Plötzlich Fee - Das Geheimnis von Nimmernie: Band 5 - (German Edition)
Winterprinz nicht länger hier wäre, was meinst du, wie lange es dauern würde, bis Meghan Chase sich dir zuwendet?«
Ich atmete stoßweise. Völlig überrumpelt starrte ich zu Oberon hoch. Er erwiderte meinen Blick gelassen und so ungerührt wie eine Eiche. »Was … Was wollt Ihr …?« Ich konnte den Gedanken nicht einmal zu Ende bringen. »Warum glaubt Ihr …?«
»Ich weiß, dass du sie liebst«, fuhr Oberon unbeirrt fort. »Meine Tochter. Ich weiß, welche Gefühle du für sie hegst, Robin. Und ich bin gekommen, um dir zu sagen, dass ich es gutheiße. Lieber würde ich euch beide vereint sehen, als sie und den Sohn meiner Erzfeindin.«
»Sonst noch Wünsche?« Meine Stimme klang rau und kratzig, und schnell wandte ich mich ab. Mein ganzes Täuschungsmanöver im Hinblick auf Ashs Verbleib hatte sich in Luft aufgelöst, zusammen mit einem Großteil meiner Selbstbeherrschung. Oberons Blick folgte mir, als ich ein paar Schritte ging, mich im Geäst einer kleinen Pinie festhielt und in den Abend hinausstarrte. Das Feuer hinter mir prasselte und zischte, doch Oberons Blick brannte heißer zwischen meinen Schulterblättern als jede Flamme.
»Was verlangt Ihr von mir?«, murmelte ich, ohne den Blick von dem dämmrigen Wald vor mir zu lösen. »Soll ich ihm ein Messer in den Rücken rammen, wenn er gerade nicht hinsieht? Sieht so Euer neuester Befehl aus?« Allein bei dem Gedanken drehten sich mir die Eingeweide um. »Meint Ihr nicht, dass Meghan dazu einiges zu sagen hätte? Ich wäre niemals in der Lage, das vor ihr zu verbergen.«
»Du brauchst nichts dergleichen zu tun«, fuhr Oberon leise fort. »Es genügt, den Prinzen zu enttarnen, während ihr euch am Sommerhof aufhaltet. Titania wird den Rest übernehmen. So wird sein Blut nicht an deinen Händen kleben – du würdest einzig und allein das tun, was von einem treuen Diener des Sommerhofes erwartet wird. Wenn der Prinz nicht mehr ist, wird Meghan Chase bei dir Trost suchen. Und alles wird sein, wie es sich gehört.«
Ich konnte nicht antworten. Ich konnte beinahe fühlen, wie Meghan sich wild schluchzend an mich schmiegte und um ihren Winterprinzen trauerte. Ich konnte fühlen, wie ich sie in die Arme schloss und ihr zuflüsterte, dass alles gut werden würde, dass sie ja immer noch mich hätte, dass ich sie nie verlassen würde. Und ich hätte mir für diese Gedanken am liebsten selbst das Hirn weggeblasen.
Oberon beobachtete mich schweigend. »Robin Goodfellow«, murmelte er schließlich. »Trotz all unserer Differenzen in der Vergangenheit sehe ich in dir den treuesten all meiner Diener. Wir sind alt, älter als der Winterprinz. Wir kennen uns seit Ewigkeiten. Doch manchmal frage ich mich, ob dir eigentlich bewusst ist, dass du noch immer zum Sommerhof gehörst. Er ist dein Zuhause. Du brauchst nichts anderes.«
Ich ballte meine Hände zu Fäusten und spürte, wie unter meinen Fingern ein Ast splitterte. Falls Oberon es sah, kümmerte es ihn nicht weiter.
»Meine Tochter ist nun wahrhaftig eine von uns«, fuhr er fort. »Unsterblich. Eine Königin der Feen. Also hast du alle Zeit der Welt, um dafür zu sorgen, dass sie sich in dich verliebt. Es dürfte nicht einmal besonders schwierig sein – ihr beide steht euch bereits sehr nah. Ich weiß, dass du einen Weg finden würdest, um mit ihr zusammen sein zu können, selbst in diesem Eisernen Reich. Wenn du dir einmal etwas in den Kopf gesetzt hast, Robin, kann niemand es verhindern. Doch du musst zunächst den Winterprinzen loswerden, damit sie dich überhaupt in Betracht zieht.«
Ich antwortete nicht. Doch ich spürte, wie der Lichte König sich zurückzog und zum Aufbruch rüstete. »Die Entscheidung liegt natürlich bei dir«, sagte er noch, als das Feuer sich bereits beruhigte und die Pflanzen in der Umgebung ihren wilden Tanz beendeten. »Die Jagd wird mich weit von Arkadia wegführen, weg von den Unheil stiftenden Einflüsterungen, die den Sommerhof heimsuchen. Tu, was immer du willst, Robin, doch bedenke: Wenn du meine Tochter liebst, könnte dies deine einzige Chance sein, um letztendlich mit ihr vereint zu sein. Sonst wirst du Meghan an genau den Mann verlieren, der geschworen hat, dich zu töten.«
Eine warme Brise fegte durch die Höhle und ließ die Flammen und Blätter erzittern. Als sie sich gelegt hatte, war ich allein. Der Erlkönig war verschwunden.
3
»Meine Fürstin liebt ein Ungeheuer«
Ash kam wenige Minuten später zurück, er fegte ohne Vorwarnung in die Höhle und hatte ein
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