Plötzlich Fee - Das Geheimnis von Nimmernie: Band 5 - (German Edition)
Gestank nach Gruft, Staub und alten Zeitungen brannte in meiner Kehle.
Einen Moment lang rührte sich niemand.
Dann räusperte ich mich. »Also gut«, begann ich und begegnete dem unheimlichen Blick der Alten. Oder zumindest hoffte ich das, denn das ist gar nicht so einfach mit einem Gesicht ohne Augen – man weiß nie, ob das Gegenüber einen nun ansieht oder nicht. »Hier bin ich, Orakel. Wir sind so schnell gekommen, wie es ging. Also, was ist das für ein Angebot, das du beim Elysium erwähnt hast? Was weißt du über mein Kind?«
»Dein Kind«, wiederholte das Orakel fast schon verträumt. »Dein Sohn . Oh ja, ich weiß so einiges über ihn.« Als sie sah, wie schockiert ich war, lächelte die Alte. »Viele Versionen der Zukunft habe ich gesehen, und in allen ist er ein faszinierendes Wesen, geboren aus Sommer, Winter und Eisen, einzigartig unter seinesgleichen. Mensch und Fee, vereint er die Magie aller drei Reiche in seinem Blut, sodass er über nie gekannte Macht gebieten wird.« Sie unterbrach sich und ihre Stirn kräuselte sich wie altes Pergament. »Doch dann trübt sich der Blick in die Zukunft. Dort draußen ist etwas, Eiserne Königin, etwas Finsteres, und es verfügt über die Macht, dir deinen Sohn zu entfremden. Ich kann es nicht genau erkennen, vielleicht ist es noch nicht einmal in dieser Welt, doch er wandelt auf einem sehr schmalen Grat, sodass er sich in jede Richtung neigen kann. Und was dann kommt …« Sie schüttelte den eingeschrumpften Kopf. »Ich habe Tod und Zerstörung im schlimmsten Ausmaß gesehen, viele Leben werden ausgelöscht, die Reiche vernichtet, und in der Mitte des Ganzen, im Auge des Sturms, befindet sich dein Sohn.«
Ich bekam kaum noch Luft und musste meine weichen Knie zwingen, mich weiter zu tragen. Sogar Puck schien schockiert – sein Gesicht unter den roten Haaren war bleich. Ash sagte nichts, doch er trat neben mich und legte eine Hand an meinen Rücken, um mich spüren zu lassen, dass er da war. Ich lehnte mich an ihn und zog Kraft aus dieser Berührung.
»Du … hast mir immer noch nicht gesagt, wie dein Angebot lautet«, flüsterte ich, während ich versuchte, die erschreckenden Informationen zu verarbeiten, mit denen mich das Orakel konfrontiert hatte. »Das alles hättest du mir auch im Voodoomuseum sagen können oder einfach irgendwo im Nimmernie. Warum hast du uns also ausgerechnet hierher bestellt?«
Die schmalen Lippen des Orakels verzogen sich zu einem grimmigen Lächeln. »Weil es etwas gibt, dass ich dir zeigen will, Eiserne Königin«, erwiderte die Alte ebenso leise und deutete auf das glatte Wasser hinter sich. »Der Traumteich kann jedem, der richtig hinzusehen vermag, seine Zukunft zeigen, oder auch die Zukunft eines anderen. Komm …« Mit einer Krallenhand winkte sie mich zu sich. »Geh in das Wasser, dann zeige ich dir deinen Sohn.«
Zögernd blickte ich zu Ash, und er nickte. Doch bevor ich einen Schritt machen konnte, ergänzte das Orakel: »Nur die Eiserne Königin!« Ruckartig sah ich hoch. »Nur eine Person kann mich in den Teich begleiten. Diese Entscheidung muss die Königin fällen, nur sie allein.«
»Es ist auch Ashs Kind«, protestierte ich. »Damit hat er ein Recht, das zu sehen.«
»Es geht nicht«, erklärte das Orakel schlicht. »Ich kann es nur einem zeigen, und du bist die Königin. Die Verantwortung und die Entscheidung, die damit einhergeht, lasten auf deinen Schultern.«
Ash nahm meinen Arm und zog mich in eine dunkle Ecke, ein Stück weg vom Orakel und dem schimmernden Teich. Puck trat wie selbstverständlich zwischen uns und das Orakel, verschränkte die Arme und grinste die Alte provozierend an, damit sie uns ja nicht folgte. Doch sie rührte sich nicht.
Als ich Ash verunsichert ansah, lächelte er zärtlich und nahm meine Hände in seine. »Ist schon gut«, murmelte er und blickte mir unverwandt in die Augen. »Ich vertraue dir. Ich weiß, dass du nur tun wirst, was für unseren Sohn das Beste ist, auch wenn ich nicht dabei bin. Denke immer daran, Meghan.« Er hob eine Hand an meine Wange. »Was auch immer das Orakel dir zeigen wird, auch wenn es noch so düster, schrecklich und Furcht einflößend ist: Es ist noch nicht geschehen. Lass dich nicht durch Angst dazu verleiten, etwas zu tun, das wir beide bereuen könnten.«
Ich nickte, während mein Herz raste. Ash beugte sich über mich und hauchte mir einen Kuss auf den Hals, genau unterhalb des Ohres. Ich erschauerte. »Ich liebe dich«, flüsterte er. »Und
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