Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Plötzlich Fee - Das Geheimnis von Nimmernie: Band 5 - (German Edition)

Plötzlich Fee - Das Geheimnis von Nimmernie: Band 5 - (German Edition)

Titel: Plötzlich Fee - Das Geheimnis von Nimmernie: Band 5 - (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Kagawa
Vom Netzwerk:
dort, wo ich meine Füße hinsetzte. Als ich das geduldig wartende Orakel erreichte, war der Teich sofort wieder vollkommen still.
    Die dunklen Augenhöhlen des Orakels musterten mich forschend. »Bist du sicher, dass dies dein Wunsch ist?«, fragte die Alte, als müsse diese letzte Formalität noch abgearbeitet werden. »Du wirst nicht auslöschen können, was du nun sehen wirst.«
    »Ich bin mir sicher«, antwortete ich.
    Sie nickte knapp. »Dann blicke hinab, Eiserne Königin. Sieh direkt nach unten, in das Wasser hinein.«
    Ich sah hinunter.
    Mein Ebenbild blickte mir entgegen, so klar und deutlich, als würde ich auf einer Glasscheibe stehen oder einem riesigen Spiegel, nicht in einem Teich. Doch dann schaute ich an meiner Reflexion vorbei, hinter meinen Kopf, wo eigentlich die Spiegelung der Höhlendecke hätte erscheinen müssen.
    Sterne flammten zwischen den Dornen auf und ein silbriger Vollmond erstrahlte an einem wolkenlosen Himmel.
    Überrascht hob ich den Blick. Die dunkle Höhle war verschwunden. Zwar befanden sich meine Füße noch immer in einer Pfütze, doch nun stand ich mitten auf einer großen Wiese, umgeben von sanften Hügeln. Ein Stück weit entfernt liefen fluffige, weiße Tiere über einen Hang wie verirrte Wolken und der Wind trug ihr leises Blöken heran.
    »Wo bin ich?«, fragte ich und drehte mich langsam im Kreis. Der Gestank von Staub und Verwesung kitzelte mich in der Nase und ließ die Schafe entsetzt über die Hügel fliehen.
    »Im Reich der Sterblichen«, hauchte das Orakel und erschien direkt neben mir. »Heutzutage nennt man diese Region Irland, glaube ich. Hier fanden viele unserer Art ihren Ursprung.«
    Bevor ich fragen konnte, was wir denn in Irland verloren hätten, trug der Wind einen weiteren Geruch heran, bei dem mir beinahe das Herz stehenblieb. Er war nur schwach, aber ich erkannte ihn sofort. Wer genügend Schlachten überlebt hat, kann diesen Geruch unmöglich ignorieren.
    Blut.
    Ich drehte mich in die Richtung, aus der der Wind kam, und sah ganz in der Nähe eine Gestalt, die allein im Mondlicht stand. Der Mann stand mit dem Rücken zu mir, aber es war unverkennbar, wie groß und schlank er war. Sein Haar schimmerte silbrig in der Dunkelheit, es hing ihm offen über den Rücken und wehte leicht im Wind. Er war umgeben von Giftpilzen – dicke, weißliche Knollen, die einen nahezu perfekten Kreis um ihn herum bildeten.
    Als ich mich ihm näherte, klopfte mein Herz wie verrückt. Der Mann drehte sich nicht um, er war ganz auf den Boden vor seinen Füßen konzentriert. Schließlich sah ich das elegant gebogene Schwert, das er locker in der Hand hielt. Die Klinge und sein Arm waren blutverschmiert, die dunklen Flecken zogen sich bis zum Ellbogen hinauf.
    Erst als ich bereits ganz nah war, drehte sich die Gestalt um. Entsetzt keuchte ich auf.
    Ich konnte sein Gesicht nicht sehen, es war völlig verschwommen, als würden seine Züge von dichtem Nebel verborgen. Aber ich kannte ihn. Ich erkannte ihn so eindeutig wie meinen eigenen Schatten oder den Rhythmus meines Herzschlags. Charismatisch, groß und umwerfend attraktiv, auch wenn sein Gesicht im Verborgenen blieb. Irgendwo in diesem Nebel erahnte ich die strahlenden, eisblauen Augen, und spürte sein Lächeln.
    Mein Sohn. Das ist mein Sohn .
    Und er war voller Blut. Es klebte an seinen Händen, seinen Armen, zog sich in dicken Streifen über seine Brust. Mein Herz zog sich vor Angst zusammen, da ich dachte, er müsse schwer verwundet sein, vielleicht sogar tödlich. War es das, was mir das Orakel zeigen wollte? War das der Kummer, von dem es gesprochen hatte? Der Tod meines Kindes? Aber wie konnte das sein, wenn er doch hier vor mir stand und ich deutlich spüren konnte, wie er mich anlächelte?
    Dann begriff ich, dass es nicht sein Blut war.
    Und ich sah, was vor unseren Füßen im Gras lag.
    Für einen Moment schien die Welt stillzustehen. Zitternd sank ich auf die Knie, unfähig mich länger aufrecht zu halten. Nein, das konnte nicht sein. Das war ein grausamer Scherz, ein Albtraum.
    Zu Füßen meines Sohnes ruhte ein Toter. Der Junge lag lang ausgestreckt auf dem Rücken und starrte blicklos zum Mond hinauf. Er war ungefähr in meinem Alter, mit zerzaustem braunem Haar und grau-blauen Augen. In den Händen hielt er zwei Dolche, doch ihre Klingen waren unbefleckt. Aus einer tiefen Wunde direkt über dem Herzen quoll Blut hervor und färbte sein einst weißes T-Shirt beinahe schwarz.
    Mir wurde übel und ich musste die

Weitere Kostenlose Bücher