Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Plötzlich Fee - Das Geheimnis von Nimmernie: Band 5 - (German Edition)

Plötzlich Fee - Das Geheimnis von Nimmernie: Band 5 - (German Edition)

Titel: Plötzlich Fee - Das Geheimnis von Nimmernie: Band 5 - (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Kagawa
Vom Netzwerk:
Hände vor den Mund pressen, um nicht laut zu schreien. Ich hatte diesen Jungen nie gesehen, zumindest nicht so, aber er war mir nur allzu vertraut. Ich erkannte sein Gesicht, seine Augen, den brennenden Schmerz in meiner Brust. Auch wenn er viel älter war und sich stark verändert hatte, würde ich ihn jederzeit wiedererkennen.
    »Ethan«, flüsterte ich und berührte vorsichtig seinen Arm. Er war kalt und klebrig. Entsetzt zog ich die Hand zurück und schüttelte den Kopf. »Nein«, sagte ich zitternd. »Nein, das ist nicht wahr. Es kann nicht wahr sein.« Ich sah zu meinem Sohn hinauf, der jetzt nicht länger lächelte, und spürte seine kalten, blauen Augen, die mich abschätzend musterten. » Warum ?«
    Mein Sohn antwortete nicht. Er steckte sein Schwert weg und starrte auf den Leichnam hinab. Und obwohl sein Gesicht verborgen blieb, konnte ich spüren, dass ihm Tränen über die Wangen liefen. Eine leise Stimme wurde über das Gras zu mir herangetragen, klar, jung und voll unendlicher Möglichkeiten.
    »Es tut mir leid.«
    Dann drehte er sich um und ging davon, ließ mich in meiner Trauer, meinem Entsetzen und meiner Verwirrung zurück, während ich auf den leblosen Körper meines kleinen Bruders starrte.
    »Dies ist immer der Auslöser«, flüsterte das Orakel irgendwo hinter mir. »Welchen Weg auch immer dein Sohn später wählt, den des Retters oder den des Zerstörers, dieser Schlüsselmoment ist der Vorbote jeder weiteren Entwicklung. Der Tod von Ethan Chase entfesselt einen Sturm, wie ihn das Feenreich noch nie gesehen hat, und im Auge dieses Sturms befindet sich dein Sohn.«
    »Das … das kann nicht seine einzige Zukunft sein«, stammelte ich. Ich wollte einfach nicht glauben, dass mein Sohn dazu bestimmt sein sollte, meinen Bruder zu töten. »Es muss andere Pfade geben, andere Resultate. Das hier kann nicht festgeschrieben sein.«
    »Nein«, gab das Orakel fast widerstrebend zu. »Es ist nicht der einzige Pfad. Aber diese Variante der Zukunft ist die deutlichste. Und mit jedem Tag wird sie deutlicher. Sieh es als Warnung, Eiserne Königin: Dein Bruder und dein Sohn befinden sich auf Kollisionskurs und sollten sie sich jemals begegnen, hängt das Schicksal des Nimmernie am seidenen Faden. Ebenso wie das Leben deiner Familie. Aber … ich könnte das verhindern.«
    Endlich riss ich mich vom Anblick des toten Ethan los und sah zu ihr hoch. »Du? Wie denn?«
    Die Augen der Alten starrten mich mitleidlos an, während der Wind ihre Kleidung herumflattern ließ wie alte Lumpen. »Ich biete dir einen Vertrag an«, hauchte sie. »Einen Handel, zum Wohl des Nimmernie und deiner Familie. Durch den viele Leben gerettet werden, auch das deines Bruders.«
    Eine eisige Faust schien nach meinem Herzen zu greifen. Plötzlich wusste ich, was sie verlangen würde, doch trotzdem fragte ich weiter: »Was für ein Vertrag? Was willst du von mir?«
    »Dein Kind«, bestätigte die Alte meine Vorahnung. »Versprich mir deinen Erstgeborenen, dann wird jede Zukunftsvariante, die ich von ihm gesehen habe, sich auflösen. Dein Bruder wird verschont werden und das Nimmernie wird nicht in Gefahr geraten, wenn du seinen Faden aus dem Schicksalsteppich entfernst.«
    »Nein!« Die Antwort kam wie aus der Pistole geschossen, ich musste gar nicht erst darüber nachdenken. Auf keinen Fall würde ich meinen Erstgeborenen dieser gruseligen Fee überlassen. Das kam überhaupt nicht infrage. Doch das Orakel hob beschwichtigend beide Hände, sodass seine Krallen im Mondlicht glänzten.
    »Denke gründlich darüber nach, Eiserne Königin«, hauchte es. »Natürlich befiehlt dir dein erster Impuls, es abzulehnen, aber bedenke, welche Auswirkungen deine heutige Entscheidung haben könnte. Das Schicksal des Nimmernie und das deiner sterblichen Familie hängt davon ab. Du bist eine Feenkönigin – du hast Verpflichtungen gegenüber deinen Untertanen und deinem Reich. Dir obliegt es, sie zu beschützen, und zwar vor allen Gefahren, welche Gestalt sie auch haben mögen. Wäre es nicht dein Sohn, sondern ein Fremder, der die Zukunft des Nimmernie und zahllose Unschuldige bedroht, würdest du ihn nicht aufzuhalten versuchen?«
    »Aber es ist kein Fremder«, erwiderte ich mit zitternder Stimme. »Es ist mein Kind. Ashs Kind. Das kann ich ihm nicht antun.«
    »Du bist seine Königin«, hielt das Orakel dagegen. »Er wird es verstehen und jede deiner Entscheidungen respektieren, ganz egal, ob er deiner Meinung ist oder nicht.« Die Alte streckte die

Weitere Kostenlose Bücher