Plötzlich Fee - Sommernacht - Kagawa, J: Plötzlich Fee - Sommernacht - The Iron Fey, Book 1: The Iron King
teilte: »Wir waren auf der Jagd«, wiederholte er, »und verfolgten unsere Beute bis in ein Gebiet, in dem wir noch nie gewesen waren. Der Wilde Wald ist riesig, und einige Teile verändern sich ständig. Er kann sehr gefährlich sein, selbst für uns. Wir verfolgten den goldenen Fuchs drei Tage lang durch unbekannte Haine und Waldstücke und schlossen Wetten ab, wessen Pfeil ihn letztendlich zur Strecke bringen würde. Puck prahlte damit, dass der Winter mit Sicherheit gegen den Sommer verlieren würde, und Ariella und ich hielten dagegen. Währenddessen wurde der Wald um uns herum immer dunkler und dichter. Unsere Pferde waren Feenrösser, deren Hufe den Boden nicht berührten, doch sie wurden trotzdem immer nervöser. Wir hätten auf sie hören sollen, aber das taten wir nicht. Stolz und Sturheit trieben uns voran wie Narren.
Am vierten Tag erreichten wir schließlich eine Anhöhe, von der es hinunter in eine steile Bodensenke ging. Auf der anderen Seite lief genau an der Kante der goldene Fuchs entlang. Die Senke, die uns von ihm trennte, war gar nicht besonders tief, aber sie war breit und bestand nur aus einem Gewirr von Schatten und dichtem Gestrüpp, was es schwer machte, zu erkennen, was sich eigentlich dort unten befand. Ariella wollte sie umgehen, auch wenn das länger gedauert hätte. Puck war anderer Meinung, er beharrte darauf, dass wir die Beute verlieren würden, wenn wir nicht den direkten Weg durch die Senke nähmen. Wir stritten uns. Ich schlug mich auf
Ariellas Seite – ich wusste zwar nicht, warum sie so ängstlich war, aber wenn sie nicht hindurchreiten wollte, würde ich sie nicht dazu zwingen. Puck jedoch hatte andere Pläne. Während ich mein Pferd wendete, stieß er einen Schrei aus, klatschte Ariellas Pferd mit der Hand aufs Hinterteil und trieb sein eigenes Ross an. Sie sprangen über die Kante und rasten den Abhang hinunter, wobei Puck mir zurief, ich solle versuchen, sie einzuholen, wenn ich könnte. Mir blieb nichts anderes übrig, als ihnen zu folgen.«
Ash schwieg. Sein Blick hatte sich verfinstert, heimgesucht von den Geistern der Vergangenheit. Er starrte so lange in die Ferne, bis ich es nicht mehr aushielt.
»Was ist passiert?«, flüsterte ich.
Er lachte bitter. »Ariella hatte natürlich Recht. Puck führte uns direkt in ein Wyvernnest.«
Ich kam mir blöd vor, weil ich fragen musste, aber … »Was sind Wyvern?«
»Sie sind mit den Drachen verwandt«, erklärte Ash. »Weniger intelligent, aber trotzdem extrem gefährlich. Sie verteidigen ihr Territorium bis zum Tod. Das Ding tauchte aus dem Nichts auf, griff mit Krallen, Zähnen und Flügeln an und schlug mit seinem Giftstachel nach uns. Es war riesig, ein uraltes Männchen, bösartig und mächtig. Wir kämpften, Seite an Seite. Wir waren schon so lange befreundet, dass wir den Kampfstil der anderen in- und auswendig kannten und damit den Gegner gemeinsam besiegen konnten. Ariella landete schließlich den tödlichen Treffer. Doch sterbend schlug der Wyvern noch einmal mit dem Schwanz und bohrte seinen Stachel
in ihre Brust. Wyverngift ist sehr stark, und wir waren viel zu weit von jedem Heiler entfernt. Wir … wir haben versucht, sie zu retten, aber…«
Er holte bebend Luft. Ich drückte seinen Arm, um ihm Trost zu spenden.
»Sie ist in meinen Armen gestorben«, beendete er mühsam beherrscht seine Erzählung. »Sie starb mit meinem Namen auf den Lippen, sie flehte mich an, sie zu retten. Während ich sie hielt und zusehen musste, wie das Leben aus ihren Augen schwand, konnte ich nur an eines denken – dass Puck daran schuld war. Wäre er nicht gewesen, wäre sie noch am Leben. «
»Es tut mir so leid, Ash.«
Ash nickte knapp. Seine Stimme wurde hart, als er fortfuhr : »An diesem Tag habe ich geschworen, Ariellas Tod zu rächen und Robin Goodfellow zu töten – oder bei dem Versuch zu sterben. Wir sind seitdem einige Male aufeinandergetroffen, aber Goodfellow schafft es immer wieder, sich mir zu entziehen, oder er blendet mich mit einem Trick, der unser Duell beendet. Ich finde keine Ruhe, solange er lebt. Ich habe Ariella versprochen, dass ich Robin Goodfellow so lange weiter jagen werde, bis einer von uns tot ist.«
»Puck hat gesagt, es sei ein Missverständnis gewesen. Er wollte nicht, dass das passiert.« Die Worte schmeckten bitter. Es fühlte sich nicht richtig an, ihn zu verteidigen. Ash hatte aufgrund von Pucks Taten jemanden verloren, den er liebte, wegen eines Streichs, der zu weit gegangen
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