschwand zwischen den Bäumen, um seine Wunden am Arm zu säubern und zu verbinden, während ich uns ein Lager einrichtete. Das war unaufschiebbar, denn es war nie eine gute Idee, blutend durch den Wilden Wald zu laufen. Dadurch konnte man alles Mögliche – und damit meine ich wirklich alles – anlocken, was sich so in der Gegend rumtrieb. Außerdem brach die Nacht herein, und wir hätten riskiert, auf unserem Weg in den Fennmarschen zu landen. Nachts zogen Bargeste und Sumpfgeister auf der Suche nach Opfern durch dieses Moor, und auch wenn es eine schöne Herausforderung gewesen wäre, die Sümpfe zu durchqueren, ohne gefressen
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